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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seewind aufkommt und nachher die Flut eintritt. Mit beiden können wir dann nach Hongkong zurück.“
    „Gut, machen wir es so! Also wie viele Leute soll ich Ihnen zur Verfügung stellen?“
    „Zur Verfügung? Können Sie denn die Matrosen so aus den Ärmeln schütteln?“
    „Ja.“
    „Das verstehe ich nicht.“
    „Und doch ist es so leicht. Unser Freund Liang-ssi geht hinunter zu den Chinesen und schickt uns unter irgendeinem Vorwand so viele wie Sie brauchen, herauf. Er muß sie einzeln wecken und ebenso einzeln schicken, damit unten keiner von dem andern etwas weiß. Die übrigen dürfen nicht erwachen. So wie die Kerls einzeln kommen, überwältigen wir sie. Dann sind sie gezwungen, zu tun, was wir wollen. Die andern nageln wir ein, daß sie nicht herauf können.“
    „Herrlicher Gedanke! Methusalem, Sie sind ein Prachtkerl!“
    „Ja“, stimmte der Dicke bei, „hij wil het gaanze scheep muisen – Ja, er will das ganze Schiff mausen!“
    „Ja, dat wollen wir!“ fiel Gottfried lustig ein. „Donner und Doria, wat werden die daheim im Jeldbriefträger von Ninive für Jesichter machen, wenn wir ihnen erzählen, daß wir fünf Personen eine janze Dschunke mitsamt die Bemannung jestohlen und in die Westentasche davonjetragen haben! Ja, so wird es jemacht! Wat ich dabei tun kann, dat wird jern jeschenen!“
    „Ist es nicht zu gefährlich?“ fragte der Chinese.
    „Nein“, antwortete der Methusalem.
    „Aber ich soll die Leute heraufschicken?“
    „Die werden Sie nicht fressen!“ beruhigte ihn der Kapitän. „Sinnen Sie sich nur einen guten Vorwand aus!“
    „Aber sie werden sich an mir rächen wollen!“
    „Pah! Wir sorgen schon dafür, daß sie unschädlich gemacht werden und Ihnen nichts tun können. Gibt es Stricke hier in der Nähe?“
    „Genug, in dem Behältnis aber vor dieser Kajüte.“
    „Dahinein da kann man nur von oben gelangen?“
    „Ja.“
    „Und da steht der Vorderposten, das ist unangenehm!“
    „Gar nicht!“ sagte der Methusalem. „Ich werde gleich ein Wort mit dem Mann sprechen.“
    „Sie wollen hinauf zu ihm?“
    „Ja. Jedenfalls schläft auch er. Ich nehme ihn ein wenig bei der Kehle. Passen Sie mal auf! Gottfried mag mitgehen und sein Taschentuch als Knebel bereithalten.“
    Die beiden verließen die Kajüte. Sie sahen die Leinen, an denen am Abend die Laternen gehangen hatten. Der Methusalem schnitt eine derselben ab, um sie als Fessel gebrauchen zu können. Er sah den schlafenden Mann am Großmast sitzen.
    „Komm, Gottfried“, sagte er. „Wir wollen erst diesen unschädlich machen.“
    Sie schlichen sich zu ihm hin und kamen ganz an ihn heran, ohne daß er aufwachte.
    „Ich fasse ihn bei der Kehle“, flüsterte der Student. „Er wird den Mund öffnen, um zu schreien oder Atem zu holen. Da steckst du ihm dein Taschentuch so weit wie möglich hinein.“
    „Schön! Werde ihm jut bedienen!“
    Sie nahmen sich noch Zeit, die lange Leine in kürzere Stücke zu schneiden; dann legte Degenfeld dem Mann die Hände um den Hals. Er wollte erschrocken auffahren und schreien. Im Nu schob ihm der Wichsier das Tuch in den Mund.
    „So!“ nickte der letztere. „Der singt uns nun keine Quadrille vor. Soll ich ihn binden? Halten Sie ihm jetrost fest!“
    Der so unzart Überraschte schlug mit den Händen und stieß mit den Füßen um sich, konnte aber nicht verhüten, daß Gottfried ihn so fesselte, daß er sich nicht mehr zu bewegen vermochte.
    „Mit dem sind wir fertig“, meinte Degenfeld. „Nun nach vorn!“
    Dort führte eine schmale Treppe neben der Kajüte auf das Dach derselben. Sie stiegen leise die Stufen hinan und sahen den Posten schlafend oben sitzen. Es erging ihm genauso wie seinem Kameraden. Der Methusalem hatte sein Taschentuch herausgezogen, um ihn mit demselben zu knebeln; aber Gottfried sagte: „Lassen Sie es in der Tasche! Wir brauchen unsre Jelegenheitstücher selber. Ich schneide ihm ein Stück von seinem Schlafrock ab. Dat wird dieselben Dienste tun.“
    So geschah es. Dann stiegen die beiden wieder hinab, um den Kameraden zu sagen, daß ihr Vorhaben glücklich ausgeführt worden sei.
    „Nun haben wir noch zwei“, meinte Turnerstick, „den Hinterposten und den Steuermann. Dabei muß ich sein, des Steuers wegen. Es ist geraten, es festzubinden. Wir können keinen Mann entbehren.“
    Jetzt wurde zunächst Liang-ssi in das kleine Kämmerchen nach Stricken geschickt. Dann begaben sich alle nach dem Hinterteil des Schiffes, hier führte auch eine Treppe

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