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2x Professor Manstein

2x Professor Manstein

Titel: 2x Professor Manstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Inspektor Grewes so leicht begreifen würde. Vielleicht hatte er auch gar nicht begriffen – vielleicht war er ebenso wie er selbst einer von den Menschen, die ernsthafte Erkenntnisse ungeachtet ihrer eigenen Vorurteile hinzunehmen pflegten. Barbara verhielt sich naturgemäß anders – sie war eine Frau. Manstein wandte sich an sie.
    „Es ist nicht so schlimm, wie du denkst, mein liebes Kind! Ich heiße ebenso Manstein wie der Mann, den du bisher kanntest – sogar auch Karl mit Vornamen. Ich bin am selben Tag geboren wie er – und ich habe im wesentlichen auch das gleiche erlebt und gesehen wie er. Was mich von ihm unterscheidet, ist – soweit wir es übersehen können – ausschließlich der rote Fleck auf meiner Schulter. Ich bin nicht etwa eine völlig andere Person – ich bin, drücken wir es einmal so aus, eine neue Variation des Wesens Karl Manstein, das im fünfdimensionalen Raum in beinah unendlich vielen Variationen existiert!“
    Barbara war offenbar noch weit davon entfernt, diese Erkenntnis zu verdauen oder auch nur hinnehmen zu können. Sie war jedoch klug genug, durch ihre Einwände die Unterhaltung des Abends nicht weiter zu belasten.
    „War das Ihr sogenanntes Testament?“ fragte Grewes.
    „Ja – das war es! Ich habe mir für morgen abend etwas vorgenommen, was nicht ungefährlich zu sein scheint. Ich war der Ansicht, daß vor diesem Unternehmen alle Beteiligten besser informiert seien. Natürlich werde ich mit der Gruppe in Verbindung treten, die über die physikalischen Grundlagen des Phänomens erheblich besser Bescheid zu wissen scheint als ich selbst. Sollte mir dabei etwas zustoßen, dann können wenigstens Sie, Inspektor, dafür sorgen, daß meine Arbeit fortgesetzt wird! Ich möchte, wenn ich morgen abend weggehe, die Gewißheit haben, daß sich jemand darum bemüht, den Manstein, der in diesen Raum gehört, wieder herbeizuschaffen – nachdem er an jenem verhängnisvollen Freitag/Sonnabend aller Wahrscheinlichkeit nach einfach mit mir ausgetauscht worden ist!“
     
    *                     *
    *
     
    Es war schon längst dunkel am nächsten Abend, als Manstein sich auf den Weg machte. Die Luitpoldstraße lag in einem anderen Teil der Stadt; Manstein benutzte für einen Teil des Weges die Straßenbahn. Von der Haltestelle aus hatte er noch zehn Minuten zu gehen.
    Auf beiden Seiten der Straße standen nur Neubauten. Die Gegend war für diese Tageszeit ungewöhnlich ruhig – was Manstein zu der gemurmelten Bemerkung veranlaßte:
    „Jedes Mal, wenn es gefährlich wird, ist kein Mensch in der Nähe!“
    Er griff nach der Pistole, die er in der Tasche seines Mantels trug. Er besaß zwar keinen Waffenschein, aber im Augenblick der Gefahr würde auch niemand danach fragen.
    Er erreichte das Haus Nummer neunzehn. Die Haustür war nicht verschlossen. Hinter der Tür lag ein kleiner Vorplatz mit der Tür des Aufzugschachtes. Der Aufzug stand unten. Manstein sah auf seine Uhr. Es war zwei Minuten vor sieben.
    Er betrat die Kabine des Aufzugs und drückte den siebten Knopf. Der Aufzug fuhr schnell und verstärkte dadurch das unangenehme Gefühl, das Manstein ohnehin schon im Magen hatte. Der siebte Stock bestand aus einem langen Flur mit mehreren Türen. Manstein knipste das Licht an und überzeugte sich, daß nur auf einer der Türen ein Namensschild klebte. – Diese Tür war nur angelehnt. Er stieß sie auf und sah in einen bis auf einen Stuhl völlig leeren Raum. Die Wände waren mit einer derart farblosen Tapete beklebt, daß sie aussahen wie getüncht. Manstein trat ein und setzte sich auf den Stuhl. Er hatte kaum Platz genommen, als hinter ihm die Tür ins Schloß fiel. Niemand war da, der sie berührt hätte. Manstein wartete. Dabei betrachtete er den Sekundenzeiger seiner Uhr – noch vierzig Sekunden bis sieben Uhr.
    Genau um sieben Uhr hörte Manstein plötzlich einen Knacks und darauf das Rauschen eines eingeschalteten Lautsprechers. Manstein versuchte herauszufinden, wo sich der Lautsprecher befand, aber er wurde in seiner Suche durch eine Stimme unterbrochen, die aus der Wand zu kommen schien:
    „Wir sind erfreut, Professor, daß Sie zu uns gefunden haben. Bei Ihrer Intelligenz nehmen wir nicht an, daß Ihnen entgangen ist, daß vor einigen Tagen in Ihrem Leben eine entscheidende Wandlung eintrat. Wir sind imstande, Ihnen diese Wandlung zu erläutern. Wir stellen jedoch dafür einige Bedingungen!“
    In der Hoffnung, jemand könne ihn hören, fragte

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