3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
seinen Kopf ins Zimmer. „Alles in Ordnung?“, fragt er.
„Klar“, sagt Marie und zeigt auf das Plüschpony, das neben ihrem Malzeug auf dem Boden sitzt. „Wir zeichnen gerade ein Bild.“
„Super“, findet Papa das. Er wundert sich allerdings ein bisschen, dass Malen so einen Krach macht.
„Das war bloß das Gewitter“, erklärt Marie ihm und zeichnet einen Blitz in den schwarzen Sternenhimmel.
„Es zieht bestimmt bald vorbei.“
„Da bin ich aber beruhigt“, meint Papa. „Oma und Opa Heidelberg haben nämlich schreckliche Angst vor Gewitter. Ich möchte nicht, dass sie zu Mama und mir ins Bett gekrochen kommen.“
„Nur keine Panik“, erwidert Marie und malt rasch noch ein paar Sonnenstrahlen und einen Regenbogen.
„Es gab nur diesen einen einzigen Donner“, versichert sie Papa. „Es ist ein sehr seltenes Einblitzdonnergewitter gewesen.“
„Wunderbar!“, freut sich Papa.
„Das muss ich gleich Mama erzählen.“
Er zwinkert Marie noch einmal zu.
„Gute Nacht, mein Schatz“, sagt er.
„Und bleib nicht mehr so lange auf.“
„Nee, nee“, entgegnet Marie.
Höchstens noch drei Stunden, fügt sie in Gedanken hinzu. Papa muss schließlich nicht alles wissen. „Und gib Mama einen Kuss.“
„Sehr gerne“, sagt Papa schmunzelnd und schließt die Tür hinter sich.
„Wir springen zum Fenster raus“, sagt das Pony. Im selben Augenblick, als Papa die Tür geschlossen hat, ist es wieder lebendig geworden und schiebt nun mit Maries Hilfe den Schreibtisch zur Seite.
Zusammen räumen sie die Fensterbank leer und reißen das Fenster sperrangelweit auf, damit das Pony auch ganz bestimmt nirgendwo hängen bleibt.
Marie schiebt den Stuhl vors Fenster.
Gemeinsam klettern sie darauf.
Weil das Pony auf dem kleinen Stuhl keinen Halt findet, muss Marie es sich unter den Arm klemmen. Mit einem großen Schritt erklimmen sie das Sims und hüpfen dann sehr vorsichtig in den Garten hinaus.
Lautlos landen Marie und das Pony im Gras. Kichernd rappeln sie sich auf, Marie schwingt sich auf Ponys Rücken und los geht’s im wilden Galopp um Mamas Blumenbeet herum, den Plattenweg entlang bis in den Obstgarten. Dort naschen sie von den Johannisbeeren und werfen einen Blick über den Zaun in den Garten von Herrn Rübsam.
„Hoffentlich hast du deinen Namen nicht dort verloren“, meint Marie.
„Wieso nicht?“, will das Pony wissen.
„Herr Rübsam ist sehr streng“, erwidert Marie.
„Und wenn schon!“, ruft das Pony.
„Ich habe keine Angst
vor strengen Herren.“
„Ich auch nicht“, schwindelt Marie. In Wahrheit hat sie vor Herrn Rübsam mächtig Respekt. Er ist groß und stark und hat dunkle zornige Augen und eine sehr laute Stimme, die man bis ans Ende der Straße hören kann. Wenn Herr Rübsam sich durch den Vollbart streicht, knistert es immer ganz komisch. Und danach ist er dann besonders wütend, so als ob er sich selber elektrisch aufgeladen hätte.
„Lass uns mal im Kompost nachsehen“, schlägt das Pony vor. „Vielleicht hat der Kartoffelschalenkobold meinen Namen stibitzt.“
Sofort traben sie zum Komposthaufen.
Das Pony wühlt ein bisschen
mit seiner Nase darin herum.
Es ist ziemlich eklig.
„Nein, da ist er leider nicht“, meint es schließlich und putzt seine Nase an Maries Blumen-T-Shirt ab. Eine weiße Margerite verschwindet unter einem dunklen Fleck. – Oje, das wird Mama bestimmt nicht gefallen! Aber noch will Marie nicht an morgen denken. Ihre ganze Sorge gilt dem Pony und seinem verlorenen Namen. „Was passiert, wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden?“, erkundigt sie sich.
„Dann verwandele ich mich auf der Stelle für immer in ein Plüschpony“, sagt das Pony.
O Schreck!
Das muss Marie auf jeden Fall verhindern!
„Los“, ruft sie und fasst in Ponys Mähne.
„Wir müssen weitersuchen.“
Bloß wo?
Ratlos sehen die beiden sich an. Danach wandert ihr Blick in den Himmel.
„Vielleicht auf dem Mond“, sagt das Pony.
„Bist du schon mal dort gewesen?“, fragt Marie verdattert.
„Klar, schon oft.“ Das Pony wirft sich mächtig in die Brust. „Normalerweise bin ich zweimal in der Woche dort. Mindestens.“
„Das ist gut“, erwidert Marie. „Dann weißt du ja auch, wie man da hinkommt.“
„Na logisch“, sagt das Pony. „Zuerst klettert man in den Apfelbaum. Von dort springt man in eine Wolke. Man wartet, bis sie vor den Mond gezogen ist, und – schwups! – schon ist man da!“
Vor lauter
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