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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zweimal passieren. Haben Sie denn noch nie so fern der Heimat unser Bier gekostet?“
    „Nein.“
    „Nun, dann ist es eben kein großes Wunder, daß Sie sich um die betreffenden Preise nicht bekümmert haben.“
    „Wußten Sie es denn?“
    „Ja.“
    „Und da verlangen Sie vierundzwanzig Flaschen! Das sind achtundvierzig Mark, die in noch nicht fünf Minuten durch die Gurgel gelaufen sind! Ihr Hund allein hat acht Mark vertrunken; das sind zwei Taler zwanzig Groschen. Welche Verschwendung, da Sie den Preis gekannt haben!“
    Der gute Turnerstick war eigentlich ein sparsamer Mann, wenn auch kein Filz. Sechzig Mark, sage zehntausend Li für Bier, das war ihm doch zu viel; darüber hatte ihn der Zorn ergriffen. Der Methusalem berücksichtigte das, indem er in ruhigem Ton meinte: „Meine Mittel erlauben mir das. Übrigens war es ein Willkommentrunk, den ich nicht zu wiederholen beabsichtige, und ich konnte nicht wissen, daß Sie diese Zeche auf sich nehmen wollten. Jetzt denke ich, daß Sie die Absicht, zu bezahlen, aufgeben werden?“
    Der Kapitän antwortete nicht. Er hatte behauptet, nicht zurücktreten zu wollen, aber die Summe war ihm doch zu hoch. Mijnheer van Aardappelenbosch war der Szene mit großem Interesse gefolgt. Seine Kenntnis der deutschen Sprache ermöglichte es ihm, jedes Wort zu verstehen. Um dem Kapitän, welcher vorher den großen Mund gehabt hatte und nun mit der Bezahlung zögerte, einen kleinen Hieb zu geben, sagte er zu dem Kellner, welcher ihn bedient hatte: „Oppasser, ik zul mijn gelag betalen, maar in Li – Kellner, ich will meine Zeche bezahlen, aber in Li!“
    „Drie duizend en vijf honderd Li“, antwortete der Markeur.
    „Zijn vijf Dollars, twintig Mark en tachtig feningen – sind fünf Dollars, zwanzig Mark und achtzig Pfennige.“
    Er griff in die Tasche, zog die fünf Dollars und noch ein Trinkgeld heraus und gab es ihm. Turnerstick hatte alles verstanden, da die holländischen Zahlwörter den deutschen und englischen ähnlich klingen.
    „Fast einundzwanzig Mark!“ sagte er. „Das nenne ich Preise!“
    „Ik heb goed ontbeten en goed gedronken; ik heb mij goed vermaakt en will dus ook gaarne goed betalen – ich habe gut gefrühstückt und gut getrunken; ich habe mich gut amüsiert und will also auch gern gut bezahlen“, antwortete der Dicke.
    Turnerstick merkte den Stich. Er fühlte sich an der Ehre gepackt, zog seinen Beutel und sagte in spitzem Ton: „Das will ich auch, obgleich ich gar nicht gegessen und nur einige Schlucke Lagerbier getrunken habe. Hier sind fünfzehn Dollars! Das macht sogar noch mehr als die Zeche. Der Überschuß mag Trinkgeld sein. Ein chinesischer Mandarin läßt sich nicht lumpen.“
    „Ganz recht!“ lachte der Methusalem. „Wie lange haben wir uns noch als Ihre Gäste zu betrachten?“
    „Bis zu diesem Augenblick; nun aber ist es aus.“
    „Also treten Sie doch zurück?“
    „Ja. Ich habe keine Lust, in China bankrott zu werden. Ich wollte für Sie bezahlen, so lange wir uns in Hongkong befinden; aber wir bleiben bis morgen hier, und wer weiß, wie hoch da die Pension zu stehen kommt.“
    „Hier an der Wand ist es angeschlagen, pro Mann fünf Dollars ohne die Getränke.“
    „Das wären zwanzig Dollars, und wenn Sie so forttrinken, wie Sie angefangen haben und sich dabei sogar von dem Neufundländer unterstützen lassen, so müßte ich, Wein und andres gar nicht gerechnet, nur für Bier dreihundert Mark bezahlen. Danke bestens! Unsereiner hat doch auch eine gute Gurgel, aber bei Euch läuft's ja wie durch Kellerlöcher. Eure Kehle ist das größte Leck, das es nur geben kann. Es zieht die ganze See ein und kann nie verstopft und kalfatert werden.“
    „Und anstatt am Leck, pumpen wir unmoralischerweise an den Manichäern herum!“ stimmte der Blaurote lustig ein.
    „So ist es; geht mich aber nichts an. Übrigens werden Sie am wenigsten an derartigen Pumpen gestanden haben.“
    „Haben's auch nicht nötig“, bemerkte Gottfried von Bouillon. „Unsre finanzielle Konstitution hat kein Jebrechen aufzuweisen. In dieser Beziehung sind wir andern stets über jewesen, wat ich mit aller Furore hiermit konstatieren muß. Also Ihre Leib- und Lieblingsjäste sind wir nun nicht mehr. Dat ist jut, denn nun können wir uns nach unsrem individuellen Jelüste und müssen uns nicht mehr nach Ihrem Jeldbeutel richten. Wie steht es mit das Fäßchen, oller Methusalem. Von wejen dem Salamander ist es freilich nichts; aberst wir könnten zur

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