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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe.“
    „Wenn du deine Schmerzen beherrschen willst, so kann ich dich retten.“
    „Ich werde es!“
    Ich schlang den Lasso los und ließ das Schlingende hinab.
    „Lege dir diesen Riemen unter den Armen hindurch um den Leib; ich werde dich emporziehen!“
    Wegen seiner Kleidung und seines verwundeten Armes dauerte es lange, ehe er damit fertig wurde.
    „Wirst du mich nicht fallen lassen?“ fragte er empor.
    „Nein. Halte dich mit dem rechten Arm vom Felsen ab, und hilf mit den Füßen nach!“
    Er gehorchte dieser Weisung, und nach wenigen Augenblicken stand er vor mir, bleich und im höchsten Grad angegriffen. Er war noch ein sehr junger Mann von höchstens vierundzwanzig Jahren. Er mußte große Schmerzen haben, denn er hatte sich während meines Emporziehens die Lippe blutig gebissen.
    „Gib mir deinen Arm; ich will sehen, was ihm fehlt.“
    „Bist du ein Arzt? Kennst du das ‚Tschang-schiyi-thuny‘ und das ‚Wan-Ping-tsui-tschün‘?“ fragte er mich.
    „Ich kenne beide, und auch den ‚Yü-tsuan-i-tsung-kin-kian‘“, antwortete ich, um ihm Vertrauen einzuflößen. „Zeig her!“
    Er gab mir den Arm. Die Untersuchung mußte ihm höchst schmerzhaft sein, denn ich fand, daß er den Arm oberhalb des Ellbogens gebrochen hatte.
    „Dein Arm ist entzwei, aber ich werde ihn heilen, sobald sich die Geschwulst ein wenig gesetzt hat. Kannst du hier emporklettern?“
    „Ich könnte es leicht, aber ich bin matt. Stütze mich.“
    Ich tat dies, mußte aber bald einsehen, daß es in dieser Weise nicht gehen werde. Ich versuchte, sein Gewicht zu taxieren. Er war zwar kräftig, aber nicht zu stark gebaut.
    „Wirst du dich mit den Beinen festhalten können, wenn ich dich auf meine Achseln nehme?“
    „Wolltest du das wirklich tun?“
    „Ja.“
    „Aber ich weiß nicht, wer du bist, und ich mag nicht das Gesetz verletzen, welches mir vorschreibt, höflich zu sein.“
    „Du wirst dieses Gesetz nicht verletzen, denn ich bin kein Dse-tschung-kuo, sondern ein Tao-dse, der dir helfen will. Komm, wollen es versuchen!“
    Ich nahm ihn empor, daß er wie ein Reiter auf meinen Schultern saß und die Füße auf meinem Rücken ineinander schlang. Während er sich mit der Rechten an meinem Kopf und ich mit der einen Hand seine Beine festhielt, versuchte ich, mit ihm bergan zu kommen. Es ging, obgleich ich höchst langsam und vorsichtig steigen mußte, um jeden Fehltritt zu vermeiden.
    Es verging wohl eine halbe Stunde, ehe wir den obern Vorsprung erreichten. Dieser war, wie bereits erwähnt, nur vier Fuß breit, und daher bereitete uns das Absteigen bedeutende Schwierigkeiten. Wir konnten beide leicht hinabstürzen. Ich befahl ihm daher, die Augen zu schließen, kniete nieder und ließ ihn langsam von mir gleiten. Dann rief ich nach oben:
    „Hallo, Master Turnerstick!“
    „Hallo, bin schon da!“
    „Fangt den Lasso auf!“
    Es war nicht leicht, den Riemen emporzubringen, aber es gelang.
    Der Kapitän band ihn oben fest, und ich schlang das andere Ende um den Leib des Chinesen.
    „Bleib stehen, bis ich oben bin“, mahnte ich diesen. „Ahoi, Käpt'n! Ich komme. Ist der Riemen fest?“
    „Well! Wenn er nicht reißt, so mag es gehen, denn ich halte fest.“ Ich griff mich empor und kam auch glücklich oben an. Turnerstick drückte mir freudig die Hand und sagte:
    „Willkommen, Charley! Das war ein fürchterlicher Kurs, den Ihr gesegelt seid; eine solche Passage, und dabei diesen China-Mann auf dem Hals, das ist keine Kleinigkeit. Wer ist der Kerl, wie heißt er, wo kommt er her, was will er hier, und was hat er Euch berichtet?“
    „Das ist ja eine ganze Schiffsladung von Fragen! Werde sie später beantworten, wenn er oben ist. Wir dürfen ihn nicht warten lassen; er hat den Arm gebrochen und leidet große Schmerzen.“
    „Den Arm gebrochen? Armer Teufel! Herauf mit ihm, daß ihr ihn wieder zusammensplissen könnt!“
    Wir waren jetzt zu zweien; darum ging es besser und leichter als das vorige Mal. Trotzdem sank er, als wir ihn oben hatten, sofort vollständig zu Boden. Die Kraft eines festen Willens hatte ihn bisher aufrecht erhalten, jetzt aber nahm ihn eine wohltätige Ohnmacht in ihre Arme.
    „Mit dem steht's schlimm, Charley. Er wird uns doch nicht etwa unter den Händen sterben?“ meinte der Kapitän.
    „Nein. Er hat Schiffbruch gelitten und ist von den Wellen in die Bucht geschleudert worden. Das ist natürlich nicht ohne Stöße und Püffe abgelaufen; der Arm ist entzwei; er hat seit gestern und

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