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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich.
    „Apa kowe bisa mendjahit satu tjelena – können Sie mir eine Hose machen?“
    „Saja tuwan – ja.“
    „Brapa kowe minta terri satu tjelana – wieviel verlangen Sie für eine Hose?“
    „Tiga ratus rupiajah wolanda – dreihundert Gulden holländisch“, antwortete ich, indem ich das Lachen verbiß.
    Da sagte er zunächst nichts, sann sehr ernst nach, legte die Zeigefinger zählend aufeinander, murmelte halblaut die Zahlen dazu, dann lachte er plötzlich laut und rief aus, indem er aus dem Malaischen in das Arabische fiel:
    „Nein, Sihdi, das kannst du nicht von mir verlangen. Für eine Hose gebe ich dir nicht dreihundert Gulden. Das ist mir doch zuviel!“
    „Gut, also mache ich dir keine! Wo hast du denn diese malaischen Worte her?“
    „Von zwei Schneidern, welche Malaien waren und in Colombo neben meinem Gasthaus wohnten und flickten. Ich habe viel mit ihnen gesprochen. Aber die malaische Sprache hat auch nur Redensarten, die man auswendig lernen muß, wenn man sie sprechen will. Und diese Leute gefallen mir nicht; sie zanken sich so gern!“
    In diesem Augenblick ertönte von der anderen Seite unseres Decks her ein Schrei.
    „Mann über Bord!“ brüllte ein Matrose drüben.
    Wir eilten hinüber und erfuhren, daß es sich um einen der sechs Gentlemen handelte. Diese waren aus ihren Kojen auch herausgekommen und hatten verlangt, daß man die Sonnengardinen niederlasse. Jedes diese südlichen Meere befahrende Schiff ist nämlich nicht nur mit einem Sonnendach, sondern auch mit Back- und Steuerbordleinwand versehen, welche man auf der Seite, wo die Sonne steht, niederläßt, um Schatten zu haben. Nun war es aber heute noch so früh am Tag, von Hitze keine Rede, und außerdem hatten wir bis nach Penang nur noch eine Stunde; es wäre also schade um die Arbeit gewesen, ganz abgesehen davon, daß die Matrosen jetzt, so kurz vor dem Hafen, mehr zu tun hatten, als des überflüssigen Wunsches launenhafter Passagiere wegen auf der Reling herumzuklettern. Die Leinwand ist des Windes wegen natürlich sehr fest verknotet, und es erfordert Zeit, sie loszubekommen. Aber die Zivilisatoren hatten sich nun einmal in den Kopf gesetzt, daß sie heruntergelassen werden müsse, und da ihnen kein Matrose gehorchte, so setzten sie ihren Willen eigenmächtig durch, indem sie, was übrigens den Passagieren verboten war, auf die Reling stiegen, um die Leinwand loszubinden. Der Lauteste von ihnen, derselbe, welcher in Point de Galle den Vorschlag gemacht hatte, den Chinesen in ihr Zimmer zu zerren, hatte dabei die Balance verloren und war in die See gestürzt. Auf den Schrei, der hierauf erfolgte, war der Quarterdienst sofort nach dem Bug geeilt, um den dort hängenden Rettungsring hinabzuwerfen, und der Offizier vom Dienst erteilte ebenso schnell den Maschinisten die nötigen Befehle. Das Schiff hat an die Unglückstelle zurückzukehren, was dadurch geschieht, daß es eine Bogen steuert. Aber die Kraft der Beharrung ist nicht plötzlich zu überwinden, und man hat selbst im allergünstigsten Falle zwei bis drei Minuten zu rechnen, ehe es den betreffenden Punkt wieder erreicht. Inzwischen wird der über Bord Gestürzte, wenn er kein guter Schwimmer ist und die Rettungsboje nicht ergriffen hat, ertrunken sein. Es gilt aber, zu bedenken, daß das Schiff von dem Augenblick des Unfalles an, bis diese Boje geworfen wird, einen so bedeutenden Weg zurücklegt, daß der Verunglückte sich weit hinter dieser Boje im Wasser befindet und sie, falls er nicht Schwimmer ist, auch nicht erreichen wird.
    Dieser Fall lag hier vor. Gerade als wir hinüberkamen, flog der Korkring über Bord, aber der in die See Gestürzte tauchte weit, weit hinter ihm aus dem Wasser auf, warf die Arme in die Luft und verschwand dann wieder.
    „Er kann nicht schwimmen?“ rief ich seinen Gefährten zu.
    „Nein. Er ist verloren!“ antworteten sie alle.
    Da warf ich meinen Hut weg, riß den Rock herunter und –
    „Nein, du nicht, sondern ich, Sihdi! Soll einer von uns ertrinken, dann lieber ich als du!“
    Indem Sejjid Omar dies sagte, schleuderte er die Pantoffel von den Füßen, warf den Kaftan ab und schwang sich auf die Reling. „Kannst du denn schw – – –“
    „Ja!“ rief er, noch ehe ich die Frage ausgesprochen hatte.
    „Nimm dich vor den Haifischen in acht!“ konnte ich ihn noch warnen. Gerade jene Küstenwässer sind dieser gefräßigen Tiere wegen berüchtigt.
    „Labbehk, Allah labbekh – hier bin ich, o Gott, hier bin

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