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2x Professor Manstein

2x Professor Manstein

Titel: 2x Professor Manstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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der Zeitung hörte er plötzlich die leise Stimme des Mannes, der neben ihm am Tisch saß.
    „Legen Sie die Zeitung hin, Professor, und hören Sie mir zu!“
    Manstein ließ die Zeitung sinken. Er hatte eine äußerst scharfe Erwiderung auf der Zunge, erkannte jedoch rechtzeitig, daß der Fremde knapp über der Tischkante die Mündung einer Pistole auf ihn gerichtet hielt. Er verdeckte die Waffe mit seinem Körper so, daß niemand anderer im Lokal sie sehen konnte.
    „Was wünschen Sie?“ fragte Manstein.
    „Nicht so laut, Professor! Ich habe nicht die Absicht, mich durch die Stärke Ihrer Stimme in Unannehmlichkeiten bringen zu lassen!“
    Manstein nickte. Etwas leiser sagte er:
    „Also – was ist los?“
    „Ich habe Ihnen eine Einladung zu überbringen! Wenn Sie daran interessiere sind, die seltsamen Vorgänge der letzten Zeit aufzuklären, dann kommen Sie morgen abend, neunzehn Uhr, in die Luitpoldstraße Nummer neunzehn!“
    „Was soll ich dort?“
    Der Fremde ließ sich durch die Zwischenfrage nicht beirren.
    „Das Haus ist ein Neubau. Nehmen Sie den Aufzug und fahren Sie bis zum siebten Stock! Die Wohnungstür wird offen sein! Treten Sie ein und nehmen Sie Platz! Was dann geschieht, werden Sie sehen!“
    „Ist das alles?“
    Der Fremde nickte.
    „Das ist alles! Ich werde mich jetzt entfernen. Versuchen Sie nicht, mir zu folgen. Ich bin einer von denen, denen es weniger ausmacht, auf einen Menschen zu schießen, als von der Polizei gefaßt zu werden!“
    Der Fremde stand auf. Bevor er den Tisch verließ, sagte er noch einmal:
    „Vergessen Sie nicht: Morgen abend, neunzehn Uhr, Luitpoldstraße Nr. neunzehn, siebter Stock!“
    Manstein nickte und verfolgte gespannt, wie der Fremde sich zwischen den Tischen hindurchwand. Seine Waffe hatte er in die Jackettasche gesteckt. Manstein bezweifelte zwar, daß er im Ernstfall tatsächlich schießen würde, aber er verzichtete lieber darauf, ein Risiko einzugehen. Außerdem hatte ihm der Fremde angeboten, daß er morgen abend über die seltsamen Vorgänge ohnehin Aufklärung erhalten werde.
    Wenig später erschien das Hauptgericht. Wenn Manstein auch durchaus zufrieden war mit dem, was er gehört hatte, so war ihm doch der Appetit in der Zwischenzeit zum Teil vergangen. So sehr er es begrüßte, gerade als Physiker in ein Abenteuer hineingeraten zu sein, das ihm experimenteller Beweis für eine der kühnsten Theorien der theoretischen Physik zu sein schien, so bereitete es ihm doch äußerstes Unbehagen, auf Schritt und Tritt von jemandem bewacht zu werden, den er nicht sah. Er verzehrte sein Mittagessen und kehrte zum Institut zurück – nachdenklich, ob er die Einladung morgen abend befolgen solle oder nicht.
    Am späten Nachmittag entschied er sich, sie anzunehmen. Er rief Inspektor Grewes an.
    „Haben Sie heute abend Zeit, bei mir vorbeizukommen?“
    „Ungern!“ sagte Grewes ohne Bemühung, freundlich zu sein. „Ich komme nur, wenn es wirklich etwas Wichtiges gibt!“
    „Es ist außerordentlich wichtig!“ sagte Manstein. „Man könnte es beinahe ein Testament nennen!“
    „Für Testamente habe ich nur dann etwas übrig, wenn ich in ihnen erwähnt werde! Aber gut – ich komme!“
    „Danke schön!“ sagte Manstein und legte auf.
    Kaum zehn Minuten später klingelte das Telefon. Manstein nahm ab. Er hatte kein besonders gutes Gedächtnis für Stimmen, aber das näselnde Organ des Mannes, der heute mittag mit ihm an einem Tisch gesessen hatte, fiel ihm sofort auf.
    „Ich habe vergessen, Professor, Sie auf etwas aufmerksam zu machen! Natürlich hat es für Sie gar keinen Zweck, wenn Sie in Begleitung der Polizei erscheinen! Wir sind in der Lage, uns dagegen zu sichern!“
    „Ich habe verstanden!“ sagte Manstein. „Ich werde alleine kommen!“
    „Gut!“
    Es klickte in der Leitung.
    Manstein war sehr nachdenklich geworden. Seitdem er mit Daumier zusammen die Gleichung zu Ende gerechnet hatte, wußte er, daß er in ein erregendes Abenteuer hineingeraten war. Jetzt aber wurde ihm zum erstenmal so richtig klar, daß dieses Abenteuer seine Gefahren hatte. Er war fest entschlossen, morgen abend in die Luitpoldstraße zu gehen. Andererseits wußte er, daß er sich damit wahrscheinlich jemandem auslieferte, der schon mehrere Anschläge auf sein Leben durchgeführt hatte. Und wenn es auch so aussah, als habe dieser Unbekannte sich inzwischen eines Besseren besonnen, so war doch keineswegs gewiß, ob es sich bei der Einladung nicht um eine Falle

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