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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kleiner. – Macht weiter!“
    Gleich beim nächsten Hieb brüllte er:
    „Halt, ich weiß, wo er ist!“
    „Wo?“
    „Beim Tsiang-ki-um.“
    „Wo wohnt dieser?“
    „In Li-ting.“
    „Wie heißt er?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Ich sehe, daß mein Mittel noch immer nicht vollständig geholfen hat.“
    „Es kann nicht weiter helfen. Herr. Alle Lung-yin wissen, daß der Tsiang-ki-um in Li-ting wohnt, aber kennen dürfen ihn nur die obersten Anführer.“
    Das leuchtete mir ein, und übrigens merkte ich es dem Bonzen an, daß er jetzt nicht die Unwahrheit sagte. Ich fragte ihn daher weiter:
    „Aber die andern sind nicht mit ihm nach Li-ting?“
    „Nein.“
    „Wohin sonst?“
    „Nach Kuang-tscheu-fu.“
    „Unter Anführung des Lieutenants?“
    „Ja.“
    „Wo sind sie da zu finden?“
    „Im Scham-pan-fu.“
    „Gib den Ort genauer an!“
    „In der Nähe der Schi-san-hang der Ing-kie-li liegt ein Herbergs-Scham-pan, welcher Wan-ho-tien heißt. Dort sind die Drachenmänner stets zu finden.“
    „Halten sie in allen Kuang-ti-miao ihre Zusammenkünfte?“
    „Nicht in allen, sondern nur in denen, welche nahe dem Strom liegen.“
    „Du kennst die, welche gestern hier waren, alle beim Namen?“
    „Nicht einen einzigen. Es dürfen nur solche kommen, welche unbekannt sind. Sie zeigen ihr Erkennungszeichen vor, und man muß ihnen gehorchen, wenn man nicht getötet werden will.“
    „Ich werde die Wahrheit deiner Worte prüfen. Hast du mich belogen, so komme ich wieder und fordere Rechenschaft von dir!“
    „Nun, Charley, wie ist es?“ fragte Turnerstick, als er bemerkte, daß ich mit dem Mann zu Ende war.
    „Die ganze Gesellschaft ist fort.“
    „Alle Wetter; das ist unangenehm! Wohin?“
    „Teils nach Canton, teils auch noch weiter.“
    „Das konnte man sich denken“, bemerkte Halverstone. „Diese Leute werden sich nicht hierher setzen und warten, bis wir kommen. An diesem alten Mauerwerk ist auch nicht viel zu sehen. Laßt uns wieder aufbrechen!“
    „Ich denke, dieser Feldschlangenmann soll vorher erst seine volle Portion bekommen!“ meinte Turnerstick.
    „Kann uns nichts nutzen, Käpt'n!“
    „Well, so werde ich mir wenigstens dadurch Genugtuung verschaffen, daß ich das Schwert dieses Götzen als Andenken mitnehme.“
    „Das würde Diebstahl oder gar Tempelraub sein, und da die Verehrung des Kriegsgottes direkt vom Kaiser befohlen wurde, so könnten wir durch eine solche Tat in die ärgste Verlegenheit geraten.“
    „Ganz wie Ihr wollt, Charley! Aber Rache muß ich haben. Ich werde jeden Drachenmann, der mir begegnet, auf der Stelle erschlagen; darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
    Was konnte ich gegen den Bonzen tun? Ihn anzeigen? Das wäre sicher ganz erfolglos gewesen. Persönliche Rache an ihm nehmen? Das war nicht nach meinem Geschmack. Und so stand es auch mit den Lung-yin überhaupt. Eine Anzeige hätte mir nichts gefruchtet, davon war ich überzeugt. Mich an die Gesandtschaft zu wenden, dazu hatte ich auch keine Lust; ich kannte die mit diesem Rechtsweg verbundenen Weitläufigkeiten zu genau, und gerade hier in China hatten damals die Vertreter der Mächte eine so schwierige Stellung, daß es mir gar nicht einfiel, ihnen oder wenigstens einem von ihnen diese noch mehr zu erschweren. Mein Abenteuer hatte mir bis jetzt keinen anderen Schaden gebracht als den Verlust einer Decke und eines kaum erbsengroßen Stückchens aus dem Ohrläppchen, und beides war nicht schwer zu verschmerzen. Halverstone fragte:
    „Was gedenkt Ihr weiter zu tun in dieser Angelegenheit?“
    Ich antwortete:
    „Nichts, Sir, gar nichts. Ich habe die Überzeugung, daß bei dem Geschäft der Lung-yin hochgestellte Mandarinen mit beteiligt sind. Was kann da ein Ausländer tun?“
    „Das ist richtig. Aber sollen sich zwei Männer wie ihr von diesen Menschen um die Freiheit und noch anderes bringen lassen, ohne wenigstens bei den Vertretern ihrer Nationalitäten einen Schritt zu tun?“
    „Diese Vertreter sind oft recht froh, wenn ihnen die Macht bleibt, nur sich selbst zu vertreten. China ist auf dem Papier und in den Grundzügen seines Regierungssystems ein außerordentlich despotisch beherrschtes Land; aber in keinem Staat ist der Demokratismus in dieser Weise so ausgebildet wie hier. Sozialdemokraten gab es in China schon vor vielen Jahrhunderten, und in keinem Staat haben so viele revolutionäre Umwälzungen, die stets mit einem Thronwechsel verbunden waren, stattgefunden wie in dem Reich der Mitte. Das

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