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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Beamten, aber nicht für Raffley oder mich wichtig; wir bekümmerten uns nicht darum. Der Mudellier konnte keine Entscheidung treffen; er mußte die Ankunft des Gouverneurs abwarten und bis dahin dafür sorgen, daß die Gefangenen ja nicht zu entfliehen vermochten. Er suchte uns, noch bevor es ganz dunkelte, im Hotel Madras auf, um Raffley zu fragen, welchen Gewahrsam er für den sichersten für sie halte; er glaube, es sei am besten, sie auf der Dschunke zu lassen und dort gut zu bewachen. Raffley hatte eigentlich gar nichts dabei zu sagen, nahm es aber als ganz selbstverständlich hin, daß der Beamte sich an ihn gewendet hatte, drehte sich zu mir herum und sagte:
    „Charley!“
    „Sir!“ antwortete ich in seiner Weise.
    „Was meint Ihr dazu?“
    „Nichts.“
    „Hm! Ihr müßt aber doch eine Ansicht haben!“
    „Dann müßte ich die hiesigen Gefängnisse kennen.“
    „Die werden nicht viel taugen!“
    „Dann ist es allerdings geraten, die Kerls auf dem Schiff zu lassen, natürlich unter der aufmerksamsten Bewachung.“
    „Well, denke es auch. Das ist also entschieden, und dabei mag es bleiben.“
    Der Mudellier stand auf, machte eine tiefe Verbeugung, lud uns für den Abend zu sich ein und ging. Der Engländer zog eins seiner ironischen Gesichter und fragte:
    „Was sagt Ihr zu diesem Mann, Charley?“
    „Er hält Euch für einen bedeutenderen Kerl, als er selber ist.“
    „Das will ich ihm auch geraten haben! Oder seid Ihr etwa einer anderen Ansicht?“
    „Ich denke über Euch grad so, wie Ihr von mir denkt.“
    „Gut gesagt, sehr gut! Hoffentlich redet Ihr ebenso klug, wenn Ihr gehört habt, was ich Euch jetzt vorzuschlagen habe.“
    „So laßt mich's hören, Sir!“
    „Ihr wollt von hier aus nach Suez und nach Hause?“
    „Nein, sondern nach Bombay.“
    „Daraus wird nichts!“
    „Ah?“
    „Absolut nichts! Ich komme von dort und will nicht so schnell wieder hin. Was habt Ihr denn dort ohne mich zu suchen?“
    „Das, was ich überall zu suchen habe.“
    „Richtig! Es kann Euch also gleich sein, ob Ihr Bombay seht oder nicht.“
    „Mein Reiseplan weist mich hin!“
    „Reiseplan! Überhaupt Plan! Welcher gescheite Kerl wird Pläne machen! Und noch dazu solche! Nehmt doch die Feste, wie sie kommen! Ihr seid ein ganz eigentümlicher Kumpan, wie mir noch keiner vorgekommen ist. Ihr steckt voller Mucken und Fehler wie ein Sieb voller Löcher, und doch muß man Euch gut sein, man mag wollen oder nicht. Ich laß Euch noch nicht fort von mir.“
    „Glaubt Ihr, mich halten zu können?“
    „Yes.“
    „Womit?“
    „Hm! Wollen wir wetten?“
    „Nein; ich wette nicht.“
    „Unsinn! Wartet doch erst ab, bis ich Euch gesagt habe, welche Wette ich meine! Ich setze hundert Pfund darauf, daß Ihr bei mir bleibt. Nun sagt einmal, was Ihr dagegen setzen wollt!“
    „Nichts“
    „Schandbarer Mensch! Diese Wette hätte ich sicher gewonnen! Wollt Ihr mit, Charley?“
    „Wohin?“
    Er senkte schnell den Kopf, so daß ihm der Klemmer vor auf die Nasenspitze rutschte, sah mir über die Gläser hinweg mit einem verlockenden Blick in das Gesicht und sprach nur das eine Wort, aber mit schwerer Betonung aus:
    „Jabadiu!“
    Dieses Wort verfehlte den beabsichtigten Eindruck nicht auf mich; aber ich ließ ihm dies nicht merken und fragte in gleichgültigem Ton:
    „Was ist's damit?“
    „Was es damit ist? Welche Frage! Wißt Ihr denn nicht, was Jabadiu bedeutet?“
    „Es ist der alte Name für Java. Zu Ptolemäus' Zeiten ungefähr wurde die Insel so genannt.“
    „Richtig! Also Java! Nun was sagt Ihr dazu?“
    „Wollt Ihr hin, Sir?“
    „Ob ich will? Wüßte nicht, wer es mir verbieten könnte! Gibt es vielleicht einen Menschen, der das Recht hätte, es Euch zu untersagen?“
    „Nein.“
    „Also abgemacht! Wir dampfen nach Java!“
    „Sachte, sachte, Sir John! Wenn mir auch kein anderer dreinzureden hat, so gibt es doch einen, der seine Einwilligung dazu geben muß.“
    „Wer ist das?“
    „Ich selbst bin es.“
    „Pshaw. Ihr werdet gar nicht gefragt. Möchte doch wissen, was Ihr dagegen vorbringen könntet! Habt Ihr etwa keine Lust?“
    „Lust mehr als genug; aber die Zeit, die Zeit!“
    „Redet doch nicht von der Zeit! So ein Globetrotter, wie Ihr seid, hat immer Zeit. Und was das andere betrifft, wenn Ihr vielleicht denkt, so könnt Ihr Euch doch denken, daß Ihr bis auf das allerkleinste, bis auf die Stecknadel, mein Gast sein sollt.“
    „Daran dachte ich jetzt nicht.“
    „Woran

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