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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wo Sie waren, bestehen aus vorkarbonischem Schiefer, welcher von goldhaltigen Quarzgängen durchzogen ist. Aber bitte, erzählen Sie weiter!“
    „Ich hatte gehört, daß in chinesischen Ortschaften, wo es keine besonderen Gasthäuser gibt, die Fremden in den Tempeln aufgenommen werden. Ganz dasselbe war hier in diesem sumatranischen Kampong der Fall. Man führte uns in den Tempel, welcher zwei Abteilungen hatte, die eine für die Opferungen und die andere für die Besucher. In dieser letzteren sollten wir wohnen. Ich wollte, man hätte uns lieber in die allerkleinste Hütte gesteckt!“
    „Ah, ich errate! Heidentempel!“
    „Ja. Ihre Vermutung ist leider richtig. Die guten Menschen schleppten alles herbei, um es uns so bequem wie möglich zu machen; sie brachten mehr als reichlich Speise und Trank, und man sah ihnen an, daß sie es gern taten. Verstehen konnten wir sie zwar nicht, weil wir nicht malaisch sprachen. Unsere Träger übersetzten uns, was gesprochen wurde, so gut sie eben konnten. Aber von dem Augenblick an, wo wir uns in dem Tempel befanden, bemächtigte sich des Vaters eine Aufregung, welche mir Angst bereitete. Er sprach von nichts als vom Zertrümmern, vom Einreißen, zuletzt gar vom Wegbrennen dieses Tempels; die Lohe dieses Hauses der Abgötterei müsse als ein Gott wohlgefälliges Opfer zum Himmel steigen. Ich gab mir alle Mühe, ihn zu beruhigen; ich bat ihn; ich beschwor ihn, diese entsetzlichen Gedanken, Liebe mit Haß, Gastfreundschaft mit Feuer zu vergelten, fallenzulassen; aber ich hatte nur den Erfolg, daß er nun gegen mich schwieg. In seinem Innern jedoch schrien die bösen unchristlichen Stimmen fort. Er konnte ihnen nicht widerstehen.“
    „Er war krank, sehr krank!“ erklärte ich.
    „Nichts als nur das! Nur ein Kranker kann glauben, das, was ihm heilig ist, durch die Vernichtung dessen, was andern heilig ist, zu fördern! Das ist stets meine Ansicht gewesen, die ich dem Eifer des Vaters gegenüber mit allen Mitteln, welche einer Tochter erlaubt sind, vertreten habe, und nun ist ihre Wahrheit ihm und mir bewiesen worden. Ich getraute mich nicht, ihn zu verlassen; aber der nächste Tag war ein konfuzianischer Feiertag, der meine Wißbegierde weckte. Die weite Umgegend sandte eine Menge Pilger, welche ihre Opfergaben brachten, in Backwerk, Früchten und einer schier unglaublichen Menge von Blumen bestehend. Der Priester gab uns von allem überreichlich. Das war so rührend, er, dem feindlich gesinnten Missionar, von dem er doch wußte, was er war, denn unsere Träger hatten es ihm gesagt. Vater schien auch gerührt zu sein; er verhielt sich sehr still, und das machte mich so glücklich. Am Nachmittag schlief er sogar ein, was seit einigen Tagen nicht geschehen war. Da glaubte ich, einmal durch das Kampong gehen zu dürfen, wo die Bewohner mit den Festgästen sich an heiteren Spielen erfreuten. Ich wurde überall so freundlich begrüßt, und jeder und jede reichte mir Früchte und Blumen dar, so viel, daß ich sie nicht fassen konnte, sondern wieder an andere verschenken mußte. Da entstand plötzlich große Verwirrung; ich hörte die beiden Worte ‚Panas‘ (Feuer) und ‚Klinting‘ (Tempel) rufen und sah, daß alles nach der Gegend eilte, in welcher der Tempel lag. Ich wollte vor Schreck zusammenbrechen, raffte mich aber auf, warf alle Blumen weg und lief, so schnell ich konnte, dorthin zurück, woher ich gekommen war. Als ich hinkam, stand der ganze Tempel in hochlodernden Flammen. Die Hitze war so groß, daß man sich ihm nicht nähern konnte. Unweit davon brannte ein kleineres Feuer, aus welchem der Luftzug verkohlte Zeugreste und glimmende Papierblätter in die Höhe trieb. Mein Vater hatte von den Opfergewändern des Priesters und den heiligen Büchern vor dem Tempel einen Scheiterhaufen errichtet und diesen auch in Brand gesetzt. Er selbst war von einer großen, schreienden Menschenmenge umgeben. Wie es mir gelingen konnte, mich hindurchzudrängen, das kann ich nicht sagen, aber die Todesangst verleiht ja selbst dem schwachen Weib Riesenkräfte. Ich erreichte ihn grad in dem Augenblick, als man ihn angriff und zu Boden riß. Da wurde ich ohnmächtig und fiel neben ihm hin.“
    Sie hielt inne. Ihre Gestalt schauderte noch jetzt infolge der Erinnerung. Ich sagte nichts, kein Wort; ich konnte nur denken – denken – – – denken!
    „Als ich wieder zu mir kam“, fuhr sie nach einer Weile fort, „lag ich auf einer Matte. Neben mir saß der Priester und unweit von ihm

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