320 - Die Schlacht von Dapur
sie die Wachen vor dem Zelt nicht ausreichend instruiert hatte. »Wie kannst du es wagen, ohne Erlaubnis in mein Zelt zu treten? Am liebsten würde ich dir die Nase abschneiden lassen!«
Matt war wie aus einem Traum erwacht. Der Zauber des Augenblicks war erloschen. »Das lass ich nicht zu, E’fah«, sagte er entschlossen und erhob sich. »Xij steht unter meinem persönlichen Schutz.«
»Und was wäre dieser persönliche Schutz gegen den Willen der Königin wert? Ein Wort von mir und die Schakale nagen an euren Knochen.«
Xij stampfte mit dem Fuß auf. »Denkt ihr, ich wäre hier, um euer Schäferstündchen zu stören?«, stieß sie hervor. »Ich hätte dich nicht belästigt, wenn es nicht wichtig wäre. Thotmes und ich haben während unserer Übungen verdächtige Gestalten in den umliegenden Hügeln bemerkt. Wir glauben, dass es sich um Hethiter handelt, die uns ausspähen!«
Nun erhob sich auch Nefertari. »Warum überbringt mir Thotmes nicht die Nachricht?«
»Weil er die Spione im Auge behält. Du solltest ihm umgehend Verstärkung schicken, anstatt mir mit Folter zu drohen.«
Nefertari rief die beiden Wachen herein. »Zehn von euch begleiten diese... meinen Gast zu Thotmes. Er glaubt hethitische Spione in den Hügeln ausgemacht zu haben. Fangt sie ein, lasst aber wenigstens einen am Leben!«
Xij nickte der Königin knapp zu, dann folgte sie den Wachen nach draußen.
Eine halbe Stunde lang verfolgten die Soldaten die Spione, konnten ihrer aber nicht habhaft werden. Als dann die Nacht fast übergangslos hereinbrach, wurde eine Fortführung der Suche unmöglich. Lediglich Grao, der sich ihnen angeschlossen hatte, wollte sich noch weiter in den Hügeln umschauen und das Lager von dort oben absichern.
***
Später setzten sich Xij und Matt bei starkem Wein aus Sidon in ihrem Zelt zusammen. Die junge Frau ging mit keinem Wort mehr auf die gestörte Verführungsszene ein, und auch Matt mied das Thema tunlichst.
»Sie lässt uns nur am Leben, weil sie nach wie vor darauf hofft, mehr über ihre Zukunft und den Verlauf der anstehenden Schlacht zu erfahren«, stellte Matt fest und nahm einige Schlucke des Weins, der ihm eigentlich viel zu süß war, aber dennoch sehr gut schmeckte. »Aber ich weiß so gut wie nichts über die Schlacht. Kannst du mir darüber erzählen, Xij?«
Die junge Frau sah ihn spöttisch an. »Hat sie dich das gefragt, bevor sie mit ihren Turnübungen beginnen wollte?«
»Äh... ja.«
Xij lachte humorlos. »Ein ganz billiger Trick, aber unfehlbar bei hormongesteuerten Kerlen. Hätte nicht gedacht, dass du ihr auf den Leim gehst.« Sie hob die Hände, bevor er etwas erwidern konnte. »Aber okay, Commander Drax; Sie müssen selbst wissen, was Sie tun.« Xij schüttete sich Wein nach und leerte den Becher in einem Zug. »Also – du wolltest wissen, ob ich mehr über die Schlacht von Dapur weiß.«
»Richtig. Solange ich sie mit Details versorgen kann, bleiben wir am Leben. Ich glaube nicht, dass das den Verlauf der Schlacht ändern wird.«
Xij lauschte in sich hinein und nickte dann langsam. »Ich weiß einiges darüber. Jedenfalls das, was Ramses anschließend in Stelen und Tafeln hat meißeln lassen.«
»Und das wäre?«
»Ramses hat sich dafür gerühmt, das unbezwingbare Dapur mit Hilfe einer Kriegslist eingenommen zu haben. Nachdem die Ägypter viele Tage lang dagegen angerannt sind und viele Verluste hinnehmen mussten, ist es ihm gelungen, dass die Hethiter einige hundert Verteidiger von den Festungsmauern abgezogen haben.«
»Wie hat er das angestellt?«
»Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht. Auf jeden Fall hat das den entscheidenden Erfolg gebracht. Und die Tatsache, dass die Hethiter glaubten, die Ägypter hätten ihre Götter persönlich an ihrer Seite gehabt. Außerdem haben Ramses’ Chronisten von zwei gleißend hellen Blitzen berichtet, die kurz hintereinander über der Festung erschienen sind, was die Hethiter demoralisiert hat. Dabei sah es anfangs gar nicht so schlecht für sie aus. Der Festungskommandant hatte vor der Schlacht seine Streitwagentruppen in den angrenzenden Hügeln verborgen und sie aus dem Hinterhalt auf die Ägypter gehetzt. Aber Ramses muss das gewusst haben, denn er war darauf vorbereitet.«
Matt runzelte die Stirn. »Meinst du, er wusste es durch einen Hinweis, den ich E’fah erst geben werde?« Er erinnerte sich an den Untergang von Sodom, bei dem sich die biblische Prophezeiung auch durch ihr aktives Mitwirken erfüllt hatte. [5]
Xij
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