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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorwurfsvollem Blick nach und sprach das große Wort:
    „Dem scheint es mit dem Ko-su-Sortieren nicht ganz ernst gewesen zu sein. Es ist also sicher, daß er nicht die geringste Befähigung besitzt, ein Mitglied der ‚Shen‘ zu werden!“
    Der Schalk in meinem Nacken nickte zustimmend; ich aber dachte mir grad das Gegenteil.
    Als wir dann fertig waren, machten wir aus dem Ko-su ein Paket und beauftragten Sejjid Omar, es zu Tsi hinüberzutragen. Wir aber gingen, um uns nach John umzusehen. Er war zum Mijnheer gegangen und von diesem eingeladen worden, sich an einem Spazierritt zu beteiligen.
    „Das ist gut; das freut mich!“ sagte der Uncle. „Denn nun ist er abgehalten, uns zu überraschen!“
    „Wobei?“ fragte ich.
    „Das sollt Ihr hören und sehen. Hören unterwegs, und sehen auf der Jacht.“
    Er führte mich nach dem schon einmal erwähnten Hotelplatz, wo er einen Wagen nahm, um nach Uleh-leh zu fahren. Unterwegs fragte er mich scherzend und doch zugleich auch ernst:
    „Fürchtet Ihr Euch vor Spukgestalten, lieber Charley?“
    „Nur am Tage, des Nachts aber nicht“, scherzte da auch ich.
    „Das ist schlimm! Denn es ist Tag, und ich will Euch nach einem Ort führen, wo es spukt, bei Tage sogar noch deutlicher als bei Nacht.“
    „Ah, wohl Euer Gespenst?“
    „Ja.“
    Hierauf war er still. Ich auch. Aber nach einiger Zeit begann er wieder:
    „Warum schweigt Ihr? Warum fragt Ihr mich nicht? Glaubt Ihr, ich wisse nicht, was Ihr denkt? Es ist zwar sehr höflich und sehr rücksichtsvoll von Euch, mich nicht mit etwas belästigen zu wollen, was Euch an mir unbegreiflich ist, aber da ich es Euch doch nun einmal zu sagen habe, so wäre es mir lieber, Ihr hättet mich gefragt. Das macht nämlich das Sprechen leichter.“
    „So? Nun, da will ich Euch also fragen: Ihr seid so lange Zeit auf der Jacht gewesen und hattet also hundertmal Gelegenheit, das Bild der ‚Yin‘ in Johns Zimmer zu sehen. Warum seid Ihr nicht hineingegangen? Offen und ehrlich? Warum wollt ihr es jetzt sehen? Hinter seinem Rücken?“
    „Ganz recht! Diese Frage habe ich erwartet! Sie ist begründet, für jeden andern Menschen, doch eigentlich nicht auch für Euch. Wer so wie Ihr in der Welt herumläuft, um Rassen, Völker und Einzelmenschen auf ihre Psychologie hin anzusehen und sie dann, ihrer sichtbaren Körper entkleidet, in ganz anders gemeinten Gestalten zu beschreiben, der sollte wohl so klug sein, daß er nicht eine so unpsychologische Frage an mich richten braucht!“
    „Sir!“ rief ich da überrascht aus. „Woher kommt Euch diese Ansicht über mich und meine Bücher? Sie ist richtig, vollständig richtig! Aber noch keiner von allen, die mich lesen, ist so scharfblickend gewesen, es zu entdecken!“
    „O, doch wohl einer!“
    „Wer?“
    „John. Er hat mir von Euch vorgelesen, zuweilen, vielleicht gar oft. Da kamen Stellen, von denen ich dachte, daß sie sehr unwahrscheinlich, sogar ganz unmöglich seien. Ich sagte ihm das. Er aber lachte mich aus und begann, es mir zu erklären. Ja, das war dann etwas ganz anderes! Zum Beispiel Euer Sejjid Omar! Er lebt; er ist da; er ist Euer Diener. Ihr macht keine Lüge, wenn Ihr das in Euern Büchern schreibt. Und was Ihr von ihm erzählt, ist wahr, ist wirklich geschehen. Aber Ihr habt es nicht auf seinen Körper abgesehen, sondern auf das, was diesen Körper aus der Rasse, dem Stamm und der Familie heraus zum Sejjid Omar gebildet hat. Das ist der Geist, die Seele, also der innere Mensch, der innere Araber, der innere Sejjid Omar. Arabische Körper kann man zu Tausenden sehen. Um aber grad diesen Sejjid herausfinden zu können, hat der Körper zu verschwinden. Dann erscheint Omar sofort in seiner ganz besonderen, nur ihm eigentümlichen Gestalt. Und diese, nur diese Gestalt, die geistige, die innere, wird von Euch für die Leser Eurer Bücher materialisiert. Ihr lauft dabei allerdings Gefahr, als Phantast, sogar als Lügner bezeichnet zu werden, aber nicht der Körper, sondern diese materialisierte Gestalt ist der eigentliche, wirkliche Sejjid Omar, und Ihr seid also hundertmal wahrer und tausendmal naturgetreuer als diejenigen, die Euch diese Vorwürfe machen.“
    „So! Also das habt Ihr von John! Ja, er ist einer der Scharfsinnigsten, die es gibt. Aber warum sagt Ihr mir dies grad jetzt, grad hier?“
    „Fragt doch nicht! Ihr müßt es wissen! Oder habt Ihr nur in Omar geschaut, nicht auch in mich hinein? Auch mein Körper ist Euch Nebensache; das weiß ich ganz genau. Solltet

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