3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
glaube, dein Nachmittag beginnt mit Stallausmisten.“
„Das weißt du doch gar nicht“, erwiderte Viola patzig. Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich wohne gleich da drüben“, sagte es und zeigte auf ein rotes Backsteinhaus, das ein Stück weiter die Straße hinunter auf einer kleinen Anhöhe lag. „Meine Tante hilft hier manchmal im Büro aus. Ich heiße übrigens Fro.“
„Das ist doch kein Name“, sagte Viola.
„Also, ich finde ihn lustig“, meinte Anna.
„Ich auch“, sagte Natalie.
Die drei Mädchen lachten sich an.
„Na, dann mal los!“, rief Fro.
„Meldet euch schnell an.
Danach zeige ich euch die Reithalle.“
Die Anmeldung ging ruckzuck über die Bühne. Frau Stetter hielt Ausweiskarten für die Mädchen bereit, auf denen die Reitstunden gutgeschrieben waren. „Die passen in euer Portemonnaie oder euer Schreibmäppchen“, erklärte sie ihnen. „Ihr solltet sie immer dabeihaben. Denn sie funktionieren so ähnlich wie die Geldkarte einer Bank.“ Sie deutete auf ein kleines gold glänzendes Metallplättchen, das in die Karte eingelassen war. „Darauf wird alles gespeichert – wann ihr hier wart und wie viele Stunden ihr bereits genommen habt. Ihr solltet also gut darauf aufpassen und sie auf keinen Fall verlieren“, setzte sie eindringlich hinzu.
Frau Stetter wartete, bis die Mädchen ihre Karten an einem sicheren Platz verstaut hatten, dann klatschte sie in die Hände und sagte: „So, Fro, du kennst dich hier ja schon gut aus. Würdest du mit Anna und Natalie
zur Reithalle gehen? Ich rufe derweil die Katrin auf dem Handy an, damit sie sich um Viola kümmert, ihr den Stall zeigt und sie mit ihrem Pony bekannt macht.“
Anna, Fro und Natalie liefen schnell zur Reithalle hinüber.
Dort wartete Anja schon auf sie.
Die Reitlehrerin erklärte ihnen den Sattel und das Zaumzeug.
Anja gab den Mädchen richtige Reitstiefel, außerdem mussten sie einen Helm aufsetzen. Anna lernte, wie sie ihren Fuß in den Steigbügel setzen und den Knauf umfassen musste, damit sie sich schwungvoll in den Sattel heben konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Das Pony, auf dem sie heute ritt, hieß Flora. Es war braun und hatte eine helle Blesse auf der Stirn.
Flora war ein ruhiges Tier, worüber Anna sehr froh war, denn sie fand es gar nicht so leicht, die Zügel so zu halten, dass das Pony ihr gehorchte. Die Reitstunde verging wie im Flug.
Anna, Natalie und Fro hatten viel Spaß und freuten sich schon sehr auf das nächste Mal.
Als die Mädchen die Reithalle verließen, wartete Natalies Oma bereits vor dem Fachwerkhaus. Fro schwang sich gleich auf ihr Fahrrad, um nach Hause zu fahren, und winkte Anna und Natalie fröhlich zu.
Nur Violas Mutter war noch nicht da und auch von Viola selbst fehlte jede Spur.
Vielleicht war sie ja noch im Stall bei ihrem Pony.
Anna schlenderte auf das große Tor zu.
Im Stall roch es herrlich nach Hafer, Heu und Mist.
Aus den Boxen ertönte leises Schnauben und hier und da lugten ein Paar Ohren oder eine vorwitzige Ponynase hervor. Anna spähte zuerst rechts in den Gang. Dort stand eine Schubkarre voller Mist. „Hallo?“, rief Anna. „Ist hier jemand?“ Augenblicklich tauchte in einer Boxentür das sommersprossige Gesicht einer jungen Frau auf.
„Ja“, sagte sie.
„Wen suchst du denn?“
„Die Viola“, antwortete Anna.
„Ist sie noch hier?“
„Ich denke schon“, erwiderte die Frau
und deutete in den Gang gegenüber.
„Schau doch mal dort nach.“
„Danke schön“, sagte Anna, wandte sich um und spazierte an den Boxen entlang. Sie waren alle leer, die Türen standen offen und die Böden waren mit frischem Stroh ausgelegt. Erst in der fünften Box befand sich ein Pony. Es war schwarz-weiß gefleckt, hatte eine schwarze Mähne und einen schwarzen Schweif und es ließ sich geduldig von Viola striegeln. „Das ist aber süß!“, platzte Anna heraus.
Viola wirbelte herum. „Mann, hast du micherschreckt!“ Anna zuckte mit den Schultern. „Entschuldigung.“ Vorsichtig trat sie in die Box und hielt dem Pony ihre Hand hin.
„Lass das lieber“, knurrte Viola. „Es ist weniger süß, als du denkst.“
„Wieso?“, fragte Anna erstaunt. „Hat es dich etwa gebissen?“
„Nein“, brummte Viola.
„Aber es hat mir auf den Schuh gekackt.“
Sie zeigte auf ihren rechten Ballerina, dessen Spitze mit einer braunen Kruste überzogen war.
Anna konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen. „Warum hast du
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