Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
besser gelaufen, als sie und Matt zu Anfang befürchtet hatten. Oder doch nicht? Misstrauisch beäugte sie ein verbeultes Fahrzeug, das abseits der Straße stand. Ein fensterloser Zweisitzer mit zwei Carabineros darin. Diesen Schrotthaufen sah sie heute nicht zum ersten Mal...
    Pedrós Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. »Jah Mon, das war’s.« Strahlend schloss er die Heckklappe des Landrovers. »Jetzt heißt es Abschied nehmen. Du wirst mir verzeihen, dass ich nicht traurig bin. Denn in wenigen Stunden werde ich meine Salma in den Armen halten.« Der Chaymacaner deutete grinsend in Richtung Gebirge. Obwohl die Gefahr nahte, war der junge Mann in Hochstimmung. Machte doch das Trümmerstück des Mondes, das inzwischen mit bloßem Auge am Himmel zu sehen war, den riskanten Fluchtplan für das Zwangsarbeiterlager überflüssig: Der verhasste Regent hatte nun selbst dafür gesorgt, dass Salma und die anderen in die Berge gelangen konnten.
    Xij wollte seine Begeisterung nicht teilen. Zumal ihr gerade dämmerte, dass sie offensichtlich unter Bewachung der Carabineros stand. Vermutlich beobachteten die beiden sie schon seit Stunden aus dieser verbeulten Karre heraus.
    Als sie Pedró ihre Bedenken mitteilte, wollte der jungen Chaymacaner sofort zum Hafen, um sich zu vergewissern, ob die Schnellboote tatsächlich zum Lager aufgebrochen waren.
    »Ich werde dich begleiten. Doch vorher haben wir noch etwas zu erledigen.«
    Pedró organisierte kurzfristig einen anderen Fahrer für den Krankentransport. Dann machte sich Xij mit ihm auf den Weg zu dem Landrover abseits der Straße. Während sie sich dem Gefährt näherten, wurden die beiden Carabineros darin zunehmend nervös. Erst wechselten sie verblüffte Blicke, dann entsicherten sie ihre Waffen.
    Schon drängte sich Xij Hamlet an die Beifahrertür. »Ola, chicos. Könnt ihr mich und meinen Begleiter zurück zum Hangar des Professore fahren?« Aufreizend fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Es ist heiß. Ich bin durstig und müde von der Schufterei.«
    Unsicher glitt der Blick des kahlköpfigen Beifahrers über das hübsche Gesicht der jungen Frau. »Warum eigentlich nicht?«, flüsterte er heiser.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!«, widersprach der Fahrer. Er richtete seine Maschinenpistole auf Pedró, der inzwischen um das Gefährt herumgekommen war und neben ihm stand. »Zwei Schritte zurück! Wird’s bald?«
    Der Kahlkopf blickte zu seinem Kumpan hinüber und war für eine Sekunde abgelenkt. Darauf hatte Xij nur gewartet. Blitzschnell betätigte sie den hinter ihrem Rücken verborgenen Kampfstock. Als die drei Teile auseinander schnappten, fuhr der Kahlkopf wieder herum – zu spät. Mit einem ansatzlosen Schlag traf Xijs Stock seinen Adamsapfel. Röchelnd sackte der Carabineros vornüber.
    Gleichzeitig hatte Pedró zugegriffen und die MPi des Fahrers gepackt. Während sie darum rangen, stieß Xij den Stock durch den Wageninnenraum, traf den Fahrer an der Schläfe und schickte ihn ins Land der Träume.
    Sie richtete sich auf und ließ den Kampfstock zusammengleiten. »Raus mit ihnen. Wir machen einen kleinen Ausflug!«
    Kurze Zeit später lagen die beiden Carabineros gefesselt im Straßengraben, während Pedró und Xij in Richtung Hafen brausten. Die MPi des Gegners lag auf dem Schoß des Chaymacaners, während er den Wagen lenkte. Leider fuhr das Gefährt nur halb so schnell, wie die Motorgeräusche ahnen ließen. Nur langsam quälte es sich zum Hafen.
    Xij und Pedró sprachen kein einziges Wort. Erst als die ersten Gebäude der Hafenanlagen sichtbar wurden, brach der Chaymacaner das Schweigen. »Dort, zwei der Schnellboote.« Er deutete zur Uferböschung. Jetzt sah auch Xij die beiden Boote. Sie nahmen Kurs nach Norden. Falsche Richtung , dachte sie.
    Wenig später stellten sie in sicherer Entfernung zur Hafeneinfahrt den Landrover ab. Pedró hängte sich die erbeutete MPi vor die Brust und Xij nahm ihren Kampfstock zur Hand. So schlichen sie im Schutz der Lagerhäuser zur Mole. Zwischen Holzfässern hindurch beobachteten sie, wie drei weitere Schiffe von Carabineros mit Kisten beladen wurden. Auf dem vorderen entdeckte Pedró Equipment aus der Spritbrennerei.
    Und auch der Gouverneur war vor Ort. Mit nach hinten verschränkten Armen stolzierte er vor den Schnellbooten auf und ab und betrachtete zufrieden die Arbeit seiner Leute.
    Pedró ballte die Hände zu Fäusten. »Diese verdammten Hundesöhne hatten nie vor, das Lager zu evakuieren!

Weitere Kostenlose Bücher