315 - Apokalypse
kamen, handelte Haagur geistesgegenwärtig. Er warf Arjeela das schwere Izeekepirfell entgegen. Sie konnte es nicht mit dem Schwert abwehren und taumelte. Haagur setzte nach und stieß sie zu Boden. Bevor sie sich unter dem Fell hervorarbeiten konnte, betäubte er sie mit einem mächtigen Fausthieb gegen die Schläfe.
Stahl klirrte nun überall, die Schreie nahmen zu. Kriegerinnen drangen auf die Händler ein, in vorderster Linie die fast nackte Dykestraa. Sie hatte es auf Pukki abgesehen. Verzweifelt wehrte er sich gegen den Schwerthagel. Als Dykestraa gerade zum Todesstoß ansetzte, versteifte sie plötzlich. Sie ließ ihre Waffe fallen, Blut floss aus ihrem Mund. Dann fiel sie vornüber zu Boden.
Ein Schwert steckte tief in ihrem Rücken! Dahinter stand die irre kichernde Rebeeka!
»Ich habe den Wandler erledigt. Getötet, trinke seine Kraft...« Sie ging in die Knie, fuhr mit ihrem Zeigefinger durch die Blutlache, kostete den roten Saft und biss dann die Tote kräftig in den Hals!
»Nein, nicht töten!«, schrie Haagur panisch. Es war zu spät. Einer der Händler, ein fantastischer Schwertkämpfer, der bereits zwei Kriegerinnen erledigt hatte, hieb der Königin sein Schwert in den Nacken. Rebeeka brach gurgelnd über ihrer toten Schwester zusammen.
Haagur sah, dass er hier nichts mehr ausrichten konnte. Die Kriegerinnen drehten völlig durch und stachen und hieben nach allem, was sich bewegte. Dabei metzelten sie sich auch gegenseitig nieder. Liisa, kaum dem Mädchenalter entwachsen, kniete inmitten des Elends und brachte sich mit einem Stich in den Bauch sogar selbst um!
Ströme von Blut flossen auf den verschneiten Strand. Zusammen mit den Unbewaffneten floh der Fallensteller zwischen die Hütten. Dort traf er auf einige Männer, die aufgeschreckt herumliefen und nicht wussten, was sie tun sollten. Vor allem nicht mit den Leichen und schwer Verwundeten, die auch hier überall lagen.
Haagur, sonst ein Einzelgänger, übernahm das Kommando. Plötzlich war er so kalt und beherrscht wie draußen in den Wäldern. »Los, Männer, wir bleiben zusammen. Orguudoo hat unseren Frauen den Verstand geraubt. Wir müssen sie überwältigen und so lange gefesselt halten, bis der böse Geist sie wieder verlassen hat!«
Die meisten der Männer schlossen sich Haagur an. Sie bewaffneten sich mit Knüppeln und Schwertern. Bald waren sie fast zwei Dutzend. Sieben Kriegerinnen konnten sie betäuben und fesseln und verloren dabei selbst zwei Mann.
Sie brachten die Gefangenen in den Palast. Dort stießen sie auf normal gebliebene Kriegerinnen, allesamt solche, die keine Lauscherinnen waren und die gerade einen Angriff einiger Schwestern abgewehrt hatten. Sie nahmen die Bewusstlosen in Empfang und ermunterten die Männer, weiter ihre Arbeit zu tun. Saandra von der Palastwache stellte einen eigenen Fangtrupp zusammen, wie sie es nannte.
Nach gut einer Stunde kamen die Verwirrten schlagartig wieder zu sich. Zumindest die, die übrig geblieben waren. Viele waren es nicht mehr. Mit großen Augen schauten sie über das furchtbare Massaker, das sie angerichtet hatten. Der Strand war übersät von Leichen. Zwei Kriegerinnen starben trotzdem noch, hingemeuchelt von den wütenden Händlern, die drei ihrer Kameraden verloren hatten.
Das Waffenklirren und die Todesschreie wurden von lautem Schluchzen, Wehklagen und Stöhnen abgelöst. Der frische Seewind verlor nun seine Unschuld, als er über den Strand wehte. Er brachte den hässlichen Geruch von frischem Blut mit, gemischt mit Erbrochenem und der Ausdünstung anderer Körpersäfte, die im Moment des Todes ausgetreten waren.
Krahac, der Totenvogel, würde für viele schreckliche Tage Arbeit haben...
***
Beim Flächenräumer
» Aruula, warte einen Moment!«, brüllte Rulfan und blieb einfach stehen. Er hatte das Gefühl, die eiskalten Sturmböen würden ihm den Schrei von den Lippen reißen, doch er erreichte seine Begleiterin.
Die von Kopf bis Fuß in dicke Felle gehüllte Aruula, die sich mit nach vorn gebeugtem Oberkörper durch die pfeifenden Luftmassen kämpfte, verharrte und drehte sich um. Dann kam sie zurück. Unwirsch, ja böse starrte sie ihn an. »Was ist los? Wir haben keine Zeit!«
»Ich weiß!«, brüllte er in gegen die Urgewalten an. »Aber wir haben die Orientierung verloren! Wir sollten hier abwarten, bis die Sicht besser wird, sonst laufen wir am Flächenräumer vorbei, ohne es zu merken!«
Die Kriegerin brachte ihren Mund dicht neben sein Ohr. »Der Windgott
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