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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aller unserer Schulen und erntet Dank von allen, die ihn kennen. Sir John, den er einst taufte, ließ ihn aus der Heimat kommen, um sich durch ihn mit Yin verbinden zu lassen, denn der Segen eines – – –“
    Da sprang der ‚Uncle‘ wieder von seinem Sitz auf und unterbrach ihn schnell:
    „Verbinden? Getraut – – –? Getraut – – –? Sie wurden von ihm getraut, John und Yin – – –? Von einem christlichen Pfarrer – – –? In geordneter – – – kirchlich vorgeschriebener Weise?!“
    Da wich der Chinese einige Schritte zurück, machte ein höchst erstauntes Gesicht und sprach:
    „Warum alle diese Fragen, Sir? Ich weiß jetzt wirklich nicht, was ich zu antworten habe!“
    Da färbte die Verlegenheit des Gesichts des Governor rot bis zum Hals herab. Er fühlte, welchen Fehler er begangen hatte, und lenkte um, indem er sagte:
    „Allerdings, das ist ja selbstverständlich. Wo wohnt der Pfarrer jetzt?“
    „Auf dem Castle. Er kommt aber täglich nach Shen-Fu herüber, um seines außerordentlich wichtigen Amtes zu walten. Wir bitten die Güte des Himmels, ihn uns noch lange zu erhalten, denn er ist trotz seines hohen Alters ein so rüstiger und beinahe unersetzlicher Mann, daß wir nur schwer lernen würden, ihn zu entbehren.“
    „Hm! Und so eine Kraft haben wir pensioniert, emeritiert! Eigentlich eine Schande! Wir jagen ihn fort um seiner Aufrichtigkeit, um seiner Ehrlichkeit willen, bei den Buddhisten und Konfuzianern aber wird er aufgenommen und anerkannt! Doch sagt einmal, mein Freund: Ich hörte, das neue Raffley-Castle sei ganz ähnlich gebaut wie das ursprüngliche, das alte. Wenn das der Fall ist, wie kann es da so in der Form eines Kreuzes leuchten?“
    „Ihr seid ganz richtig berichtet, Sir; das neue gleicht dem alten, doch Material und innere Einrichtung sind anders. Die Seele ist geblieben, aber zu dem neuen Körper kam auch ein neuer Geist. Die Basis oder der Sockel des Kreuzes wird von den Wirtschaftsgebäuden gebildet, über denen sich die Beamtenwohnungen grad in die Höhe ziehen. Dann kommt das eigentliche Castle, der Mittelpunkt, welcher nach rechts und links die beiden Arme ausbreitet; ich meine die Baulichkeiten für humanitäre, also menschenfreundliche Zwecke. Hinter dem Castle liegt das Paradies, über diesem das herrliche Atelier und wieder über diesem die Kapelle mit der Orgel, die aus Deutschland verschrieben worden ist. Das alles wurde aus weißem Marmor gebaut, der aus den benachbarten Kreidebrüchen stammt. Wenn die Sonne auf diese Marmorflächen blickt, so beginnen sie zu strahlen; die dunkleren Zwischenräume verschwinden für die Ferne, und so entsteht das Kreuz, welches jedermann bewundert, der es sieht.“
    „Das ist außerordentlich: Ihr sprecht auch von einem Atelier. Gibt es denn dort einen Künstler, einen Maler oder Bildhauer?“
    „Nicht einen Künstler, sondern eine Künstlerin, nämlich unsere Yin.“
    „Was? Wie? Yin? Sie, eine Künstlerin?“
    „Ja, und zwar die größte, die einzigste, die wir hier im Osten haben. Wißt Ihr auch das noch nicht, Sir?“
    „Nein, wirklich nicht!“
    „Aber der Marmorkopf dort, der sie selbst darstellt, ist ja von ihr gemeißelt! Und auch das Bild in der Kajüte ist von ihrer eigenen Hand!“
    „Das wird ja immer interessanter und immer unerhörter! Zuletzt besteht man nur noch aus lauter Verwunderung und wundert sich dann schließlich über gar nichts mehr!“
    „Und das Paradies ist von ihr gemalt“, fuhr der Hafenmeister fort, „und für den Bau und die Ausstattung des Schlosses hat sie die vorzüglichsten Bestimmungen getroffen!“
    „Auch das noch! Aber trotz dieser ihrer Beihilfe war ein Architekt nötig, wie es selten einen gibt, und der kann kein Chinese gewesen sein, sondern ist aus Europa herbeordert worden. Wahrscheinlich ein Engländer, der Raffley-Castle dort natürlich vorher studieren mußte!“
    „Verzeihung, Sir; er ist doch ein Chinese. Er studierte in Leeds in London; dann ging er an die Technische Hochschule in Berlin, worauf ich ihn ein Jahr lang reisen ließ, um Studien zu machen. In Neapel traf er mit Sir John zusammen, der ihn mit nach England nahm, um ihn Raffley-Castle zeichnen zu lassen, ohne daß die Verwandten etwas davon erfuhren.“
    „Auch das ist seltsam, und zwar in hohem Grade! Aber sagtet Ihr nicht, Ihr hättet ihn reisen lassen, Ihr?“
    „Ja.“
    „Warum Ihr?“
    „Es ist mein Sohn, Sir, nach dem Ihr mich fragtet, sonst hätte ich nicht von ihm

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