328 - Flucht aus dem Sanktuarium
Uniform anzulegen.
Matthew beachtete ihn kaum. Er hatte im Fahrzeug des Regenten Xij Hamlet entdeckt. Freudig winkte er ihr zu. Doch seine Begrüßung wurde nicht erwidert. Steif und mit ernstem Gesicht saß seine Gefährtin im Rover.
Erst als der Fahrzeugtross beim Hangar angekommen und der Gouverneur mit seinen Männern ausgestiegen war, entdeckte Matt, dass Xij gefesselt war.
Matt glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. War das der Dank für ihre Hilfe? Wütend ging Matt den Ankömmlingen entgegen.
»Keinen Schritt weiter!« Juliano Dorgecà zog Xij Hamlet vor sich und bedrohte sie mit seiner Waffe.
»Was hat das zu bedeuten?«, brauste Matt auf. Seine Hand zuckte zum Griff seiner Laserpistole, doch sie zu ziehen hätte die Situation nur verschärft. »Ich verlange eine Erklärung!«
»Ihre Freundin hat mit Rebellen kollaboriert«, schnarrte Dorgecà. »Sie ist vorläufig festgenommen. Alles Weitere werden wir in einer Gerichtsverhandlung klären. Zunächst aber werden Sie mich und meinen Stab mit Ihrem Raumfahrzeug in Sicherheit bringen.«
Besorgt schaute Matt zu Xij, die ein grimmiges Gesicht zog. Empörung über die Beschuldigung sah anders aus. Matt wurde klar: Sie hatte den Rebellen geholfen! Aber ganz gewiss aus gutem Grund.
Wie sollte er die Situation klären, ohne Xijs Leben zu gefährden? Seine momentan einzige Hoffnung war Takeo. Hatte der Android mitbekommen, was sich hier draußen abspielte?
Die Motorengeräusche, die aus dem Hangar ertönten, ließen seine Hoffnung schwinden. Offensichtlich testete der Android gemeinsam mit dem Hauptmann die Motoren des Fuhrparks.
Der Einäugige wies mit seiner Pistole zum Shuttle hinüber. »Los, Bewegung! Wir gehen an Bord.«
Matt versuchte zu bluffen. »Nur Miki Takeo kann das Shuttle fliegen.«
Juliano Dorgecà grinste breit. »Ich habe mich auf der Fahrt hierher mit Ihrer kleinen Freundin unterhalten. Sie hält große Stücke auf Sie, auch als Pilot. Also erzählen Sie mir keine Märchen!«
Xij schnaufte und verdrehte die Augen.
»Und jetzt geben Sie mir erst einmal Ihre Waffe«, fuhr der Einäugige fort. Er wandte sich an den Professore, der Matthew Drax am nächsten stand. »Nimm sie ihm ab und bring sie her!«
Nach kurzem Zögern gehorchte der Alte. »Tut mir leid«, flüsterte er, als er die Laserpistole aus Matts Gürtel zog. Mit hängenden Schultern stapfte der Professore zum Regenten hinüber.
Doch anstatt ihm die Pistole auszuhändigen, drückte er sie ihm plötzlich zwischen die Rippen! »Lange genug habe ich die Augen vor deinen Untaten verschlossen«, zischte er. »Lass die Waffe fallen und gib die Frau frei!«
Alle Umstehenden einschließlich Matt starrten den Alten ungläubig an. Zwar schwankte dessen hagerer Körper auf unsicheren Beinen, doch Tonfall und die funkelnden Augen des Professore ließen keinen Zweifel am Ernst seiner Absichten aufkommen.
»Was soll das?«, keuchte Juliano Dorgecà. »Ich bin dein Freund. Habe ich dir nicht ein Zuhause gegeben? Habe ich dir nicht ermöglicht, nach Herzenslust zu forschen?«
»Das hast du wohl – aber nur aus deinem eigenen, selbstsüchtigen Interesse. Meine Zeit hier in Kingston ist abgelaufen. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Also, lass die Frau gehen!«
»Wie du willst. Verzichten wir eben auf das Raumschiff.« Tatsächlich ließ der Gouverneur jetzt den Waffenarm sinken und der sichtlich erleichterte Professore trat automatisch einen Schritt zurück.
»Nicht!«, stieß Matt hervor, dem Böses schwante, doch zu spät. Schon schnellte Juliano Dorgecàs Hand wieder hoch. Ohne mit der Wimper zu zucken, schoss er den Alten nieder.
Während die umstehenden Männer des Regenten mit einem Aufschrei des Entsetzens zurückwichen, gelang es der gefesselten Xij, sich aus der Umklammerung des Einäugigen zu befreien. Sie sprang zur Seite, machte eine Drehung und wollte Juliano Dorgecà einen Tritt versetzen. Doch bevor sie dazu kam, wurde sie von hinten von zwei Carabineros gepackt und auf die Knie gezwungen.
Matt, der losgerannt war, um seiner Gefährtin zu helfen, sah nun von allen Seiten Carabineros herbeilaufen. Und er sah, wie Juliano Dorgecà seine Waffe auf die kniende Xij richtete. Mit dem Gesichtsausdruck eines wilden Tieres, das Blut geleckt hatte, spannte sein Finger den Abzug.
»Nein«, schrie Matt. »Nicht!« Er stürmte vorwärts und warf sich dem Gouverneur entgegen. Dessen Waffenhand schwang herum – und Matt wusste im gleichen schrecklichen Augenblick, dass er es nicht
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