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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Edgar treuherzig. »Sie ist in Panik davongerannt. Offenbar ist sie jedoch nicht gleich geflohen, wie wir angenommen haben, sondern hat sich in der Nähe versteckt. Als Viteszlav das Buch gefunden hat, hat sie das gespürt und es mit der Angst zu tun bekommen.«
    Geser blickte Swetlana und mich finster an. Sagte aber kein Wort.
    »Vielleicht ist Viteszlav ja auch ohne Fremdverschulden gestorben«, ließ Swetlana nicht locker. »Er hat das Buch gefunden, hat versucht, einen der darin beschriebenen Zauber zu wirken ... und ist gestorben. Solche Fälle hat es schließlich bereits gegeben!«
    »Ach ja«, höhnte Sebulon. »Und in der Zwischenzeit sind dem Buch Beinchen gewachsen, und es ist weggelaufen.«
    »Selbst diese Version würde ich nicht ausschließen.« Jetzt ergriff Geser Swetlanas Partei. »Vielleicht sind ihm ja welche gewachsen. Vielleicht ist es ja weggelaufen.«
    Stille senkte sich herab, und in dieser Stille erschall Sebulons Lachen besonders laut. »Köstlich! Glauben wir jetzt also an das Fuaran?«
    »Ich glaube daran, dass jemand mühelos einen Hohen Vampir ermordet hat«, sagte Geser. »Und dieser Jemand fürchtet weder die Wachen noch die Inquisition. Allein deswegen sollte der Fall schnell und gründlich untersucht werden. Meinen Sie nicht auch, Kollege?« Gegen seinen Willen musste Sebulon nicken.
    »Gehen wir doch mal einen Moment lang davon aus, dass das Fuaran tatsächlich hier aufbewahrt worden ist ...« Geser schüttelte den Kopf. »Dass alle Gerüchte über dieses Buch stimmen ...« Sebulon nickte erneut.
    Die beiden Großen erstarrten. Sahen einander an. Vielleicht, um sich mit Blicken zu messen, vielleicht, um ungeachtet sämtlicher Schutzmaßnahmen irgendein magisches Gespräch zu führen. Ich ging zu den Überresten des Vampirs und hockte mich hin. Ein unangenehmer Typ. Selbst für einen Vampir. Und trotzdem einer von uns. Ein Anderer.
    Hinter mir brummte Edgar etwas von der Notwendigkeit, neue Leute anzufordern und davon, dass es jetzt lebenswichtig geworden sei, Arina zu fangen. Diesmal würde die Hexe nicht entkommen. Die Verletzung des Großen Vertrages - mochte sie auch noch so schwerwiegend sein, so war sie doch immerhin recht lange her - war eine Sache. Der Mord an einem Inquisitor eine andre.
    Und alle Fakten sprachen gegen sie. Wer sonst wäre so stark, einen Hohen Vampir abzumurksen?
    Trotzdem glaubte ich aus irgendeinem Grund nicht an Arinas Schuld...
    Viteszlavs Überreste riefen nicht den geringsten Ekel in mir hervor. Vielleicht, weil ihnen so gar nichts Menschliches anhaftete und selbst Knochen völlig fehlten. Graue Asche, ähnlich der von einer feucht gewordenen Zigarette, die die Form bewahrt hatte, aber eine absolut homogene Struktur aufwies. Ich berührte etwas, das vage an eine geballte Faust erinnerte - und wunderte mich nicht im Geringsten, als die Asche zerfiel und ein zerknülltes weißes Blatt freigab.
    Grabesstille senkte sich herab. Da niemand Einwände erhob, nahm ich das Blatt, drehte es um und las es. Erst danach schaute ich die Magier an.
    Alle hatten so angespannte Gesichter, als erwarteten sie zu hören: »Viteszlav hat vor seinem Tod den Namen seines Mörders aufgeschrieben ... Sie waren es!«
    »Das hat nicht Viteszlav geschrieben«, sagte ich. »Das ist Arinas Handschrift. Sie hat mir eine Erklärung geschrieben...« »Lies vor«, verlangte Edgar.
    »An die Herren Inquisitoren!«, las ich laut. »Wenn Sie das lesen, heißt das, Sie haben sich an Vergangenes erinnert und geben keine Ruhe. Ich schlage Ihnen vor, die Angelegenheit friedlich beizulegen. Sie bekommen das Buch, das Sie suchen. Ich bekomme eine Begnadigung.«
    »Sie haben also danach gesucht?«, fragte Geser in sehr ruhigem Ton.
    »Die Inquisition sucht alle Artefakte«, erwiderte Edgar gelassen. »Auch die, die als mythisch eingestuft werden.« »Wäre sie begnadigt worden?«, fragte Swetlana plötzlich.
    Missmutig sah Edgar sie an. »Wenn das Fuaran hier gewesen wäre?«, meinte er. »Ich treffe diese Entscheidung zwar nicht, aber vermutlich schon. Wenn es das echte Fuaran gewesen wäre.«
    »Allmählich neige ich der Auffassung zu, dass es das echte war...«, sagte Geser leise. »Edgar, ich möchte mich gern mit meinen Mitarbeitern beratschlagen.«
    Edgar breitete nur die Arme aus. Möglicherweise war er nicht sonderlich erpicht darauf, mit Sebulon und Kostja allein zu bleiben, doch die Miene des Inquisitors verriet nichts.
    Swetlana und ich folgten Geser aus dem Geheimversteck

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