Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Hoffnung erfüllte sich also! Die Waldleute waren nicht nur immun gegen die unheimliche Krankheit, sie konnten auch einen positiven Einfluss ausüben.
    Allerdings war ihre Zahl nicht groß, und sie konnten nicht überall gleichzeitig sein. Es kam weiterhin zu gewalttätigen Ausschreitungen und Überfällen, und es wurden Feuer gelegt, öffentliche Einrichtungen und Maschinen zerstört.
    Leto versuchte dem mit einer totalen Ausgangssperre entgegenzuwirken, doch damit hatte er die häusliche Gewalt noch lange nicht im Griff; im Gegenteil. Die Krankenhäuser füllten sich und es gab die ersten Toten zu beklagen.
    Über die Medien appellierte Leto an die Bevölkerung, ruhig zu bleiben, sich gegenseitig genau zu beobachten und rechtzeitig die Rettung oder die Sicherheit zu informieren. Er ließ überall Kopfschmerztabletten verteilen; die Fabrikproduktion lief auf Hochtouren.
    All das waren nur hilflose Bemühungen; die Leute waren bereits zu panisch. Geschäfte, Büros, Betriebe schlossen. Die einen wagten sich nicht mehr vor die Tür, die anderen interessierten sich nicht für Sperrmaßnahmen. Trotz der Kameras wurde in verriegelte Geschäfte eingebrochen und geplündert. Einige Menschen flohen aufs Land, wo sie vielleicht Zweithäuser besaßen, andere verbarrikadierten sich mit Hamsterkäufen oder den Erträgen ihrer Plünderungen zuhause.
    »Wir können es nur immer wiederholen«, sagte die Sprecherin der Mediziner, die mit Hochdruck an der Lösung arbeiteten, »es handelt sich um keine Seuche. Es gibt keinen Virus, es gibt keine Sporen. Es handelt sich auch nicht um eine Vergiftung, denn die Wasser- und Luftwerte weisen keinerlei Veränderung auf.«
    Leto sank in seinem Sessel zusammen. Es blieb also nur eine einzige Lösung übrig. Und die war so schrecklich, dass er sie weiterhin von sich schob. »Gibt es eine Übereinstimmung bei den Symptomen?«, fragte er.
    »Ja, alle Betroffenen leiden unter Wahnvorstellungen. Sie glauben von irgendwelchen grausigen Monstern angegriffen zu werden. Die meisten setzen sich zur Wehr, andere werden völlig apathisch und nehmen nicht einmal mehr Nahrung zu sich. Sie erkennen ihre eigenen Familien nicht. Wir können nicht sagen, welche genauen Anzeichen es für einen Ausbruch gibt, weil es stets so schnell geht, und die Leute reagieren unterschiedlich.«
    »Und die Waldleute?«
    »Sie sind an vielen Orten im Einsatz, und das ist ein Glück, andernfalls wäre die Situation schon längst eskaliert. Sie sind dazu übergegangen, die Menschen aus ihrer Isolation zu holen und an größeren Orten zusammenzubringen. So haben sie es leichter, sie ruhig zu halten. Wir haben Notdienste eingerichtet, die die Menschen in diesen Lagern versorgen; sie werden jeweils von einem Baumsprecher begleitet, um ihre Aufgabe erfüllen zu können.«
    Leto rieb sich die Schläfen. Seit Tagen hatte er Kopfschmerzen, die immer stärker wurden. Kein Wunder, er war völlig überarbeitet, schlief kaum noch.
    Und er hatte genug.
    Die Anwesenden fuhren erschrocken zusammen, als er mit der flachen Hand auf die Tischplatte hieb. »Aber so kann es nicht weitergehen!«, schnauzte er sie an. »Ich erwarte endlich Ergebnisse! Gehen Sie, machen Sie sich wieder an die Arbeit, und schlafen Sie erst, wenn Sie die Lösung gefunden haben! Ihnen scheint der Ernst der Lage immer noch nicht bewusst zu sein!«
    »Das ist er uns sehr wohl, Herr Präsident«, entgegnete die Sprecherin kühl. »Es besteht kein Grund, uns verantwortlich zu machen.«
    »Sind Sie die Wissenschaftler oder nicht?«, schrie Leto und sprang heftig gestikulierend auf. »Ich kann Ihre Arbeit nicht auch noch machen. Genügt es nicht, dass ich für alles andere verantwortlich bin? Wagen Sie es nicht noch einmal, mich derart zu provozieren! Und jetzt gehen Sie endlich!«
    Den Frauen und Männern blieb nichts anderes übrig, als dem Befehl Folge zu leisten.
    Leto war immer noch aufgebracht, starrte das Glas auf seinem Tisch an, packte es und schleuderte es mit voller Wucht an die Wand, wo es klirrend zerbrach.
    Der rasende Kopfschmerz lähmte seine Gedanken, dröhnte und hämmerte, dass weiße Sterne vor seinen Augen tanzten. »So geht es nicht weiter«, keuchte er, presste die Handballen gegen die Schläfen und sank in seinen Sessel zurück.
    »Es fängt gerade erst an«, erklang da eine vertraute Stimme dumpf durch das Schlagen und Pochen in seinem Kopf. Leto hob den Kopf und erkannte Neronus.
    »Wovon sprechen Sie?«, fragte er gereizt.
    »Na, von Ihnen«,

Weitere Kostenlose Bücher