Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
Vom Netzwerk:
letzte Rest seiner einstigen Gefühle aus den Speichern getilgt war.
    Aber er war froh, dass es offenbar nicht so war. Auch wenn er sich den Vorgang als solchen nicht erklären konnte. Diese Artikulationshülsen waren faktisch zwar überflüssiger Datenmüll, erleichterten ihm aber die Kommunikation mit seiner Umwelt.
    Er stellte seine optische Wahrnehmung auf die Außenkameras um. Die Jugendlichen, die sich noch immer im Hafen aufhielten, äugten misstrauisch zum Shuttle herüber. Weitere Menschen, Erwachsene, hatten sich zu ihnen gesellt, trugen aber keine Waffen bei sich. Nur diese Schlangen um den Hals, die Takeo auch bei den älteren Kindern registriert hatte.
    Einige der Indios näherten sich vorsichtig. Dabei flüsterten sie sich gegenseitig etwas zu. Miki regelte die Empfindlichkeit der Mikrofone herauf und versuchte durch das Ausblenden von Fremdgeräuschen zu erfassen, was sie tuschelten. Seine Übersetzermatrix erkannte ein paar Wortfetzen als einen auf dem Spanischen basierenden Dialekt. »Stahlvogel«, »Gefahr«, »Metallo« – das waren einige der Begriffe, die aufgefangen wurden.
    Der Argwohn der Einwohner Cancúns schien ihm mehr als angebracht. Von außen musste das Shuttle den Eindruck machen, als gehöre es zu den robotischen Angreifern am anderen Ende der Stadt. Was er allerdings nicht verstand, war die Ruhe, die über dem Hafen lag. Hier machte nichts den Eindruck eines ängstlichen Volkes, das sich im Krieg mit Maschinen befand.
    Nun, umso besser; dann musste er sich darum auch nicht kümmern. Miki Takeo widmete er sich wieder dem Peilsignal, das die gestohlene Waffe anzeigte. Er registrierte, dass auch sie sich in Bewegung befand, und zwar draußen vor den Toren der Stadt. Er verfolgte den Status zeitlich zurück und sah, dass sie erst vor wenigen Minuten von ihrer vorherigen Position entfernt worden war, an der sie längere Zeit geruht hatte.
    Befand sich die Waffe also gerade im Einsatz? Im Kampf Mann gegen Maschine wurde sicherlich jede verfügbare Feuerkraft benötigt. In Sachen Panzerung und Ausdauer waren die Roboter den Menschen jedenfalls überlegen. Und wenn sie nicht als Individuen, sondern als Kollektiv agierten, wovon auszugehen war, war wahrscheinlich auch ihre Angriffsführung effektiver und flexibler.
    Das brachte Miki auf eine Idee: Wenn die Roboter untereinander kommunizierten, wie taten sie das wohl? Es musste sich um eine Art Funksignal handeln, eine Frequenz, auf der sie ihre Aktionen koordinierten. Vielleicht hatte er die Möglichkeit, sich selbst dort einzuklinken und etwas über die Herkunft der Roboter oder ihre nächsten Schritte herauszufinden.
    Miki koppelte seine Kommunikationssysteme vom Shuttle ab. Der Raumschiffcomputer verfügte nicht über die Entschlüsselungsalgorithmen, die für ein solches Signal vonnöten waren. Das konnte er besser mit seinen eigenen Systemen lösen.
    Während er weiter im Hintergrund die optischen Sensoren überprüfte und Matthew Drax’ Standort im Auge behielt, öffnete er seine Empfangseinheit für Funksignale auf allen Frequenzen. Funkverkehr fand heutzutage so gut wie nicht mehr statt. Wenn es hier also Fernkommunikation gab, sollte sie leicht zu finden sein.
    Und tatsächlich – in einem Niederfrequenzband entdeckte er jede Menge individueller Signale, die in schneller Folge hin und her gingen, sich zum Teil überlagerten, aber nie verstummten!
    Das musste die Frequenz der Roboter sein! Miki zeichnete Teile des Signals auf und ließ sie im Hintergrund analysieren. Er lauschte den zerhackten akustischen Folgen. War das eine Art Code? Seine bisherigen Entschlüsselungsalgorithmen hatten noch nichts gefunden, aber es waren auch noch Tausende in seiner Datenbank, die er auf die Aufzeichnung anwenden konnte.
    Nach zwei weiteren Minuten meldete das System einen ersten Erfolg: Das Signal war decodiert worden. Der Code basierte auf einer relativ einfachen 32-Bit-Verschlüsselung. Das war nichts, was ein leistungsfähiger Prozessor mit der entsprechenden Software nicht knacken konnte. Die Roboter – oder vielmehr ihr Befehlsgeber – fühlte sich offenbar sehr sicher.
    Das Gefühl, das Miki beim Öffnen des entschlüsselten Streams hatte, hätte er in früheren Zeiten wohl als Neugierde beschrieben. Jetzt war es nur ein weiterer Rechenvorgang in seinen Systemen.
    Der reine Datenstrom breitete sich vor seinem inneren Auge aus. Akustische Anweisungen, Positionsdaten und Bildfolgen überlagerten sich. In einer Feinjustierung dividierte

Weitere Kostenlose Bücher