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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Frage, weil allen diesen Erscheinungen eine Lebensfülle, eine strotzende Kraft, eine überzeugende Selbstverständlichkeit innewohnt, durch welche die Ansicht, daß es sich um altersschwache, kranke Zustände handle, schon in den ersten Stunden arg erschüttert wird.
    Freilich, wer ein so groß, dick und fett gepflegtes Vorurteil mit sich bringt, daß sein klares, unparteiisches Urteil von diesem gefräßigen Béhémoth vollständig verschlungen worden ist, der wird hier, an der Außenpforte der chinesischen Welt, nichts als den oberflächlichen Eindruck verspüren, daß er jetzt den ersten Schritt in das Land der Bizarritäten getan habe.
    Von den ersten Kinderschuhen an hat man durch alle Klassen der Volks- und höheren und höchsten Schulen über die Chinesen nichts anderes gehört, als daß sie wunderlich gewordene, verschrobene Menschen seien, über welche die Weltgeschichte schon längst den Fluch der Lächerlichkeit ausgesprochen habe. In unzähligen Büchern, Zeitungen und sonstigen Veröffentlichungen wird dieses billige Urteil breiter und immer breiter getreten; man atmet es ein; man schluckt es hinunter; es wird mit in Chymus und Chylus verwandelt; es geht auf die Knochen, in Fleisch und in Blut über und bildet einen so unausrottbaren Bestandteil unserer geistigen Existenz, daß wir gar nicht auf den Gedanken kommen, zu fragen, ob es ein wahres und also berechtigtes sei. Ich erlaube mir, meinem Gedankengang durch die Bemerkung vorauszugreifen, daß es den Chinesen ganz in derselben Weise auch mit uns ergeht; sie bekommen von den Kinderjahren an bis in das Greisenalter über uns nur immer die eine, einzige Lehre wiederholt, daß wir wunderliche Narren seien, mit denen die Weltgeschichte nichts mehr anzufangen wisse, weil wir an sie die unerhörte Forderung stellen, uns für ihre Lieblinge zu erklären und die anderen Nationen vollständig fallenzulassen. Mit anderen Worten, die Chinesen halten uns für ganz dieselben Toren, die sie in unseren Augen sind.
    Wer mit einer solchen, förmlich in das Wesen übergegangenen Ansicht nach dem Osten kommt, von dem ist nicht anzunehmen, daß er so bald andern Sinnes zu machen sei. Er kann sich jahrelang in China aufhalten und wird nicht nur ganz der alte bleiben, sondern vielleicht gar noch schroffer als früher denken, wenn seine Voraussetzungen, daß er mit seinen Ideen das weite, fremde Land im Sturm erobern könne, nicht in Erfüllung gehen. Es gibt keiner von beiden nach, und so bleiben beide, wie sie sind. Nur eins ist nicht geblieben: Die Erbitterung ist größer geworden! Das ist die einfache Erklärung der sonst unbegreiflichen Tatsache, daß Leute, welche ein halbes, ja gar ein ganzes Menschenalter in China zugebracht haben und also wohl mit Recht behaupten, Land und Leute genau zu kennen, dieses Land und diese Leute genau noch ebenso falsch beurteilen wie einer, der niemals dort gewesen ist. Ihre Kenntnis ist – – – Photographie! Ihr ganzes, vielleicht außerordentlich reiches Wissen besteht aus leb- und seelenlosen Kamerabildern, welche in den aus Europa mitgebrachten Apparaten entstanden sind. Aus dem Vorurteil der kaukasischen Rasse werden die Filme geschnitten, denen man die Unmöglichkeit zumutet, uns die chinesische Volksseele in allen, auch ihren tiefsten und geheimnisvollsten Regungen, treu, wahr und aufrichtig darzustellen. Ist es für den Menschen denn gar so schwer, dem Bruder auch eine berechtigte Eigenart, eine gleichwertige Individualität zuzutrauen? Muß denn jeder, der sich erlaubt, anders zu sein, darum gleich als inferior gedacht werden? Man beobachte den Europäer, wie er aus hochmütigen Augen im fremden Land um sich schaut! Der Schiffsjunge, welcher jetzt wegen unheilbarer Dummheit vom Maat mit dem Tau verhauen wird, geht eine Viertelstunde später mit dem erhebenden Bewußtsein an das Land, daß alle Malaien und Chinesen Penangs nicht wert seien, ihm die ochsenledernen Stiefel zu schmieren, und zwar nur deshalb, weil er ein Kaukasier aus Dorf Klapperschnalle ist! Ich hatte eine liebe, alte, gute Großmutter, die sagte mir, als ich bereitstand, in die Welt zu gehen: „Bilde dir ja nie ein, daß du besser seist als andere Leute! Hinter jedem Menschen, mit dem du sprichst, steht sein Engel. Du kannst ihn nicht sehen; aber er ist da; er sieht alle deine Gedanken, und wenn sie mißwollend sind, so kränkst du ihn. Und bedenke, daß der Engel des Negers genauso licht, so rein und so dankbar wie der deine ist! –“
    Solche und

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