329 - Die Fährte der Roboter
sich ein wenig aus ihrer Deckung hervor.
Miki Takeo drehte den Kopf und fixierte Xij. Er schien für einen Moment innezuhalten, und Matt befürchtete schon, er könne auf sie schießen, doch dann wandte er sich ab und stapfte zum Eingang der Hütte hinüber, wo noch die bewusstlose Indiofrau auf der Erde lag.
Sie hat noch ihr Too’tem , erkannte Matt. Und Miki will es ihr abnehmen – warum auch immer.
Plötzlich war er sich gar nicht mehr sicher, dass der Android Xij verschont hatte, weil er sie kannte – sondern einzig, weil sie keine Schlange um den Hals trug.
»Gilbeeto, Itzel!«, brüllte er. »Versteckt euch in der Hütte! Lasst euch nicht blicken!«
Zu spät. Gilbeetos dunkler Haarschopf erschien gerade in den Umrissen des Türrahmens. Der Junge wollte nach den Armen der bewusstlosen Frau greifen und sie in die Hütte zerren, um sie vor dem Zugriff des Feindes zu schützen.
Takeo registrierte es sofort. Ein weiterer schneller Schuss aus seiner Laserwaffe streckte den Jungen nieder.
Matt durchfuhr ein eisiger Schreck. Was für eine Katastrophe!
Gilbeeto sackte neben der Frau zusammen. Itzel ließ sich nicht blicken, aber Matt hörte erstickte Schreie aus dem Inneren der Hütte.
»Takeo, stopp!« Matt sah keine andere Möglichkeit mehr, er legte auf den Androiden an. »Bleib sofort stehen, oder ich schieße! Warum tust du das?«
Miki Takeo ließ sich nicht beeindrucken. Seine optischen Sensoren fixierten Matts Laserpistole, als er nach dem bewusstlosen – oder toten? – Gilbeeto griff und ihn wie ein Spielzeug hochriss. Der Junge baumelte halb vor seinem Metallkörper; Matt konnte nicht feuern, ohne ihn zu gefährden.
»Das ist doch nicht dein Ernst!«, schrie Xij. Sie hatte sich aufgerichtet und den Kampfstab ausgefahren. »Du lässt jetzt sofort den Jungen los! Hast du den Verstand verloren?«
Matt war sich sehr sicher, dass es keine Frage des Verstandes war. Takeo verhielt sich genau wie einer der Angreifer und tat, was die Metallos taten. Ihn und Xij schien er nicht mehr zu erkennen.
Etwas muss ihn übernommen haben , schoss es ihm durch den Sinn. Eine Art Computervirus, das seine Programmierung verändert und ihn zu einem Metallo gemacht hat! Wie hatte das passieren können?
Erneut zuckte eine Entladung aus Takeos Hand und betäubte das Too’tem des Jungen. Er bückte sich und wiederholte die Prozedur bei der Indiofrau. Die Schlangen wanderten in den Korb auf seinem Rücken. Dann, in einer plötzlichen Bewegung, ließ er Gilbeeto fallen und stampfte schnellen Schrittes davon, Richtung Stadtgrenze.
Fassungslos blickten Matt und Xij dem Androiden hinterher. Matthew zielte weiter auf ihn, brachte es aber nicht fertig zu schießen. Er entschuldigte sich damit, dass es vermutlich ohnehin nichts genutzt hätte. Die Plysterox-Panzerung gab nur bei massivem Beschuss nach; so viel Feuerkraft besaß die Laserpistole nicht.
»Wir müssen ihm hinterher!« Xij war genauso perplex wie er und wollte sich in blinden Aktionismus retten. »Die Too’tems... Wir können sie ihm noch abnehmen!«
Matt sah sie an. »Keine Chance. Er wird uns erschießen, wenn wir es versuchen. Irgendwas hat seine Programmierung umgeschrieben. Er würde uns nicht verschonen.«
Itzel erschien in der Tür der Hütte. Ihr Gesicht wirkte wie versteinert. »Geht!«, sagte sie. »Versucht, der Stadt zu helfen. Ich kümmere mich um Gilbeeto.« Damit lud sie sich ihren Sohn wie einen Sack über die Schulter.
Matt schauderte. Itzels Stimme hatte ganz sachlich geklungen, ohne die Verzweiflung, die sie doch empfinden musste.
Beeinflusst etwas auch ihre Programmierung?, fuhr es ihm zusammenhanglos durch den Kopf, aber der Gedanke war so absurd, dass er ihn nicht beachtete.
Aus den angrenzenden Hütten kamen nun weitere Indios, die konsterniert die Bewusstlosen einsammelten.
Xij fasste Itzel an der Schulter. »Kommt ihr wirklich allein zurecht?«
»Ja.« Die Indio nickte. »Wenn ihr uns wirklich helfen wollt, dann befreit die Too’tems. Bitte.«
»Wir kommen zurück!«, versprach Matt. Er und Xij liefen los und folgten dem Androiden, der bis vor Kurzem noch ihr Freund gewesen war.
***
Es war nicht schwer, Miki Takeos Spur zu folgen. Der Android hatte rechts und links des Weges, den er genommen hatte, weitere Opfer hinterlassen. Alle waren ihrer Too’tems beraubt worden und wurden von Angehörigen versorgt oder weggetragen.
Matt und Xij folgten dem Chaos bis zum Stadtrand. Schon von Weitem sahen sie die Lücke im
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