2x Professor Manstein
mißlangen auch alle anderen Versuche, Sie zu beseitigen. Wir mußten erkennen, daß Sie zumindest ein sehr intelligenter, wenn nicht sogar ein genialer Mann seien. Wir fanden Interesse daran, Sie für unsere Arbeit zu gewinnen. In dieser Richtung unternahmen wir einen einzigen Versuch – in der Luitpoldstraße neunzehn. Der Versuch schlug ebenfalls fehl. Nachdem die Kriminalpolizei in die Wohnung eingedrungen war, mußten wir annehmen, daß Sie nicht das geringste Interesse hatten, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir waren also weiterhin gezwungen, Sie zu liquidieren. Sie entgingen noch zweimal unseren Anschlägen: einmal, als wir Sie mit Gas zu vergiften versuchten, und ein anderes Mal gestern in meinem Institut, als ich an den Kondensator eine Spannung gelegt hatte, die Sie unbedingt hätte töten müssen. Erst heute haben wir Sie wirklich fest.“
„Um von etwas anderem zu reden“, sagte Manstein, „warum versuchen Sie nicht, die Erde zu unterjochen? Ich nehme an, daß es Ihnen, die Sie die Raumfahrt über so weite Entfernungen hinweg schon einwandfrei beherrschen, ein leichtes sein müßte, der Bevölkerung dieses Planeten zu beweisen, daß Sie technisch weit überlegen sind.“
Daumier schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht völlig richtig! Wir können mit gutem Gewissen nicht behaupten, daß wir der irdischen Menschheit technisch überlegen seien! Unsere Entwicklung hat einen anderen Weg genommen. Man könnte sie etwa so charakterisieren: Wir kannten den Atomkern, bevor wir das Molekül fanden. Unsere naturwissenschaftliche Forschung basierte jahrhundertelang nur auf der Theorie. Alles, was wir heute beherrschen, hat einen unwahrscheinlich tiefen theoretischen Unterbau, wird aber nur von wenig Experimentalphysik überlagert. Die Chemie, die hier auf der Erde sehr weit entwickelt ist, ist bei uns eine Hilfswissenschaft, die sich vor wenigen Jahren notwendigerweise aus der Kernphysik entwickeln mußte. Wir beherrschen zwar die Raumfahrt – aber wir wären niemals in der Lage, die Erde mit Krieg zu überziehen.“
„Welche Rolle spiele ich in Ihrem Spiel?“ „Sie werden unsere Heimat kennenlernen – ich glaube, sie wird Ihnen gefallen. In manchen Zügen ist sie der Erde sehr ähnlich, in anderen ist sie schöner. Sie werden über die Vorgänge auf der Erde bis zur völligen Katastrophe stets unterrichtet sein. Und ich halte Sie für vernünftig genug, daß Sie uns – nachdem die Erde aufgehört hat zu existieren – keine Schwierigkeiten mehr machen, sondern mit uns zusammenarbeiten werden!“
Manstein lächelte spöttisch.
„Von meiner Treue zur Erde haben Sie offenbar nicht die beste Meinung!“
Daumier winkte geringschätzig ab.
„Derartige gefühlsmäßige Begriffe wie Liebe und Treue verlieren in den Augenblick ihren Wert, in dem das Objekt verschwindet, auf das sie sich beziehen. Von da ab arbeitet nur noch die reine Vernunft. Das wird auch bei Ihnen der Fall sein!“
„Ich fürchte, Sie täuschen sich, Daumier. Aber etwas anderes: Bekomme ich etwas zu essen? Ich habe einen mächtigen Hunger!“
Daumier nickte.
„Selbstverständlich!“
„Wann wird der Transport beginnen?“
„Wir werden Ihnen das rechtzeitig sagen!“
Daumier verließ den Raum wieder. Wenige Minuten später trat der Wärter ein, den Manstein schon gesehen hatte, und brachte ihm ein reichliches und sorgfältig zubereitetes Essen. Manstein stürzte sich auf die Speisen. Sein Hunger war wirklich so groß, daß es ihm nahezu gelang, alles zu verzehren. Danach legte er sich in seinen Stuhl zurück und streckte die Beine von sich. Müdigkeit überkam ihn plötzlich. In seinem Kopf begann es zu rauschen.
Manstein stand auf, ging hinüber zur Pritsche und legte sich nieder. Der Schlaf übermannte ihn, als er sich die Frage zu beantworten versuchte, ob das Essen ein Schlafmittel enthalten habe.
* *
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„So, so, unser Professor ist also seit zwei Tagen verschwunden!“ brummte Inspektor Grewes nachdenklich.
Vor ihm stand Hausmeister Meier.
„Jawohl! In Paris ist kein Zeichen mehr von ihm zu finden! Es existiert auch kein Hinweis darauf, daß er die Stadt verlassen hätte! Er hat sein Hotelzimmer nicht abgemeldet! Der Portier gibt an, er habe ihn eines Abends auf sein Zimmer gehen sehen und dann nie mehr wieder etwas von ihm bemerkt. Es sieht alles sehr nach einer Entführung aus!“
„Kidnapping, was?“ fragte Grewes. „Wieso sind Sie eigentlich an Ihrem Professor
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