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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Zwangsarbeiter nicht beruhigen. Während die Leute sich klagend neben den Feldern versammelten, versuchten die Carabineros, ihre Bluthunde zu beruhigen. Heulend rissen die Tiere an den Leinen und zerrten ihre Herren in Richtung der Berge.
    Schließlich gelang es dem Anführer der Truppe, Ruhe in das Chaos zu bringen. Rodolfo wurde er genannt. Er war nicht nur Kommandeur der Lager-Carabineros, sondern auch ein erfahrener Hundeführer. Der muskulöse Mann mit dem schwarzen Lederharnisch und dem hellblauen Tuch um seine schwarzgrauen Locken stieß mehrere kurze Pfiffe aus. Sofort verstummten die Doggerillos und legten sich flach auf den Boden.
    »Beruhigt euch wieder!«, rief Rodolfo den Zwangsarbeitern zu. Er deutete auf Salma. »Hört auf die verrückte Chaymacanerin, sie hat recht. Der Brocken ist im Meer versunken. Uns wird nichts passieren.«
    »Irrtum!«, erwiderte plötzlich eine Stimme im Hintergrund. Gleichzeitig tauchten bei der Uferböschung, die den Fluss von den Feldern trennte, ein Dutzend mit Knüppeln und Macheten bewaffnete Rastaffs mit ihren Cilluras auf, angeführt von Carlos.
    »Der Einschlag wird eine Flutwelle auslösen. In wenigen Stunden wird sie diesen Landstrich überfluten.« Der vollschlanke Rastaff mit den rot gefärbten Haaren blieb einen Steinwurf entfernt vor Rodolfo stehen und forderte die Menschen auf, ihm und seinen Gefährten zum Fluss zu folgen. »Dort warten Flöße, die euch zu den Bergen bringen.«
    Doch der Kommandant der Carabineros glaubte ihm nicht. »Wenn es stimmen würde, was du behauptest, hätte uns der Gouverneur längst gewarnt. Also sieh zu, dass du Land gewinnst, oder ich hetze die Doggerillos auf dich und deine Bande!«
    »Jah Mon. Glaubst du etwa, Juliano Dorgecà wäre dein Leben als auch das deiner Männer eine Stange Zuckerrohr wert?«, rief Carlos. Dann erzählte er von den Fremden, die am Morgen mit einem Fluggefährt in der Hafenstadt gelandet waren, und von der Flucht der Bewohner von Kingston in die Berge. »Der Gouverneur hat den Fremden gegenüber zugesagt, seine Schnellboote zur Evakuierung des Lagers zu schicken, aber er nutzt sie, um seine Waffen und die Ausrüstung der Treibstoffbrennerei in Sicherheit zu bringen!«
    Gleichermaßen misstrauisch wie nachdenklich lauschte Rodolfo den Worten des rothaarigen Rastaffs. Tatsächlich hatte er selbst im Morgengrauen dieses seltsame Fluggefährt über dem Lager beobachtet. Und er musste sich eingestehen, dass er dem Gouverneur durchaus zutraute, die eigenen Leute im Stich zu lassen, nur um seine Besitztümer in Sicherheit zu bringen.
    Während Rodolfo in Zweifeln versank, war das Vertrauen der Carabineros zu ihrem Herrn ungebrochen. »Hört nicht auf den dreckigen Rastaff!«, rief einer von ihnen. »Die Dreckskerle stecken mit dieser Salma unter einer Decke. Redet sie nicht schon seit Tagen davon, Juliano Dorgecà an seiner verwundbarsten Stelle zu treffen? Sie wollen nur die Arbeiter von den Feldern holen!«
    Als nun der dürre Pablo mit erhobener Machete an die Seite des rothaarigen Carlos trat, um dessen Rede zu verteidigen, verlor einer der Carabineros die Nerven. »Vorsicht, sie greifen an!« Er ließ seinen Doggerillo von der Leine und legte sein Gewehr an. Wie auf ein stilles Kommando taten es ihm seine Kameraden gleich.
    Zähnefletschend preschte die Hundemeute auf die Rastaffs zu. Weder der fluchende Rodolfo noch die schreienden Feldarbeiter konnten sie aufhalten.
    Doch bevor die Doggerillos die Rastaffs erreichen konnten, glitten die schuppigen Körper der Cilluras durch das knöchelhohe Gras. Fauchend peitschten sie mit den Schwänzen und stellten sich mit weit aufgerissenen Rachen den Angreifern in den Weg.
    Einen Augenblick lang zögerten die Bluthunde. Dann hoben sie die Ruten, knurrten und fletschten die Zähne – und stürzten sich auf die Riesenleguane. Die Tierkörper schienen zu einem einzigen Klumpen aus Fell und Schuppenhaut zu verschmelzen.
    Während die Rastaffs sich eilig zur Uferböschung zurückzogen und der tobende Rodolfo seinen Männern Schießverbot erteilte, nutzte Salma die Ablenkung durch den blutigen Kampf der Bestien. Unter dem Eindruck der Neuigkeiten und der überraschenden Wendung der Dinge rief sie die Zwangsarbeiter auf, ihr zu den rettenden Flößen zu folgen.
    Die Arbeiter zögerten keinen Augenblick. Nach dem, was sie am Himmel gesehen hatten, glaubten sie Carlos jedes Wort. Die Berge waren die einzige Chance, der Flutwelle zu entgehen. Gemeinsam mit der verrückten

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