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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nie anders denn als Imoscharh bezeichnen.
    „Du meinst die Tuareg? Befinden sich welche auf unserem Weg?“
    „Nicht nur welche, sondern sehr viele, und zwar in der Oase Seghedem.“
    „Allah! Dorthin wollten wir in dieser Nacht reiten!“
    „Das könnt ihr nicht. Wir waren eine Karawane von über dreißig Männern mit achtzig Kamelen. Wir kamen vom Bir Ishaya und hielten uns für sicher; kaum aber hatten wir Seghedem erreicht, so wurden wir von den Imoscharh, welche sich dort versteckt hielten, überfallen und trotz der tapfersten Gegenwehr niedergemetzelt. Ich bin der einzige, der entkommen ist.“
    „Ja waili!“ rief der Alte betroffen aus. „Diese Hunde hat uns der Scheïtan in den Weg geführt! Sie werden in Seghedem liegen bleiben. Was tun wir da? Sollen wir warten, bis sie fort sind, hier am Bir (Brunnen) Ikbar, dessen Wasser für Menschen kaum zu genießen ist und für unsere Tiere kaum noch einen Tag ausreichen würde?“
    Er sah sich ratlos im Kreis um. Abram Ben Sakir, der Handelsherr, machte ein bedenkliches Gesicht und fragte:
    „Können wir die Oase Seghedem nicht umgehen?“
    „Nein“, antwortete der Schech. „Nach Osten ist das unmöglich, denn der nächste Brunnen dorthin liegt drei volle Tagereisen von hier im Gebiet der Tibbu, und der Umweg nach Westen würde uns in die Berge der Magarat ess ßuchur (Felsengrotten) führen, durch welche ich den Weg nicht kenne.“
    „Aber ich kenne ihn“, sagte der neu Angekommene.
    „Du?“ fragte der Schech erstaunt. „Da wärst du ja ein Khabir (Führer), der diese Gegend weit besser kennt als ich, und doch zähle ich das doppelte deiner Jahre.“
    „Es ist so; ich bin Khabir. Das Alter tut es nicht; ich kenne diese Gegend, weil ich mehrere Male dagewesen bin. Ich war ja auch der Khabir der Karawane, welche von den Imoscharh überfallen wurde, und hätte mich nicht retten können, wenn der Wüstenweg mir unbekannt gewesen wäre. Ich bin ein Krieger der Beni Riah und werde Omar Ibn Amarah genannt.“
    Der arabische Stamm der Beni Riah wohnt allerdings in Fezzan, aber es wurde mir schwer, diesen Khabir für einen Araber zu halten, zumal er die Tuareg nicht anders als Imoscharh nannte, was ein Araber nicht getan hätte. Diesen meinen Zweifel hegte der Schech aber nicht, denn er sagte:
    „Ich weiß, daß die Beni Riah Männer sind, welche den Weg von Mursuk nach Bilma genau kennen, und glaube also, daß du in den Magarat ess ßuchur gewesen bist. Also kennst du die Berge der Felsengrotten? Und du glaubst, daß wir auf diesem Weg die Oase Seghedem und die Tuareg umgehen können?“
    „Ja; es ist leichter, als du denkst. Wenn wir von hier aus einen Bogen um diese Oase reiten, lassen wir die Gefahr rechts von uns liegen und kommen glücklich beim Bir Ishaya an. Ich will euch führen, denn ich denke, daß nicht du allein es wünschst, sondern daß auch alle deine Begleiter diesen Wunsch haben.“
    „Sie haben ihn. Setze dich zu uns, und sei unser Gast! Wir werden jetzt essen und nach dem Abendgebet von hier aufbrechen.“
    „Ich bin bereit, euer Führer und Gast zu sein, doch wirst du mir nun sagen, wer die Männer sind, deren Schech el Dschemahli du zu sein scheinst.“
    „Das mußt du natürlich wissen. Du siehst hier Abram Ben Sakir, den Handelsherrn aus Mursuk, dem alle diese Diener und Lastkamele gehören; ich soll ihn von Bilma nach Mursuk bringen. Und dort stehen zwei Fremde, die sich erst gestern zu uns gesellt haben. Es ist Hadschi Kara Ben Nemsi, aus dem Abendland, mit Kamil Ben Sufakah, der sein Diener ist.“
    Der Khabir sah uns mit scharfem, stechendem Blick an und fragte dann Kamil in grollendem Ton:
    „Dein Name ist Kamil Ben Sufakah? Zu welchem Volke gehörest du?“
    „Ich bin ein Beni Dscherar vom Ferkah (Unterabteilung eines Stammes) Ischelli“, antwortete der Gefragte.
    „Und als Moslem bist du der Diener eines Giaur, eines Ungläubigen geworden? Schande und Fluch über dich! Möge dich die Dschehennah (Hölle) verschlingen!“
    Er spuckte ihn an, was sich mein Kamil sehr ruhig gefallen ließ, denn er war nur mit dem Mund tapfer, in der Tat aber ein Feigling, der seinesgleichen suchte. Das einzige, was er wagte, war, sich mit der vorwurfsvoll klingenden Frage an mich zu wenden:
    „Sihdi, kannst du es dulden, daß dein treuer Diener so beleidigt wird, du, der Held aller Helden, der zwei Gewehre hat?“
    „Der Held der Helden?“ lachte der Khabir verächtlich. „Wie kann ein Giaur ein Held sein! Ich werde gleich zeigen, wie

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