Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
streckte ihn nieder. Von vorne. Granatwerfereinschlag. Dann ein MG. Ganz nahe. Der Mündungsknall zerrte an seinem Trommelfell. Er spuckte Blut. Feuerpause.
    »Ihr Hammel!« brüllte Klaus. Dann spuckte er mit grimmiger Freude. Ihr könnt mich durchlöchern, dachte er irr, aber ihr kriegt mich nicht.
    Er horchte bewußt. Es war ein deutsches MG.
    Er richtete sich auf.
    »Deut ... scher!« keuchte er, »Deut ... scher!«
    Sein gesunder Arm fummelte durch die Luft wie ein Propeller.
    »Hört ihr ...«, stöhnte er, »Deutscher!«
    Er schlug lang hin.
    »Parole?« rief eine Stimme in die Nacht.
    »Scheiß ... parole«, schluchzte Klaus. »Abgeschossen ... Flieger ...«
    Die Russen gaben Kattun von hinten. Die Hölle überbot sich noch einmal. Die zertrampeln mich mit ihren Granaten wie eine Laus, dachte Klaus.
    Er lief blindlings auf das deutsche MG zu, war ganz nahe.
    »Leg ihn um«, sagte einer der Besatzung.
    »Er spricht Deutsch«, erwiderte der Schütze.
    205
    »Quatsch ... der uns gestern die Handgranate in die Stellung geschmissen hat, hat auch Deutsch gekonnt. Ich will nicht krepieren!«
    »Macht, was ihr wollt!« brüllte Klaus. Er torkelte mit erhobener Hand auf die Stellung zu. Er schrie irres Zeug.
    »Meine Frau ...«
    Einschlag.
    »Ich muß nachsehen ... ich muß! ... Ich kann sie doch nicht
    ...«
    Einschlag.
    Klaus fiel fast über den MG-Schützen, der die Pistole auf seine Brust setzte und sein Gesicht ganz nahe gegen den Versprengten schob.
    »Mann!« sagte der Infanterist, »wer hat dich denn so zugerichtet?«
    »Die Iwans«, lallte Klaus, »und ihr ... Schwei ... Schweine
    ...«
    Jetzt endlich umspannte ihn die Ohnmacht ...
    Der Raum riecht nach Äther, der Äther nach Opfer. Doris ist weg, aber hellwach im Unterbewußtsein. Das Skalpell in der Hand des Dr. Jessrich glitzert im Takt seiner Pulsschläge. Er will die Mutter nicht opfern, um das Kind zu retten. Er darf das Kind nicht preisgeben, um die Mutter zu schonen ... Auf einmal liegt das feuchte Messer ruhig in seiner Hand. Während er ansetzt, faßt er den schwersten Entschluß, den es für einen Chirurgen gibt: Er will versuchen, Mutter und Kind durchzubringen und weiß ... daß es unter Umständen beider Todesurteil ist. Sein Gesicht verkrampft sich unter der Erkenntnis, wie brutal die Menschheit sein kann. Doris schläft fest: Klaus ist da. Er lacht, zieht sie an sich. Und dann wird sein Gesicht streng. Warum quält er mich bloß
    mit Mathematik? Nur weil Vater ihn gebeten hat, sich um 206
    meine Schularbeiten zu kümmern? Die steile Falte steht ihm gut. Aber lieber würde Doris mit ihm spielen. Räuber und Gendarm. Er soll sich mit seiner Mathematik zum Teufel scheren oder irgendwohin! Ich will schwimmen! So schön kühl das Wasser ... heißer Tag heute. Blauer Himmel. Strahlende Sonne. Der Wind kräuselt leicht die Wellen. Ein Steg. Die langen, schlanken Beine von Doris baumeln ins Wasser.
    »Bis zur Boje!« ruft Klaus.
    Sie springen. Er lacht hinter ihr. Sie krault. Links, rechts. Plätscherbewegung mit den Füßen ... Fünf Meter voraus, sieben, acht. Er lacht immer hinter ihr. Und dann kommt er. Er sieht aus wie eine Haifischflosse, die über ihr zusammenschlägt, überholt sie, ist an der Boje, schnellt um, schwimmt zurück ...
    Es ist gar keine Sonne und Klaus nicht zu sehen. Und die Wellen sind hoch, schlagen immer höher. Und Doris kann nicht mehr.
    Ihr Körper bäumt sich auf, wird niedergedrückt. Sie würgt ohne Ende. Wasser, nichts wie Wasser. Literweise Wasser. Wieviel kann ein Mensch schlucken?
    Doris wirft den Kopf hin und her. Nichts. Nichts mehr. Lange nichts. Warum tun sie nichts? Bloß keine Mathematik!
    Sie schlägt die Augen auf. Still und ausdruckslos. Sie fühlt wie sie atmet. Wiederbelebung ... denkt sie noch. Und dann ist Klaus weg ...
    Endlich begreift sie. Das Bewußtsein kommt zurück. Langsam, zäh, klebrig. Und da, neben ihr ... sie kann den Kopf nicht wenden. Ihre Augen gehen abseits, sehen ihn zum erstenmal, den Dritten, den Kleinen, den Jungen ...
    »Du ...«, sagt Doris in grenzenloser Verwunderung. Dann rinnen aus geschlossenen Augen die Tränen unter langen Wimpern.
    207
    »Du ...«, flüstert die junge Mutter noch einmal. Er liegt auf Dr. Jessrichs Arm. Der Arzt ist so weiß wie seine Patientin. Aber er lächelt, zaghaft, verloren, beglückt.
    »Das war ein wahres Wunder ...«, sagt er leise.
    »Ja«, erwidert Doris, ohne ihn anzusehen.
    Ob Doris aufwacht oder einschläft, ob sie mit wiedergefundener Kraft

Weitere Kostenlose Bücher