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3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: 3 Ponygeschichten - Erst ich ein Stück, dann du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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vier
    Als Anna an diesem Tag aus der Schule nach Hause kam, tat Herr Rudolf sehr geheimnisvoll. „Du wirst nicht glauben, was passiert ist“, sagte er, während er den letzten Reibekuchen aus der Pfanne nahm.
    „Jetzt sag schon“, drängte Anna. Plötzlich war sie schrecklich aufgeregt.
    „Zuerst wird gegessen“, erwiderte ihr Vater.
    Tobias saß bereits auf seinem Platz auf der Eckbank und häufte sich einen Riesenberg Apfelkompott auf den Teller.
    Anna rutschte neben ihn. „Weißt du Bescheid?“, zischte sie ihm ins Ohr.
    „Klar weiß ich Bescheiiid“, krähte Tobias.
     
     
    „Und?“, bettelte Anna.
    „Verrätst du es mir?“
    „Neiiin!“, krähte Tobias.
    „Das ist ein Geheiiimnis.“
     
    „Vielleicht sollten wir es ihr trotzdem verraten?“, überlegte Herr Rudolf, während er die Reibekuchen verteilte.

    Anna sah ihn mit großen Augen an.
    „Wir haben heute einen Brief bekommen“, begann ihr Vater langsam. Ganz offensichtlich hatte er großen Spaß daran, es richtig spannend zu machen. „Du weißt schon … wegen dieses Preisausschreibens vor drei Wochen.“
    Preisausschreiben? Anna schüttelte den Kopf. „Was denn für ein Preisausschreiben?“
    „Sag bloß, du hast es vergessen?“, fragte ihr Vater lachend.
    „Anna hat ein Sieb im Kopf und da fällt alles, alles duhurch!“, krähte Tobias.
    Er stopfte sich einen großen Löffel voller Apfelkompott in den Mund. Den Reibekuchen ließ er unangerührt liegen.

    Da fiel es Anna wieder ein.
    „Der Reitstall!“, jubelte sie und sprang von ihrem Platz hoch.
    „Ich habe Reitstunden gewonnen!
    Ist das wahr, Papa?“
     
     
    Herr Rudolf lächelte. „Ja, es ist wahr“, sagte er. „Gleich heute Nachmittag können wir dort vorbeifahren und dich anmelden – wenn du willst!“
    Und ob Anna das wollte! Schon so lange träumte sie davon, endlich reiten zu lernen. Bisher waren ihre Eltern aber immer dagegen gewesen.
    „Mit Tieren zu arbeiten bedeutet eine große Verantwortung. “ Das war Frau Rudolfs Meinung, und Annas Vater fand zudem, dass eine Reitausrüstung sehr teuer sei. „Warum gehst du nicht zum Turnen oder in eine Handballgruppe?“, hatte er schon so oft vorgeschlagen. „Dafür reicht deine normale Sportkleidung aus.“

    Aber Anna wollte weder turnen noch Handball spielen.
    Sie hatte auch keine Lust auf Ballett.
    Sie liebte Ponys über alles.
    Darum wollte sie reiten lernen und nichts anderes.

    Nach dem Mittagessen setzte Anna sich sofort an die Hausaufgaben, aber sie konnte sich nicht so recht darauf konzentrieren. Immer wieder musste sie an Viola denken, die schon seit Ewigkeiten von einem eigenen Pferd träumte. Anna konnte Viola nicht ausstehen. Sie ging in ihre Parallelklasse und war furchtbar eingebildet. Immer konnte sie alles am besten. Und manchmal erzählte sie sogar Dinge, die gar nicht stimmten, zum Beispiel, dass sie schon richtig toll reiten könne. Annas Mutter kannte aber Violas Mutter, weil sie in derselben Firma arbeiteten, und deshalb wusste Anna, dass auch Viola bisher noch keine Reitstunden bekommen hatte. Bestimmt würde sie total neidisch sein, wenn sie hörte, dass Anna das Preisausschreiben gewonnen hatte.

     
    Um halb drei brachte Papa Tobias zu seinem Freund Emil.
    Danach wollten sie zum Ponyhof fahren.
    Anna zog eine alte Hose und ihre Gummistiefel an.
     
    „Wir müssen noch jemanden abholen“, sagte ihr Vater, als sie im Auto saßen.
    „Wen denn?“, fragte Anna verwundert.
    Wieder tat ihr Vater schrecklich geheimnisvoll. „Lass dich überraschen“, erwiderte er, startete den Motor und fädelte sich in den Straßenverkehr ein.
    Anna verdrehte die Augen. Sie musste sich allerdings nicht lange gedulden. Denn bereits an der nächsten Bushaltestelle sah sie Viola am Straßenrand stehen.

    Anna durchzuckte ein Schreck.
    Fahr weiter!, dachte sie.
    Bitte fahr weiter!
     
    Sie kniff sogar die Augen zu, aber das alles half nichts. Ihr Vater stoppte den Wagen direkt neben der Haltestelle und drei Sekunden später saß Viola neben Anna auf der Rückbank.
    „Hey!“, schnatterte sie los. „Ist das nicht cool? Ich habe den ersten Preis gewonnen. Und du?“
    Anna schluckte. „Zehn Reitstunden“, presste sie hervor.
    „Och, das ist ja nur der zweite bis vierte Preis“, meinte Viola abwinkend. „Total uncool.“
    „Na und“, brummte Anna. „Ich freue mich, dass ich endlich reiten lernen darf.“
    „Ach so, stimmt ja“, erwiderte Viola. „Du kannst es ja noch gar nicht.“ Sie schüttelte ihre

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