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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dysenterie“, sagte ich.
    „Aber wissen Sie, wie dieses Mittel in so schweren Fällen zu geben ist?“
    „Nein.“
    „Kennen Sie die Pflanze überhaupt? Haben Sie sie gesehen?“
    „Nein.“
    „Sie wächst da drüben in Atjeh, stellenweise sogar massenhaft; aber Sie werden Sie niedertreten, ohne zu ahnen, daß Sie das Leben Ihres Freundes mit ihr retten könnten! Ich bitte also, mich mitzunehmen! Tun Sie es nicht, so werde ich mir einen Extradampfer mieten, denn auch ein Chinese kann opferbereit sein. Aber Ihre Jacht ist schneller als jedes Schiff, welches ich bekommen könnte, und wenn Sie mich nur an Bord zu sich lassen, so will ich mit dem äußersten Winkel fürliebnehmen, und Sie werden mich nicht eher wieder zu sehen bekommen, als bis in Uleh-leh an das Land gegangen wird. Wo es sich um ein Menschenleben handelt, sollte man doch nicht an Rassenfragen denken!“
    Er stand hoch aufgerichtet vor dem Governor, der ihn beleidigt hatte. Seine Augen funkelten.
    „Na, so nimm ihn mit!“ sagte dieser in einem Ton zu Raffley, als ob es ihm schwer werde, diese Einwilligung zu erteilen.
    „Aber ganz selbstverständlich!“ rief dieser aus. „Sie sind mir sehr willkommen, Mr. Tsi. In drei Stunden dampfen wir ab. Ist das Zeit genug für Ihre Vorbereitungen?“
    „Wenn es einen Freund zu retten gilt, habe ich keine Vorbereitungen zu treffen. Ich würde mitfahren jetzt, gleich, so wie ich hier stehe! Ich danke Ihnen, Mylord!“
    Er machte ihm eine tiefe Verbeugung. Mir reichte er die Hand. Dann drehte er sich nach dem Governor um. Er ließ den Oberkörper langsam, steif und förmlich niedersinken, aber nur bis zu einem halben rechten Winkel; das tat er dreimal, ohne ein Wort zu sagen; dann entfernte er sich.
    „Fataler, gelber Kerl!“ meinte der ‚Uncle‘. „Gebärdet sich wie eine Fürstlichkeit!“
    Die war er vielleicht auch, wenigstens sein Vater; nur durfte ich es nicht sagen! Da ließ Raffley seinen Klemmer auf der Schärfe der Nase herunterreiten, stieß ein kurzes, heiteres Lachen aus und fragte ihn:
    „Wollen wir wetten?“
    „Worüber? Etwa über diesen Chinamann?“
    „Yes. Ich behaupte, daß Ihr dicke Freunde werdet!“
    „Nie!“
    „Well! So wetten wir?“
    „Einverstanden!“
    „Um wieviel Pfund?“
    „Zwanzig. Aber eine Zeit setzen!“
    „Schön! Ehe er endgültig unsere Jacht verläßt.“
    „Das soll ein Wort sein! Ich werde unbedingt gewinnen!“
    „Gut, so setze ich noch zwanzig Pfund, daß du nicht gewinnen wirst!“
    „Nein! Doppelwetten sind verboten. Du wärst sonst imstande, deine Einsätze in die Unendlichkeit hinein zu machen. Zwanzig Pfund und damit basta!“
    Man kann sich denken, daß ich höchst neugierig auf die Jacht war. Ist es für den Kenner schon eine Freude, ein solches Fahrzeug zu sehen, wie groß muß diese Freude erst dann sein, wenn er mit ihm fahren kann, weil es das Eigentum eines Freundes ist! Schon ‚Swallow‘, die frühere Jacht Raffleys, war ein Muster von Eleganz gewesen, und so war es erklärlich, daß ich mir nun von der ‚Yin‘ bedeutende Vorstellungen in Beziehung auf ihre Ausstattung machte; aber alles, was ich gedacht hatte, wurde von der Wirklichkeit weit, weit übertroffen.
    Als wir an Bord kamen, stand die Mannschaft unter Tom, dem ‚Kapitän‘, in Reih und Glied und hieß uns mit einem dreimaligen „Hip, hip, hurra!“ willkommen. Raffley wies mir meinen Raum selbst an. Dieser lag hinten am Stern, war hoch, geräumig, luftig und mit allem Komfort der Neuzeit versehen. Elektrisches Licht verstand sich ganz von selbst; die Maschine lieferte es.
    Dann zeigte er mir seine eigene Wohnung, welche mittschiffs unter der Kommandobrücke lag. Sie war einfacher ausgestattet. Man sah ihr an, daß ihr Bewohner das Raffinement nicht liebe und diesen Raum nur der Arbeit und der zu ihr erforderlichen Ruhe gewidmet habe. Es gab keine teuren Möbel hier, aber eine kostbare Bibliothek füllte die Wände aus; ein schwer beladener Ständer hatte die besten Karten aller Länder und aller Meere zu tragen, und auf einer Tafel lagen und standen alle erforderlichen nautischen Instrumente wohl geordnet. Der einzige Schmuck, den es hier gab, war ein Gemälde, aber ein wunderbar schönes, ein Meisterwerk allerersten Ranges, schön in Betreff des Sujets, meisterhaft in Beziehung auf die Ausführung.
    Es war ein Brustbild jener ‚Yin‘, deren Marmorkopf den Bug des Schiffes zierte. Was der Marmor dort plastisch ahnen ließ, das wurde hier in diesem Farbengedicht

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