305 - Nach Millionen von Jahren
hochwertiges Modell.«
Matt nickte. »Ich verstehe.« Die Erleichterung ließ ihn lächeln. »Ich danke dir. Kannst du mich zu dem Klon bringen? Ich will keine Zeit verlieren.«
Pozai’dons Scheitelkamm verfärbte sich zustimmend.
***
Der Wächter wehrte sich nicht länger und holte gemeinsam mit ihm und Quart’ol den Rohling. Matt spürte fieberhafte Aufregung. Während Bel’ar den vorgefertigten Körper einer gründlichen Prüfung unterzog und alles für seine Vollreifung vorbereitete, bat Quart’ol Matt, ihn hinaus in die Stadt zu begleiten.
Matt folgte ihm, dankbar über die Bewegung und Ablenkung. Im Moment konnte er nichts für Xij tun. Es lag nun an Bel’ar, alles Nötige einzuleiten.
Sie erreichten kaum den Naherholungsbereich mit seinen ausgedehnten Kelp- und Spindelwäldern, als Quart’ol das Schweigen zwischen ihnen brach. »Was ist mit dir passiert, Matt?«
»Bitte?« Matt sah ihn verblüfft an, obwohl er wusste, dass eine solche Frage früher oder später kommen musste.
»Du weißt, was ich meine«, beharrte sein Freund. »Ich habe nicht umsonst einige Monate in deinem Körper verbracht. Einst dachte ich, dich besser zu kennen als jedes andere Wesen. Aber was war das vorhin? Warum hast du Pozai’don gedroht? Früher wärst du nicht so weit gegangen. Und was bedeutet dir diese fremde Frau wirklich? Wo, bei allen Seeteufeln, ist Aruula? Glaubst du, ich merke nicht, wie du mir auf meine Fragen nach ihr ausweichst? Es reicht. Ich verlange Antworten.«
Matt schluckte. Er hielt im Schwimmen inne. Vor ihnen stand eine Statue, die aussah, als hätte ein Meister sie gefertigt. Sie stellte eine fleischfressende Pflanze dar, die einen Anglerrochen verschlang. Wurzelstränge schlangen sich um den Kopf des stacheligen Fisches.
Er wusste, dass es sich nicht um das morbide Kunstwerk eines Hydritenmeisters handelte. Aruula hatte Rochen und Gewächs mit einem speziellen Mittel Quart’ols versteinert, das auf Mikrochimären basierte. Ihr und Voglers Leben stand damals auf dem Spiel. Sowohl die Pflanze als auch der Fisch hatten sie angegriffen. [7]
»Du bekommst Antworten, aber sie werden dir nicht gefallen.« Zögernd schwamm er vor und berührte die zu Stein gewordene Erinnerung. Sie fühlte sich kalt an. »Aruula... Sie... sie hat...« Es fiel ihm unendlich schwer, es Quart’ol gegenüber auszusprechen. Sein Freund wartete geduldig und ließ sich von seinem Gestammel nicht beirren.
»Wir haben uns getrennt«, setzte Matt neu an.
Er hörte, wie der Hydrit hinter ihm gurgelnd das Wasser durch die Kiemen presste. »Getrennt?«, klackte er erstickt. »Aber warum? Wie konntet ihr euch trennen?«
»Es ist... wegen Ann... meiner Tochter Ann.« Wieder sah Matt in seiner Erinnerung den Moment vor sich, der ihn bis zu seinem Tod verfolgen würde. Aruulas Schwert, das sie schleuderte, um ein großes Übel zu verhindern. Leider war es seine zehnjährige Tochter, die das Übel in den Händen hielt. Und dann der Moment, als Aruulas Schwert den kleinen Körper durchbohrte...
»Sie... hat Ann umgebracht. Ich weiß, sie tat es, um die Vereinigung Mutters mit ihrem Ursprung zu verhindern, aber...« Er verstummte.
Quart’ols Scheitelkamm schillerte in dunklen Blau- und Grüntönen. Er schwieg eine Weile und schien instinktiv zu spüren, dass jede weitere Frage unangebracht war.
»Das tut mir so leid, Matt. So unendlich leid.« Sein Freund schwamm näher und legte seine Hand auf seinen Arm. Matt wünschte sich, er würde das lassen. Die Berührung erzeugte eine Nähe, die ihm die Tränen in die Augen trieb. Hastig blinzelte er das unangenehme Brennen fort.
»Wir haben entschieden, uns eine Auszeit zu nehmen«, sagte er leise. Im Grunde war das eine glatte Lüge, denn er hatte Aruula eindeutig entgegengeschleudert, dass er sie nie wiedersehen wollte.
Quart’ol berührte einen seiner Unterarmdornen. »Eine Auszeit? Hast du nicht schon eine neue Begleiterin?«
»Xij?« Matt schüttelte den Kopf. »Sie ist eine Weggefährtin und Freundin, mehr nicht.«
»Gegenüber Pozai’don wirkte das anders. Dafür, dass sie nur eine Freundin ist, setzt du dich sehr stark für sie ein.«
»Kapierst du das nicht? Ich habe zu viel verloren in letzter Zeit, Quart’ol! Ich will nicht noch mehr verlieren. Xij muss leben und mit mir kommen. Ohne sie bin ich allein.«
»Ich verstehe, wie sehr du an ihr hängst, aber...« Der Freund verstummte.
»Was willst du mir sagen?« Matt ahnte es, aber er wollte es nicht hören.
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