311 - Der Weg des Bösen
können deiner Frau nicht helfen«, sprach Miranda für alle. »Mayas Geist weilt in weiten Fernen, wo wir ihn nicht erreichen. Wir können dir nicht sagen, was in ihr vorgeht. Sie scheint ausgeglichen zu sein, wir können keine Furcht oder Ähnliches spüren. Es geht ihr offenbar gut dort, wo sie ist.«
»Das ist vielleicht der Grund, warum sie nicht zurückkehren will«, murmelte Leto. »Sie hat womöglich eine bessere Heimat gefunden.«
Nomi und Londo gesellten sich zu ihrer Mutter, streichelten ihre Hand und schmiegten sich an sie.
Leto bemerkte, dass die Waldleute darauf reagierten und leise miteinander diskutierten. »Konntet ihr feststellen, ob sie ...nun ja, irgendwie noch bei Verstand ist?«, fragte er hilflos.
»Wir nehmen es an«, antwortete Miranda zu seiner Überraschung. »Ansonsten wäre sie nicht so weit fort, sondern würde hier vor sich hindämmern. Da könnten wir sie ausfindig machen, beziehungsweise die Überreste ihres Geistes.«
Leto musste schlucken, und er schloss kurz die Augen. »Oh, wenn das wahr wäre...«, flüsterte er.
»Es bedeutet aber nicht, dass sie eines Tages zurückkehren wird«, warnte die Waldfrau. »Es mag eher sein, dass dieser Zustand für sie unerträglich wird, weil sie an den Körper hier gebunden ist, obwohl sie gern auf die Reise gehen würde.«
»Aber es besteht dennoch Hoffnung, allein dadurch, dass sie immer noch existiert, als Bewusstsein«, beharrte Leto. Dann deutete er auf seinen Sohn. »Aber da ist noch etwas, nicht wahr?«
»Nun, es ist zu vage, um...«
»Ich will es wissen!«
Miranda seufzte. »Ja, da ist etwas ...eine Verbindung zwischen Londo und seiner Mutter. Wir konnten ihn während unserer Session spüren.«
Obwohl das eigentlich Grund zur Freude sein sollte, zerbrach etwas in Leto. Also doch. Kurz wallte Wut auf Windtänzer in ihm hoch, doch er mäßigte sich. Oder Refor beruhigte ihn, das konnte er nicht feststellen. Er atmete einmal tief durch. »Er hat also eine mentale Begabung.«
»Sehr schwach ausgeprägt. Schwer zu sagen, ob eines Tages mehr daraus wird.«
»Aber er hat nie übertrieben, wenn er sagte, dass er nach seiner Mutter ruft und es jeden Tag besser könne. Und dass er glaube, sie zu spüren.«
Miranda nickte. »Ich habe keine Erklärung dafür.«
»Gut.« Leto straffte seine Haltung. »Dann danke ich euch für eure Bemühungen.« Er bemerkte den Blick seines Sohnes. »Londo, wenn du es willst, kannst du weiter nach deiner Mutter rufen, so oft du kannst.«
»Glaubst du, sie wird mich irgendwann hören?«
»Ich glaube daran, mein Sohn. Vielleicht findet Maya den Weg nach Hause nicht und braucht ein Signal. Ich weiß nicht, ob wir es schaffen können, aber wir sollten es wenigstens versuchen.«
»Vielleicht kann ich Londo dabei helfen«, bot Nomi eifrig an.
»Du solltest den Kindern keine unnötigen Hoffnungen machen«, sagte Miranda leise zu ihm.
»Es ist alles, was wir haben«, erwiderte er. Ohne Maya bin ich nichts. Selbst in diesem Zustand spendet sie mir noch die Kraft, die ich benötige, und treibt mich an. Ich werde sie niemals aufgeben.
Sein Handgelenk vibrierte, und er aktivierte den PAC auf Schriftausgabe. Eine Nachricht von Neronus. Chandra hatte sich krankgemeldet.
Leto war sofort alarmiert. Er hatte ihr keine Wache zur Seite gestellt, weil Chandra bis heute keinerlei Anzeichen des beginnenden Wahnsinns gezeigt hatte. Im Gegenteil sogar hatte sie in den vergangenen Tagen glücklich gewirkt. Ausgeglichen, zur Ruhe gekommen.
Welch eine Ironie. Während alles durchdrehte, fand Chandra zu sich. Sie hatte mindestens ebenso viel gearbeitet wie er und für wenigstens einigermaßen geregelte Abläufe gesorgt.
Leto verließ eilig den Raum und stellte den Kontakt zu Neronus her. »Hat sie gesagt, warum sie sich krankmeldet? Kopfschmerzen?«
»Sie sagte nur, sie fühle sich nicht wohl.«
»Schicken Sie sofort Vertrauensleute zu ihr«, ordnete Leto an. »Die Waldleute bleiben außen vor. Ihre Leute sollen die Kopfschmerzmittel einnehmen, bevor sie aufbrechen.«
»Wird sofort erledigt, Leto. Aber bestimmt geht es Chandra so weit gut, Sie werden sehen, sie ist unverwüstlich.«
»Eben deswegen«, gab Leto zurück. »Sie hat sich noch nie krankgemeldet.«
Er ging ins Krankenzimmer und dankte den Waldleuten noch einmal für deren Bemühungen. »Refor, ich bringe meine Kinder nach Hause. Erwarte mich in meinem Büro. Miranda, du meldest dich bei Neronus, der euch neue Aufgaben zuweist.«
Nomi und Londo kamen zu
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