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313

313

Titel: 313 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Tewaag
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ist total klar, dass jetzt gehandelt werden muss.
    Als Erstes trifft es leider die arme Sau, den Familienvater, der auf der Kammer arbeitet. Es passiert abends, als die Station beim Duschen ist. Eigentlich wollen Andi und Wlad dem Typen nur deutlich machen, dass er da auf der Kammer nicht nur für sich alleine, sondern quasi als Abgesandter seiner Station tätig ist, für die er dementsprechend ein paar Dinge zu organisieren hat. Aber die beiden sind derartige Brecher, dass sich die ersten sofort aus dem Duschraum verziehen. Der Familienvater steht in nasser Unterhose vor Wlad, er ist einer von denen, die nicht wollen, dass man beim Duschen ihren Schwanz sieht. Ein Bild des Jammers.
    Wlad ist erst mal nett: »Hör zu, uns scheißegal, was der Holger sagt. Du gibst uns anständige Sachen, sonst scheppert’s.«
    Der Familienvater jault: »Er ist doch der Vorarbeiter.«
    Was dann plötzlich mit Wlad los ist, kann ich nicht sagen. Soweit ich das sehe, pisst sich der Familienvater in der nächsten Sekunde in seine ohnehin schon nasse Unterhose, als Wlad auf einmal ausholt und ihm aus dem Handgelenk heraus rechts und links zwei verpasst, sodass er sofort ein blaues Auge hat.
    Der Typ denkt, jetzt wollen wir ihn killen, und rennt schreiend aus dem Duschraum und nach vorn zur Zentrale. Er klopft dort gegen die Scheibe, die Beamten kommen raus, und der Typ heult rum von wegen, er würde unten in der Dusche kaputt gehauen.
    Zu dem Zeitpunkt sind fünf Leute in der Dusche. Die Beamten sperren den Raum ab, lassen alle einzeln auf ihre Zelle gehen und fragen sie vor der Zentrale ab, ob sie was gesehen haben, während der Familienvater hinter ihnen steht und Angst hat. Die Leute sind alle von der 4. Station. Natürlich hat keiner was gesehen.
    Als Wlad kommt, sagt er gleich offen: »Wir haben ein bisschen mit Wasser rumgespritzt, und dann ist der Vollidiot hingefallen.«
    Die Beamten: »Sie haben ihn nicht geschlagen?«
    Und der Wlad: »Warum soll ich schlagen Mann, der hinfällt?«
    Die Beamten fragen den Familienvater nun, ob er wegen dieses Vorfalls ’ne Anzeige erstatten will. Er weiß nicht genau, was er will. Er fragt die Beamten, was sie sagen würden. Die Beamten sagen, sie haben es nicht gesehen. Die Zeugen schweigen alle, und derjenige, der es gewesen sein soll, sagt, er war es nicht. Klar kann man da ’ne Anzeige schreiben, die Frage ist nur, ob es was bringt. Womöglich muss er sich dann von der Station verlegen lassen, weil der Ärger, den er macht, sowieso zu ihm zurückkommen würde. Da denkt der Typ noch mal ’ne Minute nach, und am Ende schreibt er keine Anzeige, sondern ist froh, dass er überlebt hat, und die Beamten sind froh, dass ihnen das Arbeit spart.
    »Warum bist du denn wegen dem Typen so ausgerastet?«, frag ich Wlad, als wir wieder auf der Zelle sind.
    »Bin ich nicht ausgerastet, Oli«, sagt der Wlad.
    »Aber der Typ hat doch eh gleich geheult.«
    »Ging mir nicht um Typ«, sagt Wlad.
    »Worum denn dann?«
    Und da erklärt mir Wlad ganz ruhig, dass er diesem Familienvater nur aufs Auge gehauen hat, damit am nächsten Morgen der Holger auf der Kammer schon mal sieht, wohin das führt, wenn man sich mit uns anlegt, und zwar direkt in den Schmerz hinein.
    Ein paar Tage später stehen Andi und ich bei der Essenausgabe. Es ist Mittag, wir verteilen Bratwurst und Kartoffelbrei, dazu wieder mal Äpfel. Als der Kinderficker ankommt, halt ich meine riesige Schöpfkelle fest in der Hand. Der Andi klatscht ihm die kleinste Wurst, die wir haben, auf den Teller, dazu kommt von mir ein Klecks Brei, und der Andi reicht ein Äpfelchen rüber.
    Sagt der Kinderficker: »Da ist ein Loch drin.«
    Sagt der Andi: »Ja, und?«
    Sagt der Kinderficker: »Ich will ’n anderen.«
    Sag ich: »Verpiss dich, Alter.«
    In dem Moment geht bei dem Kinderficker irgendein Film im Kopf los. Er stößt sein Tablett so nach vorn, irgendwas davon fällt runter und in den Bottich mit dem Kartoffelbrei. Ich will dem verkackten Typen mit der Schöpfkelle sofort eins voll auf die Hände hauen, ich erwisch ihn nur leider nicht mehr.
    Aber er schreit trotzdem voll rum: »Herr Hopp, der hat mich geschlagen! Ich werde angegriffen!«
    Da wird der Hopp wach. Er hatte danebengestanden und gedöst. Jetzt sieht er mich mit dem Löffel ausholen.
    Er geht dazwischen: »Herr Stein, was ist hier los?«
    Der Kinderficker macht auf Drama: »Ich wurde angegriffen!«
    Und der Andi zu ihm: »Alter, ich bring dich um!«
    Der Hopp schaut uns an. Ich stehe

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