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33 Cent um ein Leben zu retten

Titel: 33 Cent um ein Leben zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Jensen
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noch nicht. Und hatte ich mir nicht selbst versprochen, dass ich niemals aufgeben wollte?
    »2 Euro«, sagte ich. »Es geht ihnen schlecht, sie hungern!«
    »Das weiß ich«, sagte sie, und als wollte sie sich versichern, dass Gott sie gehört hatte, hob sie die Augen und sah betrübt zum Himmel.
    »Nur 2 Euro.«
    »Du bist ein guter Junge«, sagte sie, »aber das hilft nicht. Die müssen das selbst hinbekommen. Und weißt du was …« Sie zögerte. Dann nickte sie wieder, sowohl für sich wie für mich, doch eigentlich glaube ich, das Nicken wandte sich an die ganze Welt, denn sie war überzeugt, so klug zu sein: »Ich glaube gar nicht, dass die mit dem Geld umgehen können. Und deshalb ist es besser, wir helfen denen, die es brauchen.«
    »Ja, aber!« Ich wurde fast laut und wollte sagen, dass wenn es jemand brauchte, dann … Aber sie war schneller. Wie können alte blauhaarige Damen doch schnell sein. »Nein, denk an unsere Armen, die Alten, die nicht genug zu essen bekommen und nicht die richtige Medizin. Dort können wir helfen, das ist es wert, und dass die sich freuen, das kannst du aber glauben.«
    Sie blickte sich rasch um, als suchte sie nach jemandem, der für die Alten und Armen Geld sammelte.
    »Es geht ja nicht ums Geld«, sagte sie, »das darfst du nicht glauben. Ich bin nicht geizig, und ich habe genug Geld. Es geht darum, dass es nicht hilft.« Sie sah sich um, fand, wonach sie suchte, nahm einen Geldschein aus dem Portemonnaie, ging drei Schritte zur Seite, faltete den Schein zusammen und ließ ihn durch die Schlitze des Gullideckels fallen.
    Dann richtete sie ihren festen Blick wieder auf mich, sah mich untersuchend an, drehte sich um und ging weiter die Fußgängerzone hinunter.

33
    So wenig. Ein Zwanziger, ein Zehner und drei Euro.
    So viel kostet es, das Leben eines unterernährten Kindes zu retten.
    Heute haben ich und das Kaufhaus Magasin fünf Kindern das Leben gerettet.
    Gestern half H&M . Wir retteten drei Kindern das Leben.
    »Geht’s gut?«, fragt Großmutter.
    »Mit Anne?«
    Sie hebt die Hand an die Wange.
    »Mit Anne geht’s gut.«
    »Weißt du, was es kostet, das Leben eines Kindes in Afrika zu retten?«
    Sie hebt fragend die Augenbrauen.
    »33 Euro.«
    »Dann retten wir drei«, sagt sie, nimmt die Geldbörse und gibt mir 100. »Den einen Euro kannst du behalten. Kauf dir ein Eis.« Sie lächelt.
    Ich nehme das Geld, und auf dem Heimweg radele ich bei der Post vorbei. Giro. Als Einzahler schreibe ich Robin Hood.

RECHNEN
    In Erik Eriksens Stunde stehe ich auf.
    »33«, sage ich.
    »Schwere Rechenaufgabe?«, fragt Herr Eriksen.
    »Ziemlich«, sage ich. »Ziemlich leicht.«
    »33 dividiert durch 18 ist 1,83.«
    Warum 18? Weil wir in der Klasse 17 Schüler sind, und plus Erik Eriksen macht das 18.
    »Und die nächste Dezimalstelle?«, ruft Herr Eriksen.
    »3«, sage ich.
    »Robin Hood«, ruft John.
    »Okay«, sagt Herr Eriksen, steckt die Hand in die Tasche, wühlt ein bisschen und zieht eine Zweieuromünze heraus. Er schnipst sie in die Luft, schnappt sie wieder und wirft sie mir hin.
    »Ich nicht«, ruft John.
    Trotzdem geben mir alle bis auf John 2 Euro.

EIN KONTO DER BANK
    Passwort.
    Ich richte in der Innenstadt ein Konto ein. Das nennt sich Jugendkonto. Ich soll meinen Kinderausweis vorzeigen. Sie müssen wissen, wie alt ich bin.
    »Ich brauche es im Internet.«
    »Erst nächstes Jahr, wenn du 15 bist.«
    »Ich bin alt genug fürs Internet.«
    »Sicher, aber so sind die Bestimmungen.«
    Ich habe die KHK leer geräumt. Das zahle ich aufs Konto ein. 4279.
    Die Dame erklärt breit lächelnd, dass ich schon im nächsten Jahr Geld von einem Konto zum anderen überweisen kann. Wenn ich zum Beispiel ein Fahrrad kaufen will. Das ist mir klar. Sie findet es cool, dass so ein Junge wie ich ein Konto einrichtet.
    »Wofür willst du es benutzen?«
    »Ich werde konfirmiert«, sage ich. »Da bekomme ich bestimmt eine Menge Geld.«
    Sie lächelt so ein feines bankartiges Lächeln, ein bisschen als hinge die Luft voller großer Scheine.
    »Dann wünsche ich dir, dass richtig viel reinkommt«, sagt sie.
    »Das hoffe ich auch«, sage ich.
    Sie gibt mir eine blaue Broschüre. Wie dumm ist das denn! Glauben die wirklich, dass wir solche Idioten sind, die auf ihre elenden Broschüren reinfallen? Mädchen und Jungen sausen auf Inlinern durch die Gegend und lachen und schauen auf ihr Handy und sehen wahnsinnig smart aus. Und dann springen sie in die Luft. Warum springen die immer in die Luft? Das

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