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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Taratzipan.«
    Es war eine schwere Zeit, während der stets ein Thema aufkam: Flucht! Niemand wollte den Rest seiner Tage ohne Strom unter der Erde zubringen und sich von Taratzen ernähren. Vor allem dann nicht, wenn das Immunsystem wieder so gut arbeitete, dass man an der Oberfläche überleben konnte.
    Sie schmiedeten die wildesten Pläne, mussten sich aber letztlich eingestehen, dass sie nicht realisierbar waren. Wie sollten sie von dieser Gefängnisinsel entkommen, wenn die Zahl der mutierten Wächter die ihre um ein Vielfaches übertraf?
    Und dann, nach fast zwei Jahren, kehrte plötzlich der Strom zurück.
    Die Lichter gingen an und alle Bunkerbewohner sanken schreiend zu Boden. Als die Schmerzen in den Augen nachließen, gewann die Freude Überhand. In diese mischte sich jedoch schon bald eine gewisse Angst. Was, wenn es noch einmal geschah? Niemand wusste, was überhaupt passiert war. Konnte man sicher sein, dass der Strom auch morgen noch lief?
    Zwei oder drei Monate war das inzwischen her. So genau vermochte Lissa es nicht zu sagen, weil die Wochen mit Aufräumarbeiten und Reparaturen und der Produktion von Synthbrei angefüllt waren und wie im Flug vergingen.
    Kalleins, nach Brannts Tod der neue Bunkerführer, ließ Kameradrohnen ausschicken, um die Lage zu sondieren. Nur allzu schnell stellte sich heraus, dass sie nach wie vor aussichtslos war. Auch wenn die elektronischen Waffen wieder arbeiteten, kämen sie damit gegen die Übermacht nicht an. Die Wasserläufe waren viel zu breit, um sie zu durchschwimmen - davon abgesehen, dass ohnehin die wenigsten Technos schwimmen konnten. Nur fünf oder sechs hatten sich die Fähigkeit selbst angeeignet, um die überfluteten Stockwerke zu durchtauchen.
    Es existierten lediglich zwei Wege, die von der Insel herunterführten: zwei schwerbewachte Brücken.
    Die Erkenntnis traf sie bis ins Mark: Eine Flucht war unmöglich. Zumindest aus eigener Kraft.
    Und dann kam Gunner mit einem breiten Grinsen und einem kühnen Plan um die Ecke. Zuerst lehnte Kalleins rundheraus ab, doch nach und nach erkannte auch er, dass Gunners Irrsinn ihre einzig verbleibende Aussicht auf Rettung darstellte.
    »Ich habe etwas gebastelt.« Er zog eine fingerlange Metallkapsel aus der Hosentasche. »Wie ihr euch alle erinnern könnt, standen wir bis vor wenigen Jahren mit dem Bunker von Ambuur in Funkkontakt. Ich bin sicher, es gibt noch mehr Menschen da draußen. Wie wir wissen, hatte der Stromausfall nichts mit unserem Kraftwerk zu tun. Es wäre also dumm zu glauben, dass nur wir davon betroffen waren.«
    Verwirrte Gesichter starrten ihm entgegen. »Kannst du deine Gedanken vielleicht ein bisschen besser sortieren?«, fragte Lissa. »Keiner weiß, was du sagen willst.«
    »Es ist doch ganz einfach: Einige von uns haben den Energieausfall überlebt. Warum nicht auch die Mitglieder anderer Bunkergemeinschaften? Wenn wir mit denen Kontakt aufnehmen, könnten sie uns retten.«
    »Wie soll das gehen?«, fragte Kalleins. »Die Barbaren haben die Verbindung zum Sendeturm gekappt. Wir sind stumm und taub!«-Gunner reckte die Kapsel in die Höhe. »Und da kommt dieses Baby ins Spiel. Es ist ein kleiner Sender, den ich aus Restbeständen der Funkanlage gebaut habe. Wenn es mir gelingt, ihn direkt im Sendeturm anzuschließen, dann…«
    »Du willst raus?«, fiel Lissa ihm ins Wort.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Kalleins.
    »Uns bleibt keine andere Wahl. Außerdem ist es gar nicht so gefährlich. Der nächste Ausstieg liegt nur zweihundert Meter entfernt.«
    »Richtig. Und dazwischen befindet sich der Turm der Guule, an dem du irgendwie vorbei musst.«
    Gunner winkte ab. »Es lässt sich schaffen. Für einen einzigen Mann lässt es sich schaffen!«
    Kalleins hatte zunächst kategorisch abgelehnt. Zweimal, dreimal und ein viertes Mal. Als Gunner aber zum fünften Mal den Plan vortrug, ließ ihn der Bunkerführer gewähren.
    Und nun saß Lissa hier im Speiseraum, stocherte auf einem Teller mit Synthbrei herum und sorgte sich um ihren Gefährten.
    Wieder glitt ihr Blick zu den Ziffern der Uhr. Gunner war seit über drei Stunden weg. Es musste ihm etwas zugestoßen sein! Taratzen, die ihn erschnüffelt hatten. Barbaren, die erkannt hatten, dass er keiner von ihnen war. Oder ein Sturz vom Turm. Möglichkeiten, in Lybekk zu Schaden zu kommen, gab es unzählige.
    Was sollte sie nur tun, wenn er nicht zurückkehrte? Er hatte sich so lange um sie bemüht, bis sie ihn endlich erhörte. Da konnte er sie doch nun

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