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314 - Exodus

314 - Exodus

Titel: 314 - Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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enttäuscht wieder zurücksinken. Rulfan lag natürlich richtig. Es war eines dieser Tekknik-Dinger. Ein Zeichen der Götter wäre ihr lieber gewesen. Es hätte die Kraft gehabt, sie zu beruhigen.
    Nach dem Essen bei Juri hatten sie ein paar Stunden in weichen Betten geschlafen – nicht lange genug für Rulfan, aber Aruula war schnell wieder wach gewesen und hatte ihn gedrängt, weiterzufliegen.
    Sie horchte in sich. Ihr war, als spüre sie noch immer die Gefahr, die sie bei der Ankunft am Südpol auf der Höhe der Dentrillen wahrgenommen hatte. Lag wirklich etwas im Meer? Eigentlich fühlte es sich eher so an, als läge es in der Luft. Sogar die Sonne kam ihr an diesem Tag dunkler vor als sonst. Als ob eine Dunstglocke darüber läge. Ein Schauer lief über ihren Rücken, während Rulfan sich an dem roten Laserstrahl orientierte und genau darauf zuhielt. Sie versuchte das schlechte Gefühl loszuwerden, das sich in ihr einnisten wollte wie ein Parasit. In Gedanken betete sie eine Litanei der alten Königinnen, bis sie sich etwas besser fühlte.
    Schon bald tauchte eine kleine Insel unter ihnen auf, die wie eine Plattform weitab der anderen Inseln aus dem Meer ragte. Der größte Teil ihrer Fläche war mit flachen bunten Holzbauten und Ständen übersät. Mehrere Hundert Menschen sammelten sich an einem kleinen Hafen. Fünf größere Schiffe und zwei Motorboote lagen an hölzernen Stegen vertäut. Ladung wurde gelöscht. Winzig kleine Menschen schleppten tief unter ihr Kisten.
    »Da drüben ist ein guter Landeplatz.« Rulfan wies auf eine Stelle, die ein wenig abseits des Marktes lag. Schroffe Felsen ragten zwischen dem Markt und der gezeigten Stelle auf. Sie würden einen Sichtschutz für den Zeppelin bieten.
    Aruula stimmte zu. Auch wenn bereits mehrere Leute auf dem Markt das Luftschiff gesehen hatten, stehen blieben und nach oben zeigten, war es besser, so vorsichtig wie möglich zu bleiben.
    Sie landeten nahe einem Baum mit kahler Krone, an dem sie das Schiff vertäuen konnten. Zum Markt war es kein Kilometer Fußmarsch. Rulfan entfernte eine Kurbelwelle aus dem Motor und verbarg sie in einem Gebüsch; so würde man die JUEFAAN wenigstens nicht starten können. Mit Seilen wegschleppen konnte man sie aber durchaus noch, und das machte ihm Sorge. Zusätzlich verschloss er ihre Ausrüstung unter einem metallenen Deckel.
    Aruula überprüfte in der Zwischenzeit die Schneide ihres neuen Schwertes, das sie aus Canduly Castle mitgenommen hatte. Ihr eigenes war verschollen, seit Grao sie in der Höhle auf den Dreizehn Inseln eingesperrt hatte. Sie rechnete nicht damit, es jemals wiederzusehen.
    Und damit auch nicht den Speicherkristall mit Aikos Gedächtniskopie, dachte sie traurig. Maddrax und sie hatten immer gehofft, dem toten Freund eines Tages einen neuen, künstlichen Körper geben zu können.
    Sie brauchte neues Öl, um das Metall zu pflegen. Es bildeten sich schon hässliche, witterungsbedingte Rostflecke. Einen Augenblick trauerte sie ihrer alten Waffe nach, die so viel kunstvoller geschmiedet worden war.
    Rulfan berührte ihre Schulter, als sie aufbrachen. Es war eine flüchtige, vertraute Geste, die ihr mehr sagte als Worte. Wie sie machte er sich Sorgen, was den Streiter und Grao betraf. Spürte er die Veränderung, die in der Luft lag? Einen Moment sahen sie sich an. Die tiefe Vertrautheit gab Aruula Halt und machte das schreckliche Bild des Himmels erträglicher. Schweigend machten sie sich auf den Weg.
    Sie erreichten die Ausläufer des Marktes und wurden schier überwältigt von all den Farben, Formen und Gerüchen. Die vielen Menschen, die sich zwischen den Ständen drängten, bildeten Gruppen um die Auslagen und redeten aufeinander ein, nicht immer in freundlichem Ton. In Clark – wie man das Englisch hier nannte – wurde oft gestritten.
    Die Stimmung kam Aruula unnatürlich gereizt vor. Nach der langen einsamen Reise fühlte sie sich überfordert von der Lautstärke und den vielen Eindrücken. Ihr Blick wanderte über Stände mit gegrilltem Robbenfleisch und Grauschwabb hin zu warmer Kleidung, schönem Muschelschmuck und den ihr bereits bekannten Rollmollys – kugelförmige Tiere, die extrem niedlich wirkten. Wie vieles andere der veränderten Flora und Fauna stammten auch sie aus dem »Sanktuarium«, der unterirdischen Hohlkugel, die einst durch einen Schuss des Flächenräumers entstanden war. Diesem fremden Lebensraum waren auch die Barschbeißer zu verdanken, die auf den Inseln kaum natürliche

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