314 - Exodus
Feinde hatten.
»Mir gefällt die Stimmung hier ganz und gar nicht«, sagte Aruula. »Beeilen wir uns lieber.«
»Dort drüben!« Rulfan zeigte auf einen Stand neben dem Tekknikhändler, der den großen, himmelwärts gerichteten Laser aufgebaut hatte. »Das sehe ich Gasflaschen. Wenn wir Glück haben, finden wir welche mit Wasserstoff.«
Sie schlüpften zwischen den Menschen hindurch, die sie weitgehend ignorierten, wenn auch mit leichter Arroganz. Wie bei ihrem letzten Besuch am Südpol spürte Aruula, dass sie als Barbarin angesehen wurde und damit als minderwertig.
»Aufgeblasenes Pack«, zischte Aruula. Ein plötzlicher Anfall von Wut packte sie, den sie aber niederkämpfte. Es war nicht das erste Mal, dass andere Menschen wegen ihrer Herkunft auf sie herabsahen. Rulfan und sie mussten nur Gas auftreiben, dann konnten sie verschwinden und diese Idioten sich selbst überlassen. Und doch war der Gedanke, sich einfach mit dem Schwert den Weg zu bahnen, plötzlich übermächtig. Ihre Finger zuckten in Richtung Schwertgriff – und sanken wieder herab.
Was ist nur mit mir los? Aruula presste die Zähne aufeinander und stellte sich neben Rulfan, der die Verhandlungen begann, an den Tekknik-Stand. Verwirrt über die Heftigkeit ihrer Gefühle versuchte sie zu verstehen, was Rulfan und der übergewichtige Händler besprachen.
Anscheinend wurde in den Laboren der Clarkisten tatsächlich Wasserstoff hergestellt und abgefüllt. Rulfan hatte Geld aus Euree und ein paar Flaschen scootischen Uisge als Tauschwaren in seinem Tornister.
Aruula hob ein Feuerzeug vom Stand auf, legte es aber unter dem bösen Blick des Händlers sofort wieder hin. Sie fühlte sich unwohl, aggressiv und... beobachtet. Nervös sah sie sich um, aber das Gefühl kam nicht von den sie umgebenden Menschen. Es kam direkt aus dem Himmel, als ob die Götter selbst sie argwöhnisch betrachten würden.
Der Streiter , fuhr es ihr durch den Kopf. Der Streiter sieht uns alle. Er ist der Grund für meine Wut. Vielleicht ist er auch schuld daran, dass auf dem Markt so viel gestritten wird.
Sie beobachtete ein heulendes Kind mit Fellmütze vor dem Stand gegenüber, das sich von der Mutter nicht beruhigen lassen wollte. Es war vielleicht fünf Jahre alt und zeigte immer wieder nach oben, während es laut jammerte. Aruula folgte dem Blick argwöhnisch, sah aber nichts Ungewöhnliches.
Rulfan beendete das Geschäft und blickte sie fragend an. »Meinst du, du kannst eine der Flaschen tragen?« Er wies auf einen der drei erstandenen Metallbehälter.
»Natürlich, was denkst du denn?« Sie erschrak selbst darüber, wie abweisend ihre Worte klangen.
Rulfan runzelte die Stirn. »Ich wollte dich nicht beleidigen, okee?«
Der Händler mischte sich ein. »Für eine weitere Flasche eures Gesöffs könnt ihr euch gern meinen Sohn zum Tragen ausleihen.« Er wies auf einen vielleicht sechzehnjährigen dürren Jungen, der am Nachbarstand arbeitete.
»Nein, danke«, lehnte Rulfan ab. Er musterte sie kritisch. Gefiel ihm nicht, was er sah? Nun, das war sein Problem.
Verärgert nahm Aruula eine der metallenen Gasflaschen auf, die die Flagge der Clarkisten zeigten. Sie schwitzte schon nach wenigen Metern, aber das war ihr ganz recht. Die körperliche Anstrengung lenkte sie von ihren negativen Gefühlen ab, die sie selbst nicht verstand. Warum hatte sie Rulfan eben so angefahren?
Ihr Blick fiel erneut auf die Flagge an dem Metallkörper. »Sieht so aus, als hätten die Clarkisten am Pol wieder das Sagen«, meinte sie.
»Du hast von einer Schlacht zwischen Clarkisten und Briten erzählt.« Rulfan ächzte leise unter dem Gewicht der zwei restlichen Flaschen. »Nadeschda erzählte, die Clarkisten hätten die Schlacht gewonnen und regierten nun wieder mit eiserner Hand. Sie haben den Briten Teile des Landes aberkannt.«
»Schade. Ich hatte gehofft, die bringen sich gegenseitig um.« Aruula kam nicht länger gegen ihre Gereiztheit an. Warum nur hatte sie Rulfan überhaupt angesprochen und damit diese alberne Unterhaltung begonnen? Sie musste ihm nicht entgegenkommen oder sich entschuldigen. Vielleicht waren überhaupt nur tote Menschen gute Menschen. Sie redeten wenigstens nicht mehr.
Rulfans Stimme klang besorgt. »Ist alles in Ordnung mit dir? Du verhältst dich sonderbar.«
»Alles okee«, gab sie unwirsch zurück und sah demonstrativ von ihm fort, um ihm zu zeigen, dass sie nicht länger reden wollte.
Sie brauchten doppelt so lange für den Rückweg. Aruula ging es
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