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313

313

Titel: 313 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Tewaag
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und kugelsicherem Glas und einer echt brutalen Panzertür aus Stahl. Mein Plan ist, auszusteigen, meine Taschen zu nehmen, mich von Jörg zu verabschieden und sofort nach drinnen zu verduften. Dieser Spießrutenlauf durch diesen geifernden Pulk war schon vor Gericht jedes Mal demütigend. Ich gehe mutig los. Aber ich komme nicht weit.
    »Sie heißen?«, fragt die Beamtin durch das Mikro hinter dem Panzerglas.
    Mit zittriger Hand schiebe ich ihr meinen Personalausweis durch und sag freundlich meinen Namen: »Oliver Stein. Ich soll mich hier stellen. Könnten Sie mir bitte die Tür aufmachen?«
    Die Arschlöcher von der Presse stehen jetzt richtig dicht neben mir, fotografieren mir direkt ins Gesicht und fragen allen Ernstes, wie ich mich fühle. Aber die Beamtin schaut sich in aller Ruhe meinen Ausweis an.
    Dann sie total emotionslos: »Und wo ist der Stellungsbefehl?«
    Der Stellungsbefehl. Mein Ticket in die Hölle. Scheiße, wo hab ich den? Hab ich den dabei? Liegt der zu Hause?
    »Ohne Stellungsbefehl kann ich Sie nicht reinlassen.«
    Ich mache meine Taschen auf und fange vor laufenden Kameras an, den verdammten Stellungsbefehl zu suchen. Jörg versucht unterdessen, die Pressewichser abzudrängen. Sie jammern rum, dass sie doch auch nur ihren Job machen, und filmen weiter. Ich krieg die Vollkrise. Was, wenn die mich jetzt nicht reinlassen? Zählt das dann als nicht gestellt? Geht dann als Nächstes ein Haftbefehl raus? Oder treiben die hier nur ihre Späßchen mit mir?
    In dem Moment drückt die Beamtin freundlicherweise doch noch den ausschlaggebenden Knopf, und mit einem kurzen, harten Hupen öffnet sich die Stahltür. Es ist ein Ton, den ich nie vergessen werde. Das weiß ich jetzt schon.
    Ich stehe da, Jörg umarmt mich und flüstert mir irgendwas zu, das gleich nur noch eine Erinnerung sein wird an eine Welt, die ich jetzt verlasse. Egal, was hier draußen läuft, da drinnen werde ich in wenigen Minuten allein unter vielen sein. Das wird mir grade bewusst.
    Ich nehme meine Taschen und mache die letzten fünf Schritte in Freiheit. Danach ertönt wieder dieses kurze, scharfe Hupen. In einem Computerspiel hätte jetzt jemand den Reset-Knopf gedrückt. Alles, was ich bis jetzt war, was ich bisher erlebt und wo ich im Leben gestanden habe, ist nun tot oder weg oder sonst irgendwas. Zumindest spielt es keine Rolle mehr. Der verrückte Junge, der im Partykeller seiner Eltern wie besessen Gitarre spielt und singt, der im Sommer mit der Familie zum Segeln fährt, der versucht hat, was aus seinem Leben zu machen, jemand zu sein. Alles weg. Hinter mir gibt es nur diese Tür. Vor mir liegt ein neuer Level.
    Und ich bin drin.

2
    Ich stehe in einem leeren, beige gestrichenen Gang, eine Kamera sieht mich an. Ein Stück weiter vor mir öffnet sich die nächste Panzertür, und ich komme in einen großen Raum, der aussieht wie die Sicherheitskontrolle auf dem Flughafen. Vier Kameras, Metalldetektor, X-Ray-Maschine, daneben ein junger Beamter mit Strubbelhaaren, der eigentlich ganz nett wirkt. Ich geh zu ihm rüber und will ihm die Hand geben. Aber er nimmt einfach die Arme hinter den Rücken.
    »Legen Sie bitte Ihre Taschen auf das Band und nehmen Sie alles ab, was Sie abnehmen können«, sagt er.
    Okay, also so läuft das hier.
    Ich gehorche und bin so aufgeregt, als würde ich nach Nordkorea einreisen. Die Hells Angels haben mir auch gesagt, dass ich absolut clean sein muss, wenn ich mich stelle, sonst ist sofort Sense. Ich habe zwar seit Monaten keine Drogen mehr genommen und die Taschen zu Hause mehrmals gecheckt, das schließt aber nicht aus, dass ich nicht doch irgendwo ein Bröckchen Hasch oder ein paar Krümel Koks übersehen habe. Wie oft hab ich bei Umzügen schon verloren geglaubte Päckchen wiedergefunden. Als die Möbelpacker beim letzten Umzug meine Wohnung geräumt haben, lag am Ende so viel Zeug auf dem Boden, dass es für sie und mich eine ganze Woche gereicht hätte. Zum Glück waren die Jungs selber Nasen und sind nicht petzen gerannt. Jetzt wäre so ein Fundstück die Katastrophe schlechthin.
    Da sagt der Beamte: »Können Sie bitte diese Tasche öffnen?«
    Ich gehe hin und ziehe den Reißverschluss auf, aber statt meine Sachen zu durchwühlen, will er nur meinen elektrischen Haarschneider sehen.
    »Tut mir leid«, sage ich mit zitternden Händen, »ich bin zum ersten Mal hier.«
    Und er sagt: »Schon okay.«
    Meine Taschen scheinen für ihn auch ohne große Durchleuchtungsaktion sauber zu sein. Mich hat

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