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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie werden eher zurückkehren! Wohin sollen Sie das Geld bringen?“
    „Man sagte mir, daß man mich beobachten werde, sobald ich im Hafen angekommen sei. Es werde ein Eingeborener zu mir treten, um mir die Hälfte einer zackig zerschnittenen Betelnuß zu geben, deren andere Hälfte ich bekommen und hier in meiner Tasche habe. Wenn ich sehe, daß die beiden Hälften genau zusammenpassen, sollte ich ihm das Geld geben und dabei sagen, wohin man meinen Vater bringen solle. Aber ich möge ja ehrlich sein und keine Hinterlist planen, weil der Häuptling, dem mein Vater übergeben worden sei, sein Wort auch halten werde.“
    „Das genügt für jetzt, Mylady. Mehr brauchen wir nicht zu wissen. Ich habe nämlich eine allerliebste, kleine, hübsche Jacht, und auf ihr eine ebenso allerliebste Wohnung für eine Dame. Ich dampfe von jetzt an in vier Stunden nach Uleh-leh. Unser Freund hier geht auch mit, und zwar mit Sejjid Omar, seinem Diener.“
    „Wie herrlich!“ rief sie aus, für den Augenblick trotz ihrer Lage ganz entzückt.
    „In diesen zwei Worten liegt Ihre Zustimmung, daß Sie sich uns anschließen wollen“, lächelte er befriedigt. „Diese vier Stunden bieten Ihnen hoffentlich hinreichend Zeit zur Ergänzung Ihrer Toilette. Ich eile, meinen Befehl zur Jacht zu senden und einen Verwandten zu holen, den ich Ihnen vorstellen muß, weil er auch mitfährt.“
    Er entfernte sich. Sie sah mich verlegen fragend an. Ich erriet, was sie wollte. Sie war vollständig mittellos, und er hatte von der allerdings sehr gebotenen Ergänzung ihrer Toilette gesprochen.
    „Haben Sie keine Sorge, Miß Mary!“ bat ich sie. „Dieser Gentleman weiß immer, was er sagt. Und das, was er tut, stimmt stets und ganz genau mit dem zusammen, was er sagt. Das Lösegeld hat er bereit, und was sonst noch nötig ist, wird Ihnen werden, ehe Sie es brauchen.“
    „Welch ein Mann! Als er in der Bank so plötzlich entscheidend zu mir trat, war es mir, als habe Gott ihn mir gesandt!“
    „Nur durch solche Menschen wirken Engel, weil sie auf Böse niemals wirken können.“
    Hierauf benutzte ich dieses kurze Alleinsein mit ihr, über Raffley einstweilen so viel mitzuteilen, wie für sie und die ersten Tage nötig war. Er kam sehr bald zurück und brachte den Governor mit, welcher gegen sie die ganze Liebenswürdigkeit entfaltete, die einem gewesenen Governor von Ceylon nur möglich ist. Wie ich später erfuhr, hatte Raffley trotz seiner kurzen Abwesenheit doch Zeit gefunden, eine Summe in Papiergeld in ein Couvert einzuschließen und auf den Tisch ihres Zimmers legen zu lassen. Sie ahnte das nicht, und als sie sich erhob, um fortzugehen, tat sie das vielleicht mit schwerem Herzen, weil er kein Wort von dem gesagt hatte, worüber man gegen Damen keine Worte macht, obgleich es doch so wichtig und so nötig ist.
    Kaum hatte sie sich entfernt, Raffley und der Governor waren noch bei mir, so kam Omar, um den Chinesen Tsi anzumelden. Er war heut nun frei, und da ich ihn noch nicht aufgesucht hatte, so war er so klug gewesen, sich auf den Weg zu mir zu machen. Zufälligerweise hatte ich den beiden Engländern gestern abend bei Tisch von ihm und seinem Vater erzählt. Sie kannten mein Zusammentreffen mit ihm und seinem Vater in Kairo, und so wurde er, als er kam, wenigstens von Raffley als halber Bekannter behandelt. Der ‚dear uncle‘ aber verhielt sich reserviert. Chinesen waren eben in seinen Augen kein gleichwertiges Menschenmaterial.
    Ich ließ den jungen Mann nicht lange im unklaren über Wallers, sondern teilte ihm die Verhältnisse, soweit wir sie kannten, aufrichtig mit. Er erschrak.
    „Dysenterie!“ rief er aus. „Schon so lange Zeit! Vielleicht gar schon in Indien! Und da oben auf Sumatra keine Kost, die ihn stärkt, statt dessen aber leibliche und seelische Anstrengung im höchsten Grad! Meine Herren, ich muß mit!“
    „Muß! Muß?“ fragte der Governor tadelnd.
    „Ja! Dieses Wort mag nicht wie eine Bitte, nicht höflich klingen; aber ich bin erregt. Wenn Sie Waller retten wollen, so müssen Sie mich mitnehmen! Nur ich allein kann ihn retten!“
    „Sie allein! Wieso?“
    „Weil nur ich allein ein sicheres, untrügliches Mittel gegen den Würgengel Dysenterie kenne. Wissen Sie, was Ko-su ist?“
    „Nein“, antwortete der Governor.
    „Oder Sie, Mylord?“
    Er richtete die Frage an Raffley.
    „Nein“, antwortete dieser.
    „Oder Sie?“ fragte er mich.
    „Ko-su ist Brucea sumatrana, allerdings das Spezifikum gegen

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