2x Professor Manstein

Raum bietet das Universum keinen Platz für zwei annähernd gleichintelligente Arten! Sie würden sich immer gegenseitig hemmen! Es entspricht dem Gesetz der Natur, daß eine von diesen Arten verschwinden muß!“
    Manstein hatte seine Fassung soweit wiedergewonnen, daß es ihm keine Schwierigkeiten machte zu lächeln. Ihm war nicht entgangen, daß Daumier seine letzten Worte heruntergebetet hatte wie ein Glaubensbekenntnis. Ohne Zweifel war das, was er gesagt hatte, Teil einer religiösen Anschauung, die er und seine Leute vertraten.
    „Warum sollen gerade wir es sein, die ausgerottet werden müssen?“
    Die Frage war töricht. Manstein wußte es selbst. Für ihn war nur interessant zu wissen, wieweit Daumiers religiöse Überzeugung ging.
    „Wir waren die ersten, die das Problem erkannt haben!“ sagte Daumier immer noch mit glänzenden Augen. „Wir sind darum auch die ersten, die handeln dürfen!“
    „Und wie handeln Sie?“
    „Unser Gesetz verbietet den Massenmord!“ antwortete Daumier, wobei sein Blick begann, sich wieder in normale Richtungen zurückzufinden. „Wir waren gezwungen, einen Weg zu finden, der es uns ermöglichte, unser Ziel zu erreichen, ohne daß wir unsere Finger beschmutzten! Und wir haben ihn gefunden!“
    Manstein sagte nichts. Er nahm an, daß Daumier seine Erklärungen freiwillig geben werde. Daumier fuhr nach einigen Sekunden fort:
    „Die Fehlerverseuchung der modernen Naturwissenschaft, die Sie zum Nachdenken veranlaßt hat, ist unser Werk! Welchen Zweck wir damit verfolgen, haben Sie bis jetzt noch nicht herausgefunden. Da ich jedoch niemals daran zweifelte, daß Sie es eines Tages entdecken würden, versicherte ich mich rechtzeitig Ihrer Person. Der Zweck ist folgender:
    Unter den Großmächten der Erde werden im Augenblick die ersten Versuche mit Bor-Bomben durchgeführt. Es ist sicherlich auch Ihnen bekannt, daß diese Bomben auf dem Prinzip der Kernverschmelzung beruhen – wie die Wasserstoff-Bombe – und sich durch wesentlich größere Wirkung als die bisherigen Fusionsbomben auszeichnen. Sie wissen wahrscheinlich ebenfalls, daß es bei der Bor-Bombe ähnlich wie bei der Uran-Bombe eine sogenannte kritische Masse gibt. Jedoch ist diese kritische Masse anders definiert. Die theoretische Physik behauptet, daß aus der Explosion der Bor-Bombe bei Überschreitung der kritischen Masse ein Atombrand entstehe, der sich zwar mit endlicher Geschwindigkeit, aber dennoch unaufhaltsam ausbreiten werde. Können Sie sich jetzt denken, welchen Zweck die Fehlerverseuchung verfolgt?“
    Manstein fiel ein Vorhang von den Augen. Nachdem er die Lösung des Problems erkannt hatte, erschien ihm plötzlich alles so unsagbar einfach. Die falschen Naturkonstanten der modernen Physik mußten schließlich dazu führen, daß man die kritische Masse der Bor-Bombe zu hoch ansetzte. Daß man sie also dort ansetzte, wo der wahre Betrag schon längst überschritten war. Die Explosion der ersten Bombe dieses Ausmaßes würde die Vernichtung der Erde herbeiführen.
    Manstein begann, seine Aufgabe zu begreifen. Er war der einzige, der eine Ahnung von dem hatte, was der Erde bevorstand. Er hatte nicht mehr das Recht, sich in sein Schicksal zu ergeben und mit sich geschehen zu lassen, was man für ihn ausgedacht hatte. Im Augenblick war er auf der ganzen Erde der Mensch, der für die Zukunft dieses Planeten am meisten verantwortlich war.
    Sein Gehirn begann zu arbeiten. Alle Fragen, die er von nun an stellte, und die Antworten, die er gab, waren nur darauf abgerichtet, sich Aufklärung zu verschaffen und Möglichkeiten herauszufinden, die ihm zur Flucht verhelfen könnten.
    „Was haben Sie jetzt mit mir vor?“
    „Wir werden Sie in unsere Heimat bringen!“
    „Nach Prokyon?“
    „Ja!“
    „Und warum soviel Mühe?“
    „Weil wir erkannt haben, daß Sie ein wichtiger Mann sind. Vor einigen Wochen erfuhren wir durch unseren ausgezeichneten Agentendienst – der, nebenbei gesagt, nicht nur aus unseren Leuten besteht, sondern auch aus angeworbenen Menschen dieser Erde –, daß es unserer Gegengruppe gelungen sei, Sie von Ihrem Niveau auf dieses herüberzuholen. Zunächst hatten wir keinen Grund, anzunehmen, daß Sie ein bedeutenderer Mann seien als der Manstein, mit dem Sie den Platz getauscht hatten. Unsere Organisation arbeitete schnell. Auf Ihrem Weg zum Frankfurter Institut wurde zum erstenmal versucht, Sie aus dem Weg zu schaffen. Der Versuch mißlang – infolge Ihrer Klugheit. Aus demselben Grund