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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wußte, was er meinte.
    „Das Bild – – – in der Kajüte.“
    „Ja.“
    „Wie ist's?“
    „Zum Entzücken schön. Sie haben es doch jedenfalls wie oft gesehen!“
    „Noch nicht! Komm nie hinein, weil ich weiß, daß es drinnen hängt. Mag es nicht sehen, nie – nie – – nie! Das heißt, offiziell! Hm! Wollte zwar schon einmal – – –! Werde vielleicht auch – – –! Raffley aber dürfte es nicht wissen – – – dürfte es nicht einmal ahnen! Hm! Ich weiß, Sie können schweigen. Sagen Sie nichts! Kein Wort! Aber auch nicht, daß dieser Mongole mir gefällt! Raffley würde sonst gleich denken, daß er die Wette gewinnen werde! Fällt mir aber gar nicht ein! Nicht einmal im Schlaf! Bin Englishman, Sir. Wette nur dann, wenn ich ganz sicher weiß, daß ich gewinne. Muß Euch also bitten, ja nicht daran zu zweifeln!“
    Hiermit wandte er sich von mir ab und ging nach seinem Stuhl. Die Verschiedenheit der Anredeworte bei ihm ebenso wie bei Raffley erklärt sich aus dem Umstand, daß sie sich bald der englischen und bald der deutschen Sprache bedienten. Im Deutschen wurde ‚Sie‘, im Englischen aber ‚you‘, also ‚Ihr‘ gesagt. Es kam im lebhaften Gespräch sogar nicht selten vor, daß ein Satz in der einen Sprache angefangen und in der anderen zu Ende gesprochen wurde. Man war das so gewöhnt, daß man nicht einmal mehr darüber lächelte.
    Vielleicht hatte Raffley darauf gerechnet, daß sich irgend etwas ereignen werde, was geeignet sei, das Urteil seines Onkels über den Chinesen umzustimmen; aber nach dem, was ich jetzt gehört hatte, schien ein solches Ereignis gar nicht nötig zu sein. Wir befanden uns ja erst einige Stunden in See, und doch sprach der Governor schon jetzt in einer Weise von ihm, welche er selbst gewiß für unmöglich gehalten hatte.
    Raffley saß mit Tsi beisammen. Sie waren in ein Gespräch vertieft, welches ich schon aus Höflichkeit und sodann auch aus dem Grund nicht stören wollte, weil ich wünschte, daß der Englishman den Chinesen nicht nur achten, denn das tat er schon, sondern auch liebgewinnen lerne. Mary war wieder auf das Deck ihres Salons gestiegen. Sie konnte so hoch und so ganz vorn sitzen, weil sie nicht zur Seekrankheit geneigt war. Ich wollte sie fragen, ob ich mich zu ihr gesellen dürfe, doch forderte sie mich selbst dazu auf, als sie mich kommen sah.
    „Ich möchte Ihnen etwas erzählen“, sagte sie; „etwas, was ich den anderen nicht mitteilen will, weil sie meinen Vater vielleicht falsch beurteilen würden.“
    „Wohl den Grund, warum man ihn gefangennahm?“ fragte ich, um ihr die Ausführung ihrer Absicht zu erleichtern.
    „Ja. Er war so gut, so lieb, so mild geworden, fast ganz so, wie Mutter ihn gern hatte. Da kam die Krankheit, welche ihn mürrisch machte, ihm die Lebensfreude raubte und seine Empfindlichkeit verdoppelte. Je schwächer er körperlich wurde, desto mehr gab er sich Mühe, geistig kräftig aufzutreten. Ich will den Vater ja nicht tadeln; er war ja krank! Er sprach wieder von Heidentempeln und von Säulen. Die vier indochinesischen Träger, welche wir mit in die Berge nahmen, hatten keine Religion. Sie hörten ihn an und gaben ihm recht, weil sie von ihm bezahlt wurden. Ich warnte ihn; er aber hörte nicht auf mich, weil er überzeugt war, daß er ihre Bekehrung in kurzer Zeit vollenden werde. Die Bergmalaien stellten sich feindlich zu uns. Niemand nahm uns auf. Wir fanden kein Unterkommen, bis wir ganz hoch oben ein Kampong (malaiisches Dorf) erreichten, dessen Bewohner mit den Weißen noch so wenig in Berührung gekommen und also so friedlich gesinnt waren, daß sie uns gastfreundlich aufnahmen und uns nicht für Geld, sondern aus reiner, dort gewohnter Gastlichkeit alles boten, was in ihren Kräften stand. Wie froh war ich darüber! Aber diese Freude währte nur einen einzigen Tag.“
    „Die Malaien von Sumatra sind in den Küstengegenden und ziemlich weit in das Land hinein Mohammedaner“, bemerkte ich. „Welcher Religion gehörten die Bewohner dieses Kampong an?“
    „Der des Konfuzius. Es stand ein Tempel da, nur von Holz gebaut, aber mit mühsamen Schnitzereien verziert und im Innern reich vergoldet, was man der Armut dieser Leute eigentlich nicht zutrauen sollte.“
    „Sie sind nicht wirklich arm, sondern nur bedürfnislos. Die überreiche Natur bietet ihnen alles, was sie brauchen, umsonst. Und was die Vergoldung betrifft, so wird das Gold ja auf Sumatra selbst gefunden. Die Berge des Innern,

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