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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Männern, die das Boot befehligt hatten, von welchem wir überfallen worden waren. Sie statteten ihm halblaut einen kurzen Bericht ab, im Laufe dessen sich seine Stirn mehr und mehr verfinsterte. Am Schluß desselben überblitzte er die Seinigen mit einem drohenden Blick und schritt dann grad auf den Kapitän zu, der ihm am nächsten stand.
    „Weg mit dem Schwert!“ gebot er in chinesischer Sprache.
    Auch wer dieselbe nicht verstand, mußte sich über den Sinn seiner Worte im klaren sein, da die begleitende Handbewegung eine sehr deutliche war; dennoch behielt Turnerstick die Waffe in der Hand und öffnete den Mund zu einer Antwort. Er kam aber zu keinem Laut, denn die mächtige Faust des Dschiahur traf ihn so an die Stirn, daß er lautlos zusammenbrach.
    Das war ja mein eigener Jagdhieb, der mir zu dem Beinamen ‚Old Shatterhand‘ verholfen hatte! Es zuckte mir in der Faust, aber ich blieb ruhig, denn mein Schlag sollte ihn nicht so unerwartet und heimtückisch treffen wie der seinige meinen armen Kapitän. Für den Fall eines Faust- oder Ringkampfes war mir nicht bange; es war sehr leicht zu sehen, daß ich hier einer sehr hohen Kraft gegenüberstand, der ich physisch wohl nicht gewachsen, in anderer Beziehung aber vielleicht überlegen war.
    Er trat jetzt zu mir heran.
    „Weg mit dem Becken!“
    Ich regte kein Glied. Sein Arm zuckte blitzschnell empor und gegen mich hernieder, fast zu gleicher Zeit aber auch stieß er einen Schrei aus und wich einen Schritt zurück. Er hatte sich die Rechte verstaucht, da ich mit der Faust den Hieb gegen seine Handwurzel pariert hatte. Unter einem zweiten Schrei der Wut riß er mit der Linken sein Messer hervor und holte gegen meinen Hals aus – ein Schlag von unten und mit der Linken gegen sein Kinn, fast in demselben Moment ein zweiter mit der Rechten gegen seine Schläfe, und er krachte neben Turnerstick auf den Boden nieder.
    Das war den andern denn doch zu viel; sie drangen laut heulend auf mich ein. Ich riß den Talisman hervor, denn jetzt war der Augenblick gekommen, an welchem ich seiner am notwendigsten bedurfte.
    „Halt!“ rief ich ihnen entgegen. „Wer will es wagen, gegen dieses Zeichen zu kämpfen!“
    Die vorderen blieben halten, und schon nach dem ersten Augenblick war ich überzeugt, daß sich das Erkennungszeichen bewähren würde.
    „Ein Yeu-ki“, ertönte es. „Er steht eine Stufe höher als der Dschiahur!“
    Diese Worte belehrten mich, daß die Drachenmänner für ihre Offiziere ganz genau die militärische Gradation in Anwendung brachten. Das Geschenk Kong-nis war kein Talisman, sondern ein geheimes Rangabzeichen. Wie aber war Kong-ni zu demselben gekommen? War vielleicht auch er ein Oberst der Flußpiraten? Er hatte auf mich nicht den Eindruck eines solchen Mannes gemacht. Das Bewußtsein, für einen hervorragenden Unteranführer der Lung-yin zu gelten, gab mir die nötige Sicherheit.
    „Ja, einen eurer Yeu-ki habt ihr gefangengenommen, gefesselt und geknebelt, so daß er sich euch nicht einmal zu erkennen geben konnte. Ihr habt mir alles genommen, aber es war eure Pflicht, mich vollständig auszusuchen; dann hättet ihr das Zeichen gefunden.“
    „Verzeihe uns, o Herr!“ meinte einer. „Nur die sind schuld, welche dich gefangennahmen.“
    Da trat einer der beiden Bootsanführer hervor.
    „Nein, Herr, wir sind auch nicht schuld. Dein Ruderer sagte, du seist ein Tao-dse und dein Begleiter ein Yeng-ki-li. Du fuhrst auf einem gewöhnlichen Tschuan, so daß wir nicht wissen konnten, daß du zu den Unsrigen gehörst. Hättest du einen Lung-tschuan oder einen Lung-yen benutzt und unsere Laterne aufgezogen, so würden wir dir deine Ehre erwiesen haben.“
    „Willst du mir gebieten, was ich zu tun habe? Der Dschiahur hat nach mir geschlagen, ohne mich zuvor zu hören. Bindet ihn!“
    „Dürfen wir es?“
    „Ihr müßt es!“
    Während sie meinem Befehl Folge leisteten, begann der Kapitän sich zu regen.
    „Charley!“ seufzte er, indem er die Augen öffnete.
    „Käpt'n!“
    „Alle Wetter! Wo bin ich? Warum brummt und summt es mir in den Ohren, als hätte ich mich mit einer Handpeitsche einen Hieb … ah, Charley, jetzt weiß ich es!“
    Er sprang auf. Der Hieb des Dschiahur hätte einen andern getötet, Turnersticks Schädel aber besaß eine so gediegene Bauart, daß ihm eine bloße Faust nichts anzuhaben vermochte. Mit der Besinnung war ihm auch sofort das Bewußtsein alles Geschehenen zurückgekehrt.
    „Potz Blitz, da liegt ja der

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