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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sobald ik wieder in Macao ben, werde ik die ondeugende Gezelschap bestraffen laten!“
    Ich hätte beinahe darüber lachen müssen, daß sie glaubte, vor Hunger, Durst und Ruhelosigkeit ‚schwach und dürr‘ geworden zu sein. Aber dazu tat sie mir doch zu leid. Ich fragte noch:
    „Haben Sie Verwandte, und waren Sie vielleicht verheiratet?“
    „Ik been een Meisje, ik ben nooit een Vrouw gewesen. Mijn Vader und mijne Moeder zien tot, und die andern hebben mij vergeten.“
    „So werde ich mich Ihrer annehmen und Sie zu Ihrer Herrschaft zurückbringen oder wenigstens zurückbringen lassen!“
    Während dieses Gesprächs war der Dschiahur erwacht. Er konnte weder reden noch sich bewegen, aber er funkelte mich mit grimmigen Augen an, und es stand zu erwarten, daß ich in ihm einen sehr zu beachtenden Feind gewonnen hatte. Ich wandte mich an seine Leute:
    „Dieses Weib ist nicht die Frau des Por-tu-ki, sondern nur ihre Dienerin. Der Por-tu-ki wird für sie keinen Li bezahlen, und ich nehme sie mit mir, um ihr die Freiheit wiederzugeben.“
    Es entstand ein leises Murren, und einer wagte sogar den Widerspruch:
    „Das Weib gehört uns, und niemand darf sie uns nehmen. Sie ist die Frau des Por-tu-ki, denn sie ist schöner als diejenige, welche mit ihr ging!“
    Wenn ich ihnen glücklich entkommen wollte, durfte ich mir das nicht bieten lassen. Ich trat daher hart an ihn heran.
    „Ich sehe an deinem Gesicht und an deinen krummen Beinen, daß du kein Tscha-dse, sondern ein Tatar bist. Glaubst du, daß ich als euer Yeu-ki es leide, wenn mich ein Tsao-ta-dse für einen Lügner erklärt? Oder meinst du, daß es mir schwerer wird, dich niederzuschlagen als den Dschiahur, welcher um zwei Köpfe größer ist als du?“
    Ich faßte ihn bei der Kehle und am Oberschenkel, hob ihn empor und warf ihn gegen die Mauer, daß er sicher nun unschädlich war.
    „Richtig, Charley!“ meinte Turnerstick. „Soll ich Euch bei diesem Ballspiel helfen? Der Hieb dieses Menschen hat mich in eine ganz besondere Leidenschaft für solche Zerstreuungen gebracht.“
    „Ist nicht notwendig, Käpt'n, denn ich denke, daß diese guten Leute uns parieren werden.“
    Es war ihnen wirklich anzusehen, daß ich ihnen imponiert hatte.
    „Tretet einmal näher!“ gebot ich den beiden Männern, welche das Boot befehligt hatten. „Euer Boot liegt noch draußen vor dem Kuang-ti-miao?“
    „Ja, Herr.“
    „Wie lange seid ihr bereits an diesem Ort?“
    „Drei Tage.“
    „Wie lange werdet ihr noch bleiben?“
    „Du willst uns versuchen, denn du weißt, daß wir in jedem Kuang-ti-miao nur vier Tage bleiben dürfen.“
    „Gut! Macht euch fertig, uns nach dem Strom zu bringen!“
    „Befiehlst du einen Angriff auf ein Fahrzeug?“
    „Nein. Ihr habt unsere Fahrt unterbrochen und werdet uns daher nach Kuang-tscheu-fu bringen.“
    „Wir gehorchen!“
    Jetzt nahm ich eines der Lichter und trat hinter die drei Statuen. Im Rücken des Kuang-ti führte eine Tür in einen engen, dunklen Raum, welcher zur Aufbewahrung des Tempelinventars zu dienen schien, denn ich erblickte neben künstlichen Kränzen und Girlanden eine Menge geölter Papierlaternen, mehrere Räucherbecken, Tamtams und sogar eine Pauke von chinesischer Konstruktion. Das war das Gefängnis der Niederländerin gewesen. Die Tür hatte ein Schraubenschloß, ähnlich den alten deutschen Mutterschlössern, bei denen der Drücker zugleich als Schlüssel dient, indem er abgedreht und wieder angeleiert werden kann.
    „Käpt'n, bringt einmal den Gefangenen herbei!“ sagte ich.
    „Well! Wollt ihn wohl in diese Koje stauen!“
    „Aus Vorsicht. Mitnehmen können wir ihn nicht, und ihn so wie jetzt liegen zu lassen, ist nicht ratsam, wie Ihr leicht begreifen werdet.“
    Er nahm den Dschiahur beim Kragen und schleifte ihn herbei. Wir brachten ihn in den Raum, und dann verschloß ich denselben und steckte den Schlüssel zu mir.
    Die Drachenmänner hatten dies ruhig mit angesehen; jetzt aber fragte mich einer derselben:
    „Was befiehlst du, das mit dem Dschiahur geschieht? Wer soll seine Gefangennahme dem Kiang-lu melden, du selbst oder wir? Ich bin der Yng-pa-tsung unserer Abteilung und müßte ihn nach Li-ting bringen, wenn du nicht selbst hingehst.“
    Li-ting ist eine kleine Stadt am Pe-kiang und wegen ihrer Goldkarpfenzucht berühmt. Dort also war der Kiang-lu zu suchen.
    „Ich habe Wichtigeres zu tun“, antwortete ich. „Der Dschiahur bleibt bis zum Morgen hier, und dann schaffst du ihn gebunden zum

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