Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
305 - Nach Millionen von Jahren

305 - Nach Millionen von Jahren

Titel: 305 - Nach Millionen von Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Mein Körper wird als leere Hülle zurückbleiben. Es ist unbedingt nötig, dass er erhalten bleibt. Kannst du das für mich tun?«
    Ihr Scheitelkamm verfärbte sich bestätigend. »Natürlich kann ich das.«
    ***
    Gilam’esh ’ gad
    » Matt! Matt, wach auf!«
    Benommen öffnete Matthew Drax die Augen. Er hatte das Gefühl, sie gerade erst geschlossen zu haben. Doch als er sich an das matte Licht der Leuchtmikroben gewöhnt hatte, erkannte er an der Färbung, dass der Beginn des neuen Tages zehntausend Meter über ihm herannahte. Die Mikroben arbeiteten im natürlichen Rhythmus, an den auch die Hydriten gewöhnt waren.
    »Was ist passiert?«, fragte er und griff nach seinem bionetischen Tauchanzug.
    Quart’ol hob die Arme und spreizte die Dornen ab. Sein Scheitelkamm pulsierte. »Es geht um das Kraftwerk. Die Versorgung ist unterbrochen! Niemand weiß, warum. Noch arbeiten die Notsysteme und liefern uns Ersatzenergie, aber auch die drohen zu versagen. Es ist, als ob...«
    »Xij!« Matt war schlagartig hellwach. Er starrte den kleinen Hydriten an. »Xij hängt an einer Versorgungsmaschine. Was ist mit ihr?«
    »Noch geht es ihr gut«, beschwichtigte Quart’ol. »Aber das ist es eben: noch . Wir haben drei bis vier Phasen, bevor die Versorgung zusammenbricht und auch die letzten Aggregate versagen. Das wäre eine Katastrophe für alle, die derzeit in der Krankenstation behandelt werden. Gilam’esh hat mich deshalb gebeten, dich zu holen. Er ist bereits auf dem Weg zum Kraftwerk und wir sollen folgen. Deine Hilfe...«
    »Ich bin schon unterwegs.« Matt hatte das Gefühl, sich noch nie so schnell in einen Bionetikanzug gequält zu haben. Er verlor keine weiteren Worte und folgte Quart’ol aus dem leergepumpten Raum hinaus ins Wasser. Eine Qualle wartete bereits auf sie. Matt erkannte Bel’ar, die in der Steuerkanzel saß. Eilig stieg er durch den Ringwulst und die Öffnungsmembran ein. Dabei erinnerte er sich dunkel an etwas, das Quart’ol bei seiner Ankunft gesagt hatte.
    »Hat das Kraftwerk nicht bereits früher schon gestreikt?«
    »Das ist es ja«, sagte sein Freund, während Bel’ar startete. »Gilam’esh und E’fah haben das Kraftwerk erst vor wenigen Zyklen repariert. Alle Systeme befanden sich beim Abschluss ihrer Arbeiten im grünen Bereich. Ich verstehe einfach nicht, was da passiert sein kann.«
    Matt nickte beunruhigt. Quart’ol zog einen Blitzstab von seinem Hüftgurt. »Nimm den lieber. So sehr die Innenstadt gesichert wird, das Magmakraftwerk liegt noch immer in einer gefährlichen Zone. Wenn wir die Qualle verlassen, musst du wachsam sein. Es gibt jede Menge Riesenfische dort draußen, die auf einen Snack wie uns warten.«
    Matt erinnerte sich nur zu gut daran, wie er bei seiner Suche nach dem Kraftwerk fast gefressen worden war. Natürlich ließ sich eine so gigantisch große Stadt wie Gilam’esh’gad nicht in wenigen Monaten zu einem komplett sicheren Ort machen. Dafür lebten zu wenige Hydriten in ihr. Außerdem verabscheuten es die friedliebenden Meeresbewohner, Tiere zu töten, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Mit einem mulmigen Gefühl verankerte er die Waffe an seinem Anzug.
    Bel’ar drehte sich um, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Wir haben sogar einen Ichthyosaurier gesehen vor ein paar Wochen. Du weißt ja, dass das Bestiarium eine Zeitlang offen stand. Vermutlich haben einige Saurier ihre Eier in diesen Wochen auch im erweiterten Stadtgebiet gelegt. Zwar konnten wir noch keine Brutstelle finden, aber es ist die einzige logische Erklärung. Schließlich haben wir uns damals bemüht, alle Bestien in der Stadt einzufangen. Ich glaube nicht, dass das Tier uns damals entgangen ist.«
    Matt schauderte. Die Berichte, die er vom Bestiarium erhalten hatte, ließen seinen Nacken kribbeln und kalt werden. In dieser Todeszone lebten Bestien aus der Urzeit der Erde, die nur zu dem einen Zweck gezüchtet worden waren, Feinde der Stadt aufzuhalten.
    Vor ihnen wurde es merklich düsterer. In diesem Teil der unterirdischen Riesenhöhle leuchteten nur noch wenige Mikroben. Das Licht der Qualle bildete scharfe Kegel in trübem Wasser. Matt sah Krill und Plankton vorbeitreiben. Mächtige Kelpwälder erhoben sich, durchsetzt mit Pflanzen, die Bäumen nicht unähnlich sahen, deren Stämme aber weich und biegsam waren.
    Das Gelände lag im Norden der Stadt. Wenn man es aus der Höhe betrachtete, erinnerte es an den Petersplatz im Vatikan. Ein gigantisches Ringbauwerk umzog einen

Weitere Kostenlose Bücher