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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Stattdessen bringen sie ihre Waffenbestände und die Ausrüstung in Sicherheit.«
    Xij hatte genug gesehen. Sie wollte sofort Matthew Drax informieren. Doch Pedró war nicht zu halten. »Es bleibt immer noch Zeit, die Menschen im Lager mittels der Flöße zu retten.« Wild entschlossen entsicherte er das Maschinengewehr. »Ich schnapp mir ein Boot. Lenk du die Carabineros ab!« Noch bevor Xij ihn aufhalten konnte, rannte er los und verschwand in einer der Lagerhallen.
    »Verfluchter Narr!« Grimmig blickte sie hinüber zum Anlegeplatz. Also gut. Machen wir das Beste draus. Sie steckte ihren Kampfstock weg, rieb Hände, Arme und Shirt an den schmutzigen Außenwänden der Holzfässer und verließ die Deckung. Winkend und rufend näherte sie sich der Mole. »Ola, ich brauche Hilfe!«
    Wie vorhergesehen richteten sich alle Blicke auf sie. Beim Näherkommen tat Xij so, als entdecke sie erst jetzt den Gouverneur. »Señor Dorgecà, Sie schickt der Himmel. Mein Rover ist einfach stehengeblieben. Keine Ahnung, was damit los ist, ich verstehe ja nicht viel von Technik. Können mich Ihre Leute zu Commander Drax bringen?«, plapperte sie munter drauflos. Dabei schielte sie unauffällig zu Pedró hinüber, der sich im Rücken der Anwesenden an Bord des vorderen Bootes schlich.
    So weit sie erkennen konnte, waren dort zwei weitere Carabineros beschäftigt, die Ladung mit Seilen zu sichern. Kampflos würde Pedró die Kerle wohl nicht loswerden. Sie musste ihm noch mehr Zeit verschaffen.
    Xij warf sich dem Regenten förmlich an die Brust. »Ich bin so froh, dass ich ausgerechnet Sie treffe, Gouverneur. Ich fürchtete schon, ich müsste ganz allein und zu Fuß...« Sie wich scheinbar erschrocken wieder zurück. »Oh, jetzt mache ich Sie auch noch ganz schmutzig.« Mit zerknirschter Miene begann sie emsig an Dorgecàs Uniformkragen herumzuwischen.
    Die umstehenden Carabineros grinsten amüsiert und Juliano Dorgecà setzte ein schiefes Lächeln auf. »Ist schon gut, meine Liebe. Selbstverständlich werde ich dafür sorgen, dass Sie sicher zu Commander Drax kommen. Einer meiner Leute...«
    Er verstummte und sein Lächeln versiegte, als im Hintergrund plötzlich Motorengeräusche ertönten. Wasserfontänen spritzten über die Uferbefestigung, während sich das vordere Boot mit Volldampf in Bewegung setzte. Als der Regent und seine Carabineros begriffen, was hier vor sich ging, hatte es schon die Flussbiegung erreicht und nahm Kurs auf das Hinterland.
    »Verfolgung aufnehmen!«, brüllte Juliano Dorgecà. »Tötet jeden an Bord und bringt mir das Boot zurück!« Dann wandte er sich an Xij und seine Stimme wurde lauernd. »Ich hoffe, Sie wollen mir nicht weismachen, dass sie nur zufällig zugegen sind, während mir die Rebellen ein Boot entwenden«, sagte er gefährlich freundlich. »Ich denke, Miss Hamlet, wir müssen uns dringend unterhalten...«
    ***
    Zwei Stunden zuvor am Hope River
    Verborgen im Schilfufer an einem Seitenarm des Flusses präparierten die Rastaffs unter Anleitung des alten Juan die Flöße mit Lederriemen und Steuervorrichtungen. Anfangs hatten die Rastaffs noch Spaß an der Sache, doch beim mühevollen Bearbeiten des zähen Materials verging ihnen bald die Lust. Zumal nach strenger Kontrolle des Fischers fast die Hälfte der Knoten und Schlaufen wieder geöffnet und neu geknüpft werden mussten. Nach und nach verstummte das Lachen und Unmut kam auf.
    »Wenn ihr wollt, dass eure Familien sicher die Berge erreichen, solltet ihr die Arbeit nicht auf die leichte Schulter nehmen«, ermahnte Juan. »Die Schlaufen müssen sowohl auf der glatten Haut meiner Manutys, als auch an den Holzstreben halten.«
    »Jah Mon, du hast ja recht«, erwiderte einer der Männer. »Nur hatten wir uns das Ganze nicht so kompliziert vorgestellt. Vor allen Dingen dachten wir, es geht schneller.«
    »Ich mache mir ganz andere Sorgen«, brummte jetzt der dürre Pablo. »Meinst du, wir werden alle Platz auf den vier Rettungsinseln haben? Sie erscheinen mir ein bisschen eng für die vielen Menschen.«
    »Was redest du da? Selbstverständlich haben alle Platz darauf«, schnauzte Juan. Überrascht blickten die Rastaffs von ihrer Arbeit auf. Sie sahen, wie Juan mit seinem Gehstock aufgeregt vor Pablos Gesicht herumfuchtelte. Keiner von ihnen hatte den alten Fischer jemals so außer sich erlebt. »Mein Urgroßvater hat einst gemeinsam mit meinem Vater und dessen Brüder diese Flöße gebaut. Jedes Jahr zur Sommersonnwende fuhren sie gemeinsam mit den

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