329 - Die Fährte der Roboter
Erschrecken zu sehen, als sie so plötzlich zwei Fremden mit heller Haut und blondem Haar gegenüberstand – aber das geschah nicht. Sie musterte die unbekannten Besucher lächelnd, während sie weitersummte. »Mein Name ist Itzel«, flüsterte sie fast und passte den Satz in die Melodieführung ihres Liedes ein. »Und dieser kleine Wurm hier sollte eigentlich selig schlummern. Aber das dauert nicht mehr lange, nicht wahr, Noorita?«
Matt sah irritiert zu Xij hinüber. Auch seine Gefährtin hatte die Stirn gerunzelt und konnte nicht verstehen, warum Itzel es als offensichtlich normal empfand, dass ihr Sohn zwei Ausländer mit nach Hause brachte. Auch schien sie vorauszusetzen, dass sie ihre Sprache verstanden. Entweder war die Kultur der Schlangenmenschen ungemein weltoffen – oder die Nachricht von ihrer Ankunft hatte – wie auch immer – längst die Runde gemacht.
Xij beugte sich zu ihm herüber. »Hast du gesehen?«, raunte sie. »Das Baby hat keine Schlange um den Hals!«
Richtig; darauf hatte Matt gar nicht geachtet. Anscheinend trug man diesen Schmuck – oder Talisman – erst ab einem gewissen Alter. Er erinnerte sich, dass auch einige der Kinder am Hafen noch ohne Schlange gewesen waren.
Das Baby wurde immer ruhiger und leiser. Mit einem leichten Nicken ging Itzel ins Nebenzimmer und tauchte kurz darauf ohne das Kind wieder auf.
Jetzt konnte Matt einen genaueren Blick auf Itzels Schlange werfen. Sie war bunt und gefiedert wie auch die anderen Exemplare, die ihnen bereits begegnet waren. Doch diese hier war schlanker. Er verglich sie mit der, die um Gilbeetos Hals lag: Seine Schlange war dicker und vielleicht schwerer, dafür nicht so lang. Offenbar trug jeder Eingeborene ein Tier, das seiner Größe und seiner Kraft entsprach. Wuchsen die Schlangen im Laufe des Lebens mit? Wie alt wurden sie wohl?
Itzel setzte sich neben ihren Sohn auf den Boden und schloss ihn in die Arme. »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist«, sagte sie und nickte Matt und Xij dankbar zu. »Habt ihr ihn sicher nach Hause gebracht?«
Xij machte eine abwiegelnde Geste. »Die Metallos sind noch nicht in die Stadt vorgedrungen. Es war also keine große Sache.« Sie verbeugte sich leicht. »Wir danken für Ihre Gastfreundschaft.«
Jetzt winkte Itzel ab. »Ihr seid willkommen. Ich weiß, dass ihr keine Bedrohung darstellt.«
Matt wurde die Sache langsam unheimlich. Die Frau wusste noch nicht einmal, wer sie waren, woher sie kamen und was sie in die Stadt wollten. Und dann wusste sie, dass sie nicht gefährlich waren?
»Wir stammen nicht von hier«, begann er zu erklären, »sondern kamen mit einem Fluggerät...«
»Es spielt keine Rolle«, unterbrach ihn Itzel. Der Blick ihrer fast schwarzen Augen war voller Vertrauen. »Ich weiß alles, was ich wissen muss.«
»Woher?«, entfuhr es Xij. »Wir haben doch noch gar nichts erzählt!«
Gilbeeto stand auf und trat hinter Matt. »Madre, das hier ist Maddrax, und seine Begleiterin heißt...«
Vor der Hüttentür erklangen plötzlich Stimmen und etwas rumpelte laut. Mehrere Männer redeten durcheinander. Dann wurde die Tür aufgerissen und die Schatten von drei Personen zeichneten sich im Rahmen ab.
Wir wurden doch beobachtet!, fuhr es Matt durch den Kopf. Er unterdrückte den Impuls, zu seiner Laserpistole zu greifen. Während er, Xij und Itzel vom Boden aufsprangen, schleppten zwei der Männer einen Dritten herein. Sie hatten ihn rechts und links um den Oberkörper gefasst und seine Arme über ihre Schultern gelegt.
Alarmiert sah Matt, dass die Männer Maschinengewehre trugen. Doch er verzichtete weiterhin auf eine Provokation. Sekunden später wurde ihm bewusst, dass die Bewaffneten nicht hier waren, um sie anzugreifen. Sie kamen nicht einmal ihretwegen!
Die Männer sahen sich schweigend um, den Dritten zwischen sich. Dann legten sie den Bewusstlosen wortlos auf die Bodenmatten und verschwanden ebenso schnell wieder, wie sie gekommen waren.
Sie haben uns zwar gesehen, aber völlig ignoriert! Matt war noch ratloser als zuvor.
Itzel und Gilbeeto waren in dem Moment vorgestürzt, als die Männer den Dritten abgelegt hatten. Itzel stieß klagende Laute aus und strich dem Bewusstlosen über das Gesicht. Sie und ihr Sohn riefen immer wieder einen Namen: »Diandro!« Handelte es sich um Itzels Mann?
Noorita im Nebenraum war von dem Lärm wieder erwacht und brüllte wie am Spieß. Da Mutter und Sohn das aber gar nicht wahrzunehmen schienen und nur Augen für den offenbar
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