2x Professor Manstein
Überzeugung, daß niemand so schlau sein könne, ihn vom Bahnhof bis hierher zu verfolgen.
Er verbrachte eine ruhige Nacht und suchte am nächsten Morgen Professor Daumier auf Wie schon beim letztenmal ließ Daumier alles stehen und liegen, womit er gerade zu tun hatte, und widmete seine Zeit Professor Manstein. Manstein hatte sich hin und her überlegt, ob er Daumier alle seine Sorgen vortragen solle. Daumier war nicht eigentlich ein Freund von ihm – sie waren aber Männer, die die größte Achtung voreinander hatten.
Daumier hörte Mansteins einstündigem Vortrag mit Interesse zu. Wie schon beim erstenmal sah sich Manstein getäuscht, wenn er angenommen hatte, daß Daumier besonders überrascht sein würde. Er unterbrach ihn mit keiner Bemerkung und sagte zum Schluß nur:
„Mein lieber Freund – was Sie erlebt haben, grenzt beinahe an das Unglaubliche!“
Die Fähigkeit, sich zu wundern, schien er zusammen mit seiner Gesundheit verloren zu haben. Manstein bemerkte, daß er noch schlechter aussah als vor drei Wochen.
„Dennoch besteht an alledem kein Zweifel!“ erwiderte der Professor. „Die Theorie, die wir zusammen ausgearbeitet haben, ist ebenso wahr wie die Anschläge, die bisher auf mich verübt worden sind!“
Daumier zog die Augenbrauen hoch.
„Und was kann ich für Sie tun, lieber Freund?“
„Ich hatte angenommen, Sie würden mir vielleicht dabei behilflich sein, den Sinn dieser Fehlerseuche zu entdecken!“
Daumier nickte.
„Dazu bin ich selbstverständlich gerne bereit! Aber es wird eine Menge Zeit in Anspruch nehmen!“
„Die Sie nicht haben?“ fragte Manstein.
„Die ich sehr wohl habe, die Sie aber vielleicht nicht aufbringen könnten!“
Manstein winkte ab.
„Machen Sie sich darüber keine Gedanken! Ich habe im Augenblick nichts anderes zu tun!“
Sie unterhielten sich eine Weile über die Dinge, die sie tun wollten. Dabei sagte Daumier:
„Ich habe mich damals sehr gewundert, als die Nachricht von der neuesten Messung der Lichtgeschwindigkeit bekannt wurde. Ich habe sie jedoch einfach hingenommen. Wer in unserer Zeit macht sich schon ernsthafte Sorgen um den genauen Betrag dieser Geschwindigkeit? Niemand! Wichtig an ihr ist ja letztlich nicht die genaue Ziffer, sondern vielmehr, daß sie eine absolute Naturkonstante ist – gleichgültig, ob sie um 20 Prozent höher oder tiefer liegt!“
„So wird es jedem anderen auch ergangen sein, denke ich!“ sagte Manstein. „Auf diese Art und Weise hatten die Unbekannten leichtes Spiel!“
Daumier nickte nachdenklich. Nach einer Weile meinte er:
„Vielleicht sollten wir den ersten Versuch gleich beginnen?“
Manstein stimmte zu.
„Ich werde die Institutsdiener beauftragen, die Geräte zusammenzustellen! Wie wäre es in der Zwischenzeit mit einem Frühstück?“
Manstein hatte zwar schon im Hotel gefrühstückt, aber er nahm die Gelegenheit gerne wahr, vor Beginn der Versuche sich noch einmal mit Daumier über theoretische Dinge zu unterhalten.
Infolge der Trägheit, der Daumiers Institutsdiener offensichtlich im stärkeren Maße unterlagen als Hausmeister Meier in Darmstadt, hatten sie für ihre Unterhaltung gute zwei Stunden Zeit. Gegen Mittag begannen sie, die Geräte zusammenzubauen. Mitten in der Arbeit wurden sie durch einen Telefonanruf unterbrochen.
Daumier nahm den Hörer ab, sprach eine Weile und wandte sich dann an Manstein.
„Ich muß Sie leider einen Augenblick allein lassen, lieber Freund! Ich werde an anderer Stelle dringend benötigt. Wollen Sie solange allein weitermachen?“
„Selbstverständlich!“
Daumier deutete auf einen kleineren Tisch in einer Ecke des Raumes.
„Wenn Sie den Kondensator brauchen – ich habe leider im Augenblick keinen anderen zur Verfügung als dieses altmodische Plattengerät dort! Aber ich denke, es wird ausreichen.“
Er legte den Finger an die Nase, als denke er über etwas angestrengt nach, und fügte noch hastig hinzu:
„Außerdem bin ich gleich wieder zurück!“
Manstein gelangte beim Versuchsaufbau nach wenigen Minuten an eine Stelle, an der er einen Kondensator brauchte. Er ging hinüber zu dem Tischchen. Der Kondensator bestand aus zwei überdimensionalen, kreisförmigen Metallplatten, wie man sie hier und da noch auf den Abbildungen altmodischer Physikbücher oder bei Anfängerversuchen findet. Der kleine Tisch stand in der Nähe des Fensters, durch die schlecht geschlossenen Vorhänge fiel eine dünne Bahn hellen Sonnenlichtes, in dem die Stäubchen
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