329 - Die Fährte der Roboter
Takeo diese Eindrücke auseinander, bis er die verschiedenen Datenfragmente zugeordnet hatte. Danach sah er klarer. Und wusste, was er zu tun hatte.
Er stand auf, kappte die Verbindung mit dem Shuttle und öffnete das obere Schott. Die Kinder am Kai kreischten erschreckt, als er seinen massigen Körper in die Höhe wuchtete. Das Shuttle, so plötzlich des Großteils seiner Last beraubt, hüpfte auf den Wellen wie ein Korken, blieb aber stabil, als er mit einem kräftigen Satz ans Ufer übersetzte.
Angstvoll wichen die kleinen Menschen vor Miki Takeo zurück. Er orientierte sich kurz, fixierte sich auf das Signal. Dann nahm er denselben Weg, den Matthew Drax und Xij zuvor gegangen waren. Mit großen Schritten stapfte er in eine Gasse hinein.
Unterwegs öffnete sich eine Klappe an der Plysterox-Verschalung seines rechten Oberschenkels und ein länglicher Gegenstand wurde freigelegt.
Takeo packte den dort in seinem Körper verborgenen Laserblaster und aktivierte ihn.
***
Gerade als Matt zu glauben begann, dass sie in dem endlosen Gewirr von Straßen und Gässchen wohl nie wieder herausfinden würden, blieb Gilbeeto stehen und deutete auf eine Tür.
Zuletzt waren sie auf eine etwas breitere Straße abgebogen, durch die man sich nicht mehr seitlich quetschen musste, sondern auf der auch ein Wakudakarren Platz gefunden hätte. Die Tür aus zusammengebundenen Schilfrohren gehörte zu einem der typischen Hüttenbauten, die hier dicht an dicht standen.
»Sieht so aus, als wären wir endlich da«, meinte Xij und schaute in den blauen Himmel. Immer wieder zogen Rauchschwaden herüber; Rußpartikel schwirrten wie kleine Insekten umher. Manchmal segelte euch eine ausgebrannte Ascheflocke zu Boden.
Ein größerer Funke und die ganze Stadt steht in Flammen , dachte Matthew Drax und wunderte sich, das Cancún bei all dem Holz und den trockenen Matten aus Pflanzenfasern, die als Dächer und Seitenwände verbaut worden waren, nicht tatsächlich längst brannte wie Rom unter Nero. Die Schlangenmenschen lebten gefährlich.
Während der letzten Minuten war der Kampfeslärm lauter geworden. Das dumpfe Donnern von Kanonen- oder Granatschlägen und das Knallen zahlreicher Schüsse bildeten eine ständige Geräuschkulisse, die an den Nerven zerrte. Dennoch waren ihnen kaum Menschen begegnet, die einen übermäßig besorgten Eindruck machten. Ihre Gleichgültigkeit angesichts der Situation war nur vom Anblick der beiden Fremden erschüttert worden. Anfangs zumindest; später betrachtete man sie nur mehr mit Neugier. Aufgehalten hatte sie niemand – aber vielleicht längst die Wachen alarmiert.
Gilbeeto blickte sich noch einmal nach seinen »Beschützern« um und stieß dann die Tür der Hütte auf. Der Junge trat ein und rief einen Namen. Als niemand reagierte, rief er lauter. Ein Säugling begann zu plärren, dann erklang das gedämpfte Schimpfen einer dunklen Frauenstimme aus einem der Nebenräume.
Xij ließ ihren Kampfstab zusammenschnappen, den sie während des Hinwegs in Erwartung eventueller Schwierigkeiten ausgefahren hatte, und grinste. »Wir haben ein Baby aufgeweckt. Das gibt Ärger!«
Matt erwiderte das Lächeln und schloss vorsorglich die Tür hinter sich. »Immerhin ist jemand zuhause.« Niemand hatte beobachtet, dass sie das Haus betreten hatten. Sie waren also relativ sicher hier.
Seine Augen mussten sich zuerst an das gedämpfte Licht gewöhnen, das durch die zum Teil mit Stofftüchern verhängten Fenster in die Hütte fiel. Die Luft roch nach Rauch, wie im Rest der Stadt.
Gilbeeto hatte sich auf den mit Strohmatten ausgelegten Boden gesetzt und sah mit einem Schulterzucken zu ihnen hinauf. »Mi madre wird gleich zu uns kommen. Sie holt noch meine kleine Schwester. Wir haben sie geweckt, das mag sie nicht.«
»Geht mir genauso«, meinte Xij und ließ sich neben dem Jungen in den Schneidersitz nieder. »Ich schlafe für mein Leben gern, und wenn man mich dann weckt...« Sie zwinkerte Gilbeeto zu. Matt erkannte ihre Absicht, sich mit dem Jungen anzufreunden. Schaden konnte es nicht.
Mit leisen Schritten und eine beruhigende Melodie summend betrat Gilbeetos Mutter das Zimmer. Die Indio hatte langes schwarzes Haar und sehr glatte Haut, die kaffeebraun zu glänzen schien. Sie trug ein einfaches Kleid aus Leinen. Eine dünne Schlange hatte sich wie eine mehrfach gewundene Kette um ihren Hals gelegt. In ihren verschränkten Armen wiegte sie ein Baby, das glucksende Geräusche von sich gab.
Matt hatte erwartet, ihr
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