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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vernichten, welche den guten Chinesen ganz willkommen zu sein scheint? Wenden wir uns an einen Konsul, so wird er die Achseln zucken; er hat sich gar nicht in die Angelegenheiten des Reiches zu mischen und darf nur dann einschreiten, wenn die Angehörigen seines Staates beeinträchtigt werden, und auch in diesem Fall wird seine Bemühung so ziemlich aussichtslos sein. Und wenden wir uns an einen Mandarinen, so müssen wir gegenwärtig sein, daß er auch zu den Lung-yin gehört und uns danach behandelt.“
    „Das klingt ganz verzweifelt vernünftig. Aber es wäre mir ein Gaudium gewesen, dieser Gesellschaft eine Klippe in das Fahrwasser zu wälzen!“
    „Ich bin dabei, wenn ich sehe, daß es überhaupt geschehen kann und uns keinen unverhältnismäßigen Schaden bringt.“
    „Well, so wollen wir uns die Sache erst noch überlegen. Was aber tun wir zunächst jetzt?“
    „Die Stadt ansehen, und zwar erst von außen, denn der Zutritt in das Innere ist fremden Barbaren streng untersagt.“
    „So können wir nicht hinein?“
    „Eigentlich nicht, doch wollen wir sehen, ob es möglich zu machen ist. In diesem Fall werden wir, wenn sich auch nicht gerade die Polizei um uns kümmert, doch mit dem Pöbel zu tun haben.“
    „Da helfen Nasenstüber.“
    „Möchte nicht dazu raten, Käpt'n, wegen des Aufruhrs, der dadurch entstehen könnte.“
    Wir wanderten Ann in Arm weiter. Wenn man die Zahl der Sampans in den Wasserstätten Cantons auf sechzigtausend schätzt, so finde ich diese Zahl noch keineswegs zu hoch gegriffen. Sie waren so zahlreich, daß sie von der Vogelschau aus das Aussehen von Wasserlinsen haben mußten, welche Flüsse, Weiher und Kanäle förmlich bedeckten.
    Die Straßen, durch welche wir gingen, waren sehr eng gebaut, und was mir auffiel, war der Hundetrab, mit welchem sich sämtliche Passanten vorwärts bewegten. Besonders zahlreich vertreten waren die Lastträger, welche durch ihr lautes O-hé, o-hé die Begegnenden vor einem Zusammenstoß warnten. Wie in den muselmännischen Bazars waren die einzelnen Gewerbe je in besondere Straßen und Gassen vereinigt, ein Umstand, welcher die Konkurrenz belebt und dem Publikum sehr zustatten kommt.
    Vor einem Geflügelladen blieb Turnerstick stehen.
    „Was sind das für Vögel, Charley?“
    „Schnepfen und Reiher.“
    „Fein herausgeputzt, wahrhaftig! Das macht Appetit. Wollen wir uns nicht eine Tabagie oder Restauration aussuchen, um etwas zu genießen?“
    „Bin dabei.“
    „Ihr seid natürlich mein Gast.“
    „Werde Euch durch eine abschlägige Antwort nicht unglücklich machen. Aber wie wollen wir speisen, billig oder wie vornehme Chinesen?“
    „Vornehm, vornehm, das versteht sich ganz von selbst! Bestellen werdet Ihr, aber nur nicht etwa Igelbraten, eingelegte Regenwürmer, schwarze Wegschnecken, Käferragout und so ähnliches Zeug, wie es die Chinesen gewöhnt sind!“
    „Habt keine Sorge, Käpt'n! Daß die Chinesen solches Zeug essen, ist bloß Fabel. Nur die Zubereitungsweise ihrer Speisen ist eine von der unserigen verschiedene.“
    „Habe aber doch davon gelesen!“
    „Glaube es! Aber Schwarz auf Weiß ist auch nicht immer wahr. Zunächst hat wohl die Zubereitungsart ihrer Speisen zu dem Glauben Veranlassung gegeben, daß sie Dinge verspeisen, die unserem Gaumen nicht geläufig sind, und wenn nun einmal ein lustiger Chinese veranlaßt gewesen ist, irgendeinen befangenen Ausländer zu Gast zu laden, hat er sich den Spaß gemacht, ihm allerlei seltsame Sachen vorzusetzen, um den Mann ein wenig zu foppen. Das ist das Ganze.“
    „Aber solche Sachen wie Schwalbennester und Seetang essen sie doch ganz gewiß!“
    „Allerdings. Aber der Seetang ist auch wirklich ein sehr nahrhaftes Gewächs, und ein Schwalbennest in obligater Sauce würdet Ihr auch nicht verachten.“
    „Junge Hunde!“
    „Auch! Aber warum sollen sie das nicht? Ist das Fleisch eines jungen Hundes nicht ebenso appetitlich wie das einer jungen Ziege oder eines Kaninchens? Und wenn die Chinesen Haifischflossen essen, so ist dies nicht so widerwärtig wie zum Beispiel unser Käse, der eigentlich doch nur aus in Fäulnis übergegangener Milch besteht. Denkt an unsere Austern und Weinbergschnecken, an das beliebte Kalbsgekröse, an die ‚sauren Flecke‘, an Froschschenkel und vieles andere, so werdet Ihr sicher zu der Ansicht kommen, daß der Chinese nichts Schlimmeres verspeist als wir.“
    „Well, das klingt tröstlich. Sucht also ein Gasthaus!“
    „Dort ist ja gleich eins,

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