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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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ihm; ihre Gesichter hellten sich auf, als er ihnen versprach, eine kleine Mahlzeit mit ihnen einzunehmen, bevor er wieder an die Arbeit ging.
    Beim Verlassen des Raums warf Leto einen letzten Blick auf seine Frau. Wäre es ein Film gewesen, wäre jetzt das Wunder geschehen.
    Stattdessen kam es ihm wie ein Abschied vor.
    ***
    Ranjen Angelis nahm gleich fünf Leute mit zu Chandra Tsuyoshis Appartement. Sie hatten alle die starken Schmerzmittel genommen, die ein dumpfes Gefühl der Betäubung erzeugten und die Anfälligkeit für Wahnvorstellungen verringerten. Ab und zu zeitigten sie keine Wirkung, aber dieser kleine Trupp hatte sich bisher wacker geschlagen.
    »Höchste Vorsicht!«, mahnte Ranjen, als sie vor der Tür standen. Sie hatten keinerlei Vorstellung, was sie erwartete. Möglicherweise lag Chandra tatsächlich krank im Bett und erlitt einen Schock, wenn sie jetzt die Wohnung stürmten. Aber das mussten sie riskieren. Andere Leute hatten sich in ihrem Wahn schon das Leben genommen, bevor der Zugriff erfolgen konnte.
    Während die anderen die Deckung übernahmen, machte sich eine Frau an die Entsicherung der Tür. Der Code war zu kompliziert, um geknackt werden zu können, aber es gab für den Geheimdienst andere Möglichkeiten, die Sicherheitssperre zu umgehen.
    Nach etwa zwei Minuten erloschen alle elektronischen Anzeigen und die Tür konnte aufgeschoben werden. Eine Frau huschte als Erste hinein und Ranjen hörte sie aufkeuchen. Sofort folgte er ihr, die Waffe im Anschlag – und blieb mitten in der Bewegung stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen.
    Er wusste nicht, was er erwartet hatte – aber das hier überstieg das Maß des Erträglichen. Ranjen hörte, wie sich hinter ihm jemand übergab.
    Chandra Tsuyoshi befand sich im Wohnzimmer. Teilnahmslos und mit leerem Blick hockte sie auf dem Boden. Hätte sie nicht geatmet, man hätte sie für eine Schaufensterpuppe halten können, die ein provokanter Künstler in einem bizarren Kunstwerk drapiert hatte.
    Um sie herum war ein Blutbad, und auch Chandra selbst war über und über von Blut besudelt. In ihrer rechten Hand hielt sie ein langes Messer. Und vor ihr lag die schrecklich zugerichtete Leiche eines unbekleideten Mannes.
    »Großer Vater Mars«, stieß jemand hervor. »So etwas habe ich noch nie gesehen...«
    »Niemand rührt sich!«, befahl Ranjen, der wie Samari Bright ein Stellvertreter des Geheimdienstchefs war. »Hier müssen Spezialisten ran.«
    »Wir sind Spezialisten...«
    »Aber nicht für so etwas.« Ranjen stellte mit seinem PAC eine Verbindung zu seinem Vorgesetzten her. »Der Präsident hatte einen guten Riecher, Chef«, sagte er. »Hier ist etwas Furchtbares geschehen.«
    »Was ist mit Chandra Tsuyoshi?«, erkundigte sich Gingkoson knapp.
    »Sie lebt, steht aber unter Schock oder unter Drogen. Sie ist keinesfalls vernehmungsfähig, und es ist auch nicht erkennbar, ob sie verletzt ist. Der Rettungsdienst muss sie umgehend in unsere Klinik bringen.«
    Neronus runzelte die Stirn. »Was ist passiert, Ranjen?«
    »Sehen Sie selbst.« Ranjen schwenkte seinen PAC, sodass die Kamera die Szene erfasste, und selbst der hartgesottene, sonst unerschütterliche Neronus Gingkoson zog scharf die Luft ein. »Kennen Sie den Mann, Chef?«
    »Ja«, antwortete Neronus tonlos. »Das ist  ... war Beron Julian Gonzales, ein hochrangiges Mitglied des Hauses. Was bedeutet, dass wir es hier mit einer Verschlusssache höchster Geheimhaltungsstufe zu tun haben! Ich schicke sofort ein Spezialkommando. Sie und Ihre Leute sichern den Tatort, bis es eintrifft. Nehmen Sie zu niemandem Kontakt auf!«
    »Geben Sie dem Präsidenten Bescheid?«
    »Zuerst müssen wir uns Klarheit über den Zustand von Dame Chandra verschaffen. Über Beron Julians Tod darf überhaupt noch nichts bekannt werden! Haben wir uns verstanden?«
    »Selbstverständlich.«
    Ranjen machte Aufnahmen des Tatorts, während eine der Frauen behutsam versuchte, mit Chandra zu reden. Doch die war nicht ansprechbar, verharrte reglos und steif.
    Bereits Minuten später traf die angekündigte Spezialtruppe ein, machte wiederum Aufnahmen, transportierte dann die Leiche ab und übergab Chandra dem Rettungsdienst. Dann gingen sie daran, sauberzumachen.
    Ranjen und seine Truppe wurden nicht mehr gebraucht und fuhren zum Büro des Geheimdienstes zurück, wo sich Neronus Gingkoson die Aufnahmen ansah. Das Gesicht des Geheimdienstchefs hatte sich verdüstert wie der Himmel. Zum ersten Mal schien er nicht zu wissen,

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