329 - Die Fährte der Roboter
zusätzlich mitnehmen können.
Und das nur, weil er seine Schlange nicht mehr trug. Der Schuss mit dem Blaster hatte keine bleibenden Folgen hinterlassen, lediglich eine leichte Hautreizung an der Stelle, an der Takeo ihn getroffen hatte. Die Waffe war nur auf Betäuben eingestellt gewesen. Immerhin.
Itzel schnaubte und setzte sich neben ihren Mann auf die medizinische Liege im hinteren Teil des Shuttles. Xij hatte den immer noch komatösen Indio an die Versorgungsgeräte angeschlossen und konnte ihn damit zumindest stabil halten. Für wie lange, das konnte keiner sagen. Nicht, wenn sie nicht mehr darüber erfuhren, auf welche vermutlich symbiotische Weise die Schlangenmenschen mit ihren Tieren verbunden waren.
»Die Too’tems sind heilig. Diandro würde es verstehen«, meinte Itzel nur und strich ihrem Mann über den Arm.
Xij hob abwehrend die Hände. »Also schön, Itzel... wenn du nicht willst...« Sie sah Matt an und warf ihm den Scanner zu. »Dann versuch du mal dein Glück«, sagte sie und zog sich Richtung Cockpit zurück. »Ich versuche inzwischen, Takeo anzupeilen.«
Matt seufzte innerlich. Er wandte den Blick wieder dem Patienten und dessen Frau zu, legte den Scanner aber vorerst beiseite. »Xij hat recht: Wir müssen mehr erfahren«, meinte er und besah sich die medizinischen Daten auf dem Display der Lebenserhaltungseinheit. Die Werte waren völlig normal. Vor ihm lag ein körperlich gesunder Mensch – von ein paar blauen Flecken und Schürfwunden einmal abgesehen.
Das Einzige, was ihm fehlte, war eine entsprechende Hirnaktivität. An defekten Nervenbahnen konnte es nicht liegen. Wenn sich Diandros Hirn entschloss, einen Impuls auszusenden, würde er ohne Probleme übermittelt werden können. Nur tat sich im Oberstübchen des Indios so gut wie gar nichts.
»Wenn wir dich und dein Too’tem nicht untersuchen dürfen, musst du uns eben erzählen, wie euer Zusammenleben funktioniert. Und was diese Große Leere ist, von der du sprichst.«
Langsam ließ Itzel die Arme sinken und legte die Schlange wieder frei. Jetzt, da Matt das Gerät nicht mehr in den Händen hielt, beruhigte sie sich wieder etwas. Sie legte den Kopf in den Nacken und schüttelte ihr langes schwarzes Haar. Sie seufzte.
»Was soll ich darüber sagen?«, begann sie und zuckte mit den Schultern. »Jeder Cancuun bekommt sein Too’tem, wenn er noch ganz jung ist. Wenn der Mond zwanzig Mal voll am Himmel stand, kommt eines Nachts ein junges Too’tem in die Hütte und bleibt von da an bei seinem Träger. Nur wenn man schläft, löst es sich und ruht ebenfalls.« Sie lächelte Matt an und strich über ihr Tier. »Es ist anstrengend, den ganzen Tag dort zu hängen.«
Wenn der Mond voll am Himmel stand ... Matt erschauderte beim Gedanken daran, dass der Mond nie wieder voll am Himmel stehen würde. Die Trümmerteile, die beim Kampf gegen den Streiter aus dem Erdtrabanten herausgebrochen worden waren, fehlten der Himmelsscheibe jetzt. Bei Vollmond sah es so aus, als hätte man ein Stück aus ihm herausgebissen.
Matthew schüttelte den Gedanken ab. »Und sonst geschieht nichts?«, fragte er. »Die Schlangen beißen euch nicht oder so etwas? Spricht dein Too’tem vielleicht zu dir? In deinem Kopf?«
Die Idee, dass die Schlangen telepathisch mit ihren Trägern kommunizierten, war eine der Ersten gewesen, die ihm gekommen war. Einer solchen Mutation wäre er nicht zum ersten Mal begegnet. Obwohl es schon über zwölf Jahre zurücklag, konnte Matt sich noch gut an die Schlangenbestie unter München erinnern, die der Bevölkerung eine heile Welt vorgegaukelt hatte, während sie sie verschlang. [4]
Itzel legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. »Wie meinst du das?«
Matt spitzte die Lippen. »Na ja... Schickt sie dir Bilder, übermittelt sie dir Gefühle? So etwas in der Art?«
Itzel schien zu überlegen, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht, was du meinst. Ich denke, was ich denke.«
Das war nicht direkt eine Antwort auf Matts Frage, aber er nickte und beließ es dabei. Wenn die Beeinflussung perfekt war, würde die Indio es gar nicht merken, dass sie beeinflusst wurde. »Und was ist mit dieser Großen Leere?«, fragte er stattdessen. »Was kannst du mir darüber sagen?«
Sie schlug die Augen nieder. »Nur das, was man sich erzählt, denn ich war selbst noch nie dort«, antwortete sie leise. »Dass man nichts mehr sieht, hört und fühlt. Dass man in der Dunkelheit ist, und die Dunkelheit ist in einem. Dass man selbst
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