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2x Professor Manstein

2x Professor Manstein

Titel: 2x Professor Manstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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tanzten. Der Strahl lief zwischen den beiden Platten des Kondensators hindurch. Mehr durch Zufall bemerkte Manstein, daß zwischen den Platten der Staub in wirbelnder Bewegung war Er sah genau hin und entdeckte, daß die Staubteilchen – offenbar elektrisch aufgeladen – auf die eine Platte zustrebten. Das taten sie mit einer Geschwindigkeit, die Manstein ahnen ließ, daß an dem Kondensator eine erhebliche Spannung liege.
    Um den Kondensator herum stand eine Unmenge anderer Geräte, die es einem Unbefangenen unmöglich machten, zu übersehen, ob der Kondensator an irgendeiner Leitung angeschlossen sei. Manstein räumte alles andere beiseite und erkannte dann die beiden starken Leitungen, die von den isolierten Kondensatorfüßen weg hinter die Tischkante liefen.
    Er suchte nach einem Elektrometer und fand eines nach wenigen Minuten. Vorsichtig brachte er es zwischen die beiden Platten des Kondensators und las den Ausschlag ab: 2400 Volt.
    Er merkte, wie ihm die Knie zu zittern begannen. Er griff nach einem Stuhl und ließ sich schwer darauf fallen. Um die beiden Kondensatorplatten von dem Tischchen herunterzuholen, hätte er nicht nach ihren isolierten Füßen gefaßt, weil diese unter der Menge anderer kleinerer Geräte fast verschwanden, sondern nach den leicht greifbaren Metallplatten. Er hätte sicherlich mit der rechten Hand nach der rechten Platte und mit der linken Hand nach der linken gegriffen. Damit hätte er eine Brücke für 2400 Volt Gleichspannung geschaffen.
    2400 Volt Gleichspannung waren mehr, als selbst ein Elefant unbeschädigt vertragen konnte. Manstein war vom ersten Augenblick an davon überzeugt, daß dies ein weiterer Anschlag auf sein Leben sei. Er überlegte, wem er ihn zu verdanken habe. Wer könnte wissen, daß er sich in Daumiers Institut aufhielt? War es möglich, daß trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ihm gestern abend und auch heute morgen jemand gefolgt war?
    Nach einer Weile erschien Daumier wieder.
    „Lieber Freund – sind Sie weitergekommen?“ fragte er.
    Manstein schüttelte den Kopf.
    „Sehen Sie sich das an!“ sagte er.
    Dabei deutete er auf den Kondensator. Daumier trat an das Tischchen heran und zuckte mit den Schultern.
    „Was soll daran Besonderes sein?“
    Er streckte die Hände aus und wollte nach den beiden Platten greifen.
    „Nicht!“ schrie Manstein. „Um Gottes willen!“
    Er sprang auf und riß Daumier zurück. Daumier war blaß geworden und sah ihn fassungslos an.
    „Aber was ist denn?“
    Manstein holte das Elektrometer herbei und hielt es zwischen die beiden Platten, ohne ein Wort zu sagen. Daumier war etwas kurzsichtig und mußte mit dem Kopf näher heran gehen, um den Ausschlag abzulesen.
    „2400 Volt – mein lieber Himmel!“
    Er richtete sich langsam wieder auf und sah Manstein an wie das achte Weltwunder.
    „Wie haben Sie es gemerkt?“
    „Sehen Sie sich den Staub an!“
    Das Phänomen mußte auch Daumier auffallen. Er deutete auf den feinen Lichtstrahl und sagte:
    „Dieser Sonnenstrahl war ein Fingerzeig Gottes für Sie, nicht wahr?“
    „Anders kann man es nicht nennen!“
    „Ich werde sofort veranlassen, daß die Kriminalpolizei den Fall untersucht!“ sagte Daumier.
    Manstein winkte ab.
    „Lassen Sie das sein, Daumier! Ich glaube nicht, daß die Polizei irgendwelchen Erfolg haben würde. Die Leute, mit denen wir es hier zu tun haben, sind den Methoden unserer Kriminalpolizei längst gewachsen!“
    „Aber …“
    „Außerdem ist es hier im Institut so gut wie unmöglich, festzustellen, wer an einen der hundert Kondensatoren, die es hier gibt, diese hohe Spannung gelegt hat! Fangen wir lieber mit dem Versuch an!“
    Sie beendeten ihren Versuchsaufbau und begannen mit den Messungen. Am Abend dieses Tages war es einwandfrei bewiesen, daß die Lichtgeschwindigkeit in guter Näherung 3.10 8 m/sec betrug und nicht etwa 2,5.10 8 m/sec, wie die Welt im Augenblick glaubte.
    „Selbstverständlich muß das der Öffentlichkeit sofort mitgeteilt werden!“ sagte Manstein.
    Daumier nickte.
    „Am besten verfassen wir morgen früh einen Bericht!“
    Manstein verabschiedete sich und fuhr zu seinem Hotel zurück. Im Vorbeigehen fragte er den Portier:
    „Irgendeine Nachricht für mich da?“
    „Nein, Monsieur!“
    Manstein benutzte den Aufzug bis in sein Stockwerk. Der Gang lag still und verlassen. Manstein schloß die Tür seines Zimmers auf und trat ein. Im selben Augenblick spürte ei den Geruch frischen Zigarettenrauches.
    „Ist jemand hier?“

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